Tauchstation
Stelle verharrten.
Den beiden die Druckanzeigen überwachenden Män nern gegenüber war der Platz des Windentechnikers. Er saß vor dem zum Bohrschacht hinausgehenden Fenster auf ei nem hohen Hocker. Seine Hand ruhte auf dem Schalthebel der Winde. Draußen rollte mit der zulässigen Höchst geschwindigkeit das Stahlseil ab, das an dem oben an der Tauchglocke angebrachten Bügel befestigt war. Direkt da neben spulte sich von einer Trommel der Versorgungsschlauch ab, der die Leitungen für das komprimierte Gas, das heiße Wasser und die Kommunikationsdrähte enthielt.
Am äußersten Ende der Station saß Kapitän Jameson und kaute geistesabwesend auf einem Zahnstocher herum. Vor ihm befanden sich diverse Manövrierinstrumente, die die Steuervorrichtungen der Brücke ergänzten. Obwohl ein computergesteuertes System die Schiffspropeller und die Bug- und Heckstrahlruder so einstellte, dass das Schiff wäh rend der Bohroperation stets direkt über dem Bohrloch lag, konnte Kapitän Jameson auch manuelle Änderungen vornehmen, falls dies während eines Tauchgangs erforderlich war.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, fluchte Mark. Er sprang von seinem Stuhl auf und knallte den Bleistift, an dem er un bewusst die ganze Zeit herumgefummelt hatte, mit voller Wucht auf den Tisch. »Wie tief sind die Taucher jetzt?«
»Einhundertsechsundachtzig Meter, Sir«, erwiderte der Windentechniker.
»Versuchen Sie noch einmal, die Oceanus zu erreichen!«, forderte Mark Larry auf und begann hin- und herzulaufen wie ein Löwe im Käfig. Er hatte ein flaues Gefühl in der Ma gengegend, und es wurde immer schlimmer. Warum, zum Teufel, hatte er bloß Perry Bergman ermuntert, mit nach unten zu gehen? Er wusste sehr wohl, wie intensiv Dr. Newell sich dem Studium des Unterwasserbergs widmete und wie erpicht sie darauf war, ausschließlich der Erkundung der Gegend dienende Tauchgänge bewilligt zu bekommen. Wahrscheinlich nutzte sie die Gelegenheit, den Präsidenten von Benthic Marine auf Biegen und Brechen zu beeindrucken, um ihn von ihrem Anliegen zu überzeugen. Möglicherweise drängte sie Donald, Dinge zu tun, die er normalerweise niemals tun würde. Schließlich war Dr. New ell das einzige Besatzungsmitglied, das den ehemaligen, sonst so strikt auf die Einhaltung der Vorschriften bedach ten Marineoffizier zu beeinflussen vermochte.
Mark lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn das U-Boot in einer Felsspalte oder -ritze eingekeilt war, in die es nur deshalb abgetaucht war, um eine bestimmte geologi sche Formation aus der Nähe zu begutachten, wäre das ein Desaster ersten Ranges. Genau das wäre um ein Haar dem in Woods Hole beheimateten U-Boot Alvin passiert, und diese Beinahe-Katastrophe hatte sich auf der Höhe des Mittelatlantischen Rückens zugetragen, nicht weit entfernt also von ihrer derzeitigen Position.
»Immer noch keine Antwort«, verkündete Larry nach et lichen vergeblichen Versuchen, die Oceanus über das UQC- Telefon zu erreichen.
»Vom Seitenortungssonar irgendein Zeichen von dem U-Boot?«, fragte Mark den Sonar-Techniker.
»Nein.« Peter schüttelte den Kopf. »Absolut nichts. Auch die Hydrofone am Kopf des Bohrlochs haben keinen Kontakt zum Signal der Oceanus. Sie müssen auf eine ex trem ausgeprägte thermische Schicht gestoßen sein. Es scheint fast so, als wären sie auf den Meeresgrund hinab gesunken.«
Mark blieb stehen und sah erneut auf die Uhr. »Wie viel Zeit ist vergangen, seitdem die Erde gezittert hat?«
»Gezittert ist gut«, knurrte Larry. »Das war ein ausge wachsenes Beben. Laut Tad Messenger hatte es eine Stärke von vier Komma vier Punkten auf der Richter-Skala.«
»Wundert mich nicht«, stellte Mark fest. »Immerhin hat es sämtliche auf dem Deck aufgestapelten Rohre durchein ander geworfen. Wie heftig das Beben erst da unten gewe sen sein muss, wenn wir es selbst hier oben als so stark emp funden haben! Wie lange ist es jetzt her?«
Larry warf einen Blick in sein Logbuch. »Knapp vier Mi nuten. Sie glauben doch nicht etwa, dass das Beben irgend etwas mit unserem Kontaktverlust zur Oceanus zu tun hat, oder?«
Mark wollte darauf nur ungern antworten. Er war zwar nicht abergläubisch, aber er behielt seine Befürchtungen trotzdem lieber für sich, als ob er durch sein Schweigen ver hindern könnte, dass sie sich bewahrheiteten. In Wahrheit befürchtete er, dass das Erdbeben womöglich einen Fels zum Abrutschen gebracht und die Oceanus eingekeilt hatte. Wenn Donald auf Suzannes Bitten
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