Tauchstation
doch die Möglichkeit be steht. ..« Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen. Sein Gefühl sagte ihm, dass es keine Hoffnung gab. Donald Fuller hatte das U-Boot direkt in den Schlot eines Vulkans ge steuert, und das unmittelbar vor einem Ausbruch.
»In Ordnung«, entgegnete Larry. »Ich lasse den Schlit ten vorbereiten. Aber was ist mit den Bohrungen? Sie wollen doch hoffentlich kein weiteres Taucherteam nach unten schicken, wenn der Vulkan sich wieder beruhigt hat?«
»Um Himmels willen – nein!«, entsetzte sich Mark. »Weitere Bohrungen an diesem verdammten Berg interessieren mich nicht die Bohne, erst recht nicht, nachdem Perry Bergman nicht mehr unter uns ist. Das Ganze war seine verrückte Idee, nicht meine. Wenn die vom Kameraschlitten gelieferten Bilder bestätigen, dass der Schlot oder das Loch oder was auch immer mit frischer Lava gefüllt ist und wir keine Spur von der Oceanus entdecken, sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich hier wegkommen.«
»Klingt gut«, stellte Larry fest. »Ich kümmere mich dar um, dass der Schlitten so schnell wie möglich zu Wasser ge lassen werden kann.«
»Danke«, murmelte Mark. Dann beugte er sich nach vorn und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so schlecht gefühlt.
K APITEL 6
Suzanne erholte sich als Erste von dem Schock, den das rasante Absinken in die Tiefe bei ihr und den beiden Männern an Bord der Oceanus hervorgerufen hatte. »Ich glaube, es hat aufgehört. Gott sei Dank!«, brachte sie sto ckend hervor.
Den drei vor Angst gelähmten Insassen des U-Boots wa ren die vergangenen Minuten, in denen sie in dem mysteriösen Schacht wie ein Stein nach unten geplumpst waren, wie eine Ewigkeit vorgekommen. Es war, als wären sie durch einen riesigen Schornstein auf den Grund des Ozeans hinabgesogen worden. Während des Sinksturzes war die Oceanus absolut manövrierunfähig gewesen, egal, was Do nald Fuller auch versucht hatte.
Zuerst waren sie geradewegs nach unten gesaugt wor den, doch dann hatte das Boot sich zu allem Überfluss auch noch wie ein Kreisel zu drehen begonnen und war ein ums andere Mal gegen die Felswände gekracht. Bei einer der ers ten Kollisionen waren die äußeren Halogenscheinwerfer zerstört worden, kurz darauf hatte es unter heftigem Knir schen und Krachen den Schwenkarm an der Steuerbordseite erwischt.
Perry war der Einzige gewesen, der während des Marty riums geschrien hatte, doch irgendwann war auch ihm die Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst geworden, und es hatte ihm die Stimme verschlagen. Er hatte nur noch hilflos zugesehen, wie die digitale Anzeige des Tiefenmessers in ra santem Tempo in die Tausender ging. Die Zahlen waren so schnell hintereinander aufgeblitzt, dass er sie nur noch als ein verschwommenes Geblinke wahrgenommen hatte. Als sie auf fast sechstausendeinhundert Meter hinuntergerast waren, konnte er nur noch an die niederschmetternde Zahl denken, die Donald ihm vor dem Abtauchen genannt hatte: Sie hatten die Zerstörungstauchtiefe so gut wie erreicht!
»Ich glaube, wir bewegen uns nicht mehr«, flüsterte Su zanne. »Was kann das bloß gewesen sein? Ob wir endlich den Grund erreicht haben? Aber ich habe gar keinen Auf prall gespürt.«
Sie saßen völlig regungslos, als ob sie befürchteten, der unverhofften, aber willkommenen Ruhe durch die kleinste Bewegung ein Ende zu setzen. Sie atmeten flach und in kurzen Hechelzügen, auf ihren Stirnen hatten sich Schweiß perlen gebildet. Aus Angst, dass die Talfahrt womöglich je den Moment erneut einsetzte, hatte bisher keiner gewagt, seinen Platz zu verlassen.
»Von meinem Gefühl her würde ich auch sagen, dass wir nicht mehr sinken«, brachte Donald hervor. »Aber sehen Sie sich nur den Tiefenmesser an.« Seine Kehle war so tro cken, dass er nur noch krächzen konnte.
Die drei richteten ihre Augen erneut auf die unheilvolle Anzeige, die ihren Blick während der vergangenen Minuten so unerbittlich gefesselt hatte. Die digitalen Ziffern beweg ten sich wieder, zunächst langsam, dann aber immer schneller, doch anders als noch ein paar Sekunden zuvor rasten sie jetzt in die entgegengesetzte Richtung.
»Aber ich spüre nicht die geringste Bewegung«, stellte Suzanne verwundert fest. Sie atmete tief aus und versuchte ihre Muskeln zu entspannen. Die anderen taten es ihr gleich.
»Ich auch nicht«, stimmte Donald ihr zu. »Aber sehen Sie sich die Anzeige an! Sie spielt vollkommen verrückt.«
Die Ziffern rasten
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