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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Sie ein wenig Eistee, Herr Gauly? Oder Wassermelone? Ganz frisch vom Markt, genau das Richtige bei der Hitze   …«
    Der Oberstaatsanwalt war nach eigener Aussage wunschlos glücklich – jedoch eher unglücklich, wenn man den angestrengten Gesichtsausdruck zu deuten wusste, mit dem er sich auf der Hollywoodschaukel niederließ. Die buschigen Augenbrauen wölbten sich über seinem Blick. Er schlug seine Beine |206| lässig übereinander, als sei das hier ein fröhliches Sommerfest. Doch sobald beide Männer sicher waren, dass die engagierte Ehefrau außer Hörweite war, wurde die Körperhaltung angespannter, und sie begannen, leise miteinander zu reden.
    Wencke war zu weit entfernt, musste die Position wechseln und kroch hinter den Tomatenstauden entlang drei Meter weiter nach rechts. Eine Gartenschlauchtrommel diente ihr nun als Deckung, da hätte sie keinen Zentimeter größer als einssechzig sein dürfen. Aber von hier aus konnte sie beiden Männern ins Gesicht blicken und sogar einen großen Teil ihres Gesprächs verstehen.
    »…   gut gemacht«, lobte Gauly. »Habe eben mit einer Kollegin telefoniert, die am Nachmittag in der Klinik war. Soweit ich informiert bin, hat alles geklappt.«
    Haigermanns Freude hielt sich in Grenzen. »Und die Verletzungen?«
    »Halb so wild. Und was viel wichtiger ist: Die Kellerbach hat keinen Verdacht geäußert.«
    »Was ist mit dieser verdeckten Ermittlerin?« Jetzt nahm der Heizungsinstallateur seine dunkle Brille ab, seine Augen hatten die Farbe von zerflossenem Himbeereis, und zwar außen und innen. »Hätte ich gewusst, wer sich hinter dieser angeblich so harmlosen Christine Frey verbirgt, wäre meine Knarre geladen gewesen.«
    »Das war ein Alleingang des LKA Niedersachsen, von dem wir keine Ahnung hatten. Die Sache wird sowohl für diese übereifrige Frau Tydmers als auch für ihre Kollegen ein Nachspiel haben, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Das will ich hoffen. In letzter Zeit war das ein bisschen viel mit dem Rocker spielen. Erst Gustav auf der Brücke   …«
    »Da waren Sie doch gar nicht dabei, Haigermann«, warf Gauly dazwischen.
    »Das nicht. Aber man ist ja doch irgendwie involviert, wenn |207| man Bescheid weiß. Hoffen wir, dass die Rechnung jetzt bald mal aufgeht.«
    »Wir arbeiten daran. Kellerbach hat sich auf der Pressekonferenz ordentlich ins Zeug gelegt. Leider gab es von Seiten der Presse wohl ein paar Schwierigkeiten, aber   …«
    Das Geräusch von hochhackigen Damenschuhen auf den Fliesen ließ die beiden Männer verstummen. Frau Haigermann hatte sich tatsächlich umgezogen und trat nun mit hochgestecktem Haar und blumigem Sommerkleid auf die Terrasse, in den Händen trug sie ein Tablett mit Wasserkrug und Gläsern. »Ich wollte Sie nicht verdursten lassen, Herr Oberstaatsanwalt.« Lächelnd schenkte sie ein, und es war deutlich zu erkennen, dass weniger die Gastfreundschaft als die Neugierde sie dazu brachte, die Gläser derart behutsam zu füllen.
    »Es ist ganz wunderbar, dass Sie vorbeischauen, Herr Gauly. Paul und ich sind noch ganz erschüttert. Ein Überfall auf meinen Mann, haben Sie seine Augen gesehen? Der Arzt hat ihm eigentlich verboten, heute nach draußen ins Sonnenlicht zu gehen, noch nicht mal mit Brille, aber Paul lässt sich ja nur ungern etwas sagen.«
    »Danke, Frau Haigermann«, sagte der Oberstaatsanwalt brav, nachdem diese ihm das Wasserglas aufgenötigt hatte.
    »Quasi vor unserer Haustür haben ihm diese drei oder vier Männer aufgelauert!«
    Drei oder vier Männer? Ein bisschen stolz machte es Wencke schon in ihrem Versteck, dass ihre kleine Attacke gleich einem ganzen Trupp gestandener Männer angedichtet wurde.
    »Zum Glück hatte Paul kein Geld dabei, keine Kreditkarten, kein Handy. Das hätten sie ihm alles abgenommen, daran mag ich lieber gar nicht denken   …« Sie setzte sich auf einen Gartenstuhl und seufzte theatralisch. Beinahe tat sie Wencke leid, eine Frau, die meinte, die Welt bricht zusammen, weil |208| ihren Gatten ein Wehwehchen plagte – und die nicht ein Fünkchen Ahnung hatte, was wirklich um sie herum passierte.
    »Das ist doch wieder mal ein Beweis, dass wir mit unserer Bürgerwehr nicht länger warten können, nicht wahr?«
    Jetzt verstand Wencke: Gauly und Haigermann kannten sich über dieses seltsame Aktionsbündnis. Wenn sie das Gespräch richtig deutete, sorgten die ASM V-Anhänger ab und zu selbst für ein bisschen bedrohliche Stimmung in der Bevölkerung, damit ihr Anliegen auch

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