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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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nie irgendeinen Beweis gesehen. Aber jetzt, wo ich nicht mehr lange habe, ist mir eines klar geworden.«
    Ich wartete.
    »Mir ist klar geworden, dass ich recht hatte. Und wie traurig das ist. Ich weiß, es gibt keinen Gott. Ich weiß das, weil Gott kein Arschloch ist. Gott ist auch kein Heuchler. Das wäre aber ein ziemlich armseliger Allmächtiger, der den Glauben eines Sterbenden akzeptieren würde. Das wäre so, als würde man einen Mörder laufen lassen, weil der auf dem elektrischen Stuhl anfängt zu flennen. Wenn ich jetzt plötzlich zu Gott finden würde, dann würde mir Gott oder der Heilige Petrus oder wer auch immer hoffentlich ins Gesicht lachen und mich schnurstracks in die Hölle schicken. Was für ein dämlicher Gott würde jemanden in den Himmel lassen, nur weil der verzweifelt ist und weil die Regeln nicht ganz wasserdicht sind?
    Durch dieses ganze Gott-Zeugs ist jeder gezwungen, das Spiel bis zum Ende durchzuhalten. Aber so funktioniert Poker nicht. Ein guter Pokerspieler spielt anders. Wenn das beste Blatt immer gewinnen würde, wäre Poker ein blödes Spiel. Es wäre ein reines Glücksspiel. Jeder Spieler kann jederzeit verlieren, das unterscheidet Poker von anderen Spielen. Man kann mit jedem Blatt passen. Man kann passen, wann man will. Man kann mitten im Spiel passen. Mit Gewinn oder mit Verlust. Man hat die Wahl.«
    »Im Poker kann man aufgeben, weil man weiß, dass man anschließend weiterspielen kann«, sagte ich, aber mir war nicht geheuer, wie sich das Gespräch entwickelte. Besonders unangenehm war mir, dass Pop in Metaphern sprach, worüber er sich sonst bei jeder Gelegenheit lustig machte.
    »Und im Poker kann man mit schlechten Karten gewinnen, aber mit guten ist es viel einfacher. Ich habe ein Verliererblatt, Jim. Ich bluffe seit Monaten. Das wollte ich nur sagen. Ich habe eine Straße mit Bauer, Jim. Ich kann nicht gewinnen.«
    »Willst du dein Blatt hinschmeißen?«, fragte ich.
    Pop antwortete nicht, und ich drängte ihn nicht. Es dauerte etwa eine Minute, bis Pop sein Schweigen brach.
    »Du wolltest unbedingt Kriegsgeschichten von mir hören. Ich erzähle dir eine. Kümmere dich nicht um die Einzelheiten. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Du solltest nur wissen, dass ich zwar an Kampfhandlungen beteiligt war, aber kein Held. Helden gibt’s überhaupt nicht.
    Ich lag mit diesem Jungen in einem Loch. Er war nur ein Kind. Hubie irgendwas. Ich weiß nicht, ob ich seinen Nachnamen jemals gekannt habe. Er war nicht in meiner Einheit. Wir hatten drei Tage lang gekämpft. Keiner hatte nachgegeben. Ich und Hubie, wir waren in einem Schützenloch und wurden beschossen. Wir konnten uns nicht rühren, aber wir waren dort sicher. Wir warteten auf die Kavallerie. Wir saßen fest, aber es war sicher.
    Irgendwann im Lauf der Nacht – es war sehr ruhig gewesen – da bricht Hubie aus. Er hatte es mit der Angst gekriegt und rannte los. Wie du dir vorstellen kannst, ging die Schießerei sofort wieder los. Die Kugeln flogen ihm nur so um die Ohren. Ich sprang aus dem Loch, packte den Jungen und warf ihn in einen Graben, der gerade genug Deckung bot. War natürlich leichtsinnig von mir.
    Die ganze Nacht, während wir da im Graben lagen, bedankte er sich immer wieder, weil ich ihm das Leben gerettet hatte. Er hörte gar nicht mehr auf. Er schämte sich für seine Angst und weil ich dabei hätte umkommen können. Ich hatte selbst eine Scheißangst. Er sagte die ganze Zeit, er wäre ein Feigling, aber er war nur
ein Kind. Die meiste Zeit redete er darüber, wie ich ihm das Leben gerettet hatte.
    Am nächsten Morgen quetschten wir uns immer noch in diesen Graben, im Grunde nur eine breite Spurrinne von einem Truck. Eine Marineeinheit fand uns und schlug die Truppe zurück, die uns beschossen hatte. Wir schlossen uns der Einheit an und hofften auf eine fairere Schlacht. Nach zwei Sekunden bekam Hubie eine Kugel ins Gesicht. Er war gerade aufgestanden.
    Ich habe sein Leben nicht gerettet. Ich habe gar nichts gerettet. Ich habe seinen Tod hinausgezögert. Um acht Stunden. So verdammt sinnlos. Ich habe ihm acht weitere Stunden Angst beschert. Das war alles. Wir sterben alle, Jim. Vom Moment unserer Geburt an fangen wir an zu sterben. Das ist nicht hochphilosophisch, das ist einfach eine Tatsache. Man kann einem Menschen nicht das Leben retten. Man kann nur das Unvermeidbare hinauszögern.
    »Oder beschleunigen.«
    Wir saßen zwei, drei Minuten schweigend da, bis es an mir war zu reden.
    »Mir ist

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