Tauchstation
also auf mit eurem Unsinn und spitzt die Ohren. Ich übergebe jetzt an Mr Davidson.«
Die Taucher dachten nicht daran, zur Kamera hinaufzu sehen. Stattdessen lümmelten sie sich gegen die Wände der Tauchglocke und setzten einen möglichst gelangweilten Gesichtsausdruck auf.
»Wir haben den Kontakt zur Oceanus verloren«, meldete sich Mark. »Wir erreichen sie weder per UQC-Telefon, noch können wir sie auf einem unserer Sonare orten. Jetzt hoffen wir, dass Sie Blickkontakt zu dem Boot aufnehmen können. Sollten Sie die Oceanus nicht sehen, wenn Sie am Bohrloch ankommen, erbitten wir umgehend Meldung. Wir erteilen Ihnen dann weitere Instruktionen. Verstanden?«
»Roger«, entgegnete Richard. »Können wir uns jetzt weiter auf den Tauchgang vorbereiten?«
»Roger«, verabschiedete sich Mark.
Richard und Michael wandten sich wieder ihrem Kampf mit den Flossen zu, und indem sie einander ein winziges biss chen mehr Spielraum zugestanden, schafften sie es schließ lich, sie sich über die Füße zu ziehen. Während Richard sich anschließend mit seiner Tarierweste abmühte, versuchte Michael, seine heruntergefallene Baseballkappe aufzuheben, doch wie er befürchtet hatte, lag sie außerhalb seiner Reich weite.
Fünf Minuten später knatschte es erneut im Lautspre cher, und der Windentechniker teilte ihnen mit, dass sie soeben die Zweihundertfünfundsiebzig-Meter-Marke passiert hatten. Im nächsten Moment wurde ihre Sinkgeschwindigkeit spürbar gedrosselt. Richard und Michael versuchten, Louis möglichst nicht im Weg zu sein, während er die Ver sorgungsschläuche vorbereitete. Da er den Tauchgang aus der Glocke koordinieren würde, fiel die Handhabung der Schläuche in seine Zuständigkeit.
»Wir schalten jetzt die Außenscheinwerfer ein«, kündigte Larry an.
Richard und Michael verrenkten sich so weit, bis sie jeder durch eines der kleinen, einander gegenüberliegenden Bullaugen blicken konnten. Louis war zu beschäftigt, um seine Nase ebenfalls gegen eines der beiden verbleibenden Fens ter zu pressen.
»Ich kann den Grund sehen«, stellte Richard fest.
»Ich auch«, sagte Michael.
Da die Tauchglocke an einem einzigen Stahlseil hing, drehte sie sich langsam, wobei der Versorgungsschlauch sie an einer zu schnellen Rotation hinderte. Sie machte immer erst ein paar Drehungen in die eine Richtung und rotierte dann in die Gegenrichtung zurück. Als sie die Zweihundert achtundneunzig-Meter-Marke und damit ihr Ziel erreichten, machte die Glocke eine letzte Dreihundertsechzig-Grad-Drehung und bot den Tauchern einen Rundblick auf die gesamte Umgebung.
Da sie knapp viereinhalb Meter über der Felsoberfläche einer der höheren Regionen des Unterwassergebirges hin gen, hatten sie einen relativ ungehinderten Blick, der so weit reichte wie das Licht ihrer hell strahlenden äußeren Halogenscheinwerfer. Nur in Richtung Westen war ihr Blick durch eine Felsformation leicht eingeschränkt. Für Ri chard und Michael sah die Formation aus wie mehrere mit einander verbundene Säulen. Der Felskamm ragte etwas aus ihrem Lichtkegel heraus, doch auch die Formation selbst lag am äußersten Rand der von den Scheinwerfern ange strahlten Fläche.
»Siehst du das U-Boot irgendwo?«, fragte Richard an Michael gewandt.
»Nein«, erwiderte Michael. »Aber ich sehe die neue Bohrkrone und die Werkzeuge. Sie sind ordentlich neben dem Kopf des Bohrlochs bereitgelegt.«
Richard löste seinen Blick vom Bullauge und sah zu der Kamera hoch. »Sichtkontakt zur Oceanus negativ«, meldete er. »Aber sie war auf jeden Fall hier.«
»Dann ändern wir den vorgesehenen Tauchplan«, ertönte Larrys Stimme aus dem Lautsprecher. »Mr Davidson möchte, dass sowohl der rote als auch der grüne Taucher die Gegend in Richtung Westen unter die Lupe nehmen. Könnt ihr in dieser Richtung eine Senke erkennen?«
»Was denn für eine Senke?«, fragte Richard.
»Vielleicht seht ihr auch eine Felswand oder eine Klippe«, schaltete sich Mark ein.
»Positiv«, entgegnete Richard, senkte den Kopf und musterte noch einmal die säulenartige Felsformation. »Ich denke, so etwas in der Art kann man da vorne erkennen.«
»Mr Davidson wünscht, dass ihr einen Blick über den Felskamm werft«, befahl Larry. »Wie hoch ist er im Ver gleich zur Tauchglocke?«
»Etwa gleich hoch«, informierte Richard.
»Okay. Dann schwimmt über den Kamm hinweg und seht, ob ihr dort Sichtkontakt zu dem U-Boot bekommt. Mr Davidson vermutet, dass sich hinter dem Kamm womöglich eine
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