Tauchstation
Unter stützung fielen ihm nach und nach bruchstückhaft weitere Details ein. Er erinnerte sich, wie sie mit der Tauchglocke hinuntergelassen worden und ins Wasser gegangen waren.
»Das ist alles?«, hakte Donald nach. »Ab dem Verlassen der Tauchglocke haben Sie beide ein Blackout?«
Richard und Michael nickten.
»Wieso sehen Sie eigentlich alle so aus, als kämen Sie di rekt aus einem Schweinestall?«, fragte Richard. Statt eine Antwort abzuwarten, zogen ihn auf einmal die Wände in den Bann. »Wo sind wir hier eigentlich? In einer Art Kran kenhaus?«
»Nein«, erwiderte Donald. »Wir wissen es auch nicht. Wir können Ihnen lediglich erzählen, wie wir hier gelandet sind. Dann wissen Sie auch, warum wir so verdreckt sind.«
»Das ist ja schon mal etwas. Schießen Sie los!« Richard musterte ihn gespannt.
Also berichtete Donald den beiden sich an der Wand abstützenden Tauchern von der Odyssee mit der Oceanus und dem sich anschließenden Marsch durch die verschlammte Höhle. Die Geschichte klang natürlich an den Haaren her beigezogen, weshalb Richard und Michael ungläubig die Augen zusammenkniffen.
»Wollen Sie uns auf den Arm nehmen?«, fragte Richard, als Donald geendet hatte, und nahm die drei argwöhnisch ins Visier. Das musste alles ein Scherz sein, aber so einfach ließ er sich nicht verarschen. Michael nickte zustimmend.
»Wir nehmen Sie nicht auf den Arm«, versicherte Do nald.
»Sehen Sie sich doch diesen Raum an!«, forderte Su zanne die beiden Taucher auf.
»Versuchen Sie sich noch einmal zu erinnern«, drängte Donald die beiden. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Vielleicht fällt Ihnen doch noch ein, wie Sie hier gelandet sind. Ist Ihnen unterwegs irgendjemand begegnet?«
Richard schüttelte den Kopf und schob mit dem Fuß die Bruchstücke der Kugel zur Seite. Das Material war jetzt nicht mehr starr und spröde, sondern elastisch. »Wollen Sie uns im Ernst weismachen, dass wir in diesem Zeug drin ge wesen sind? Sie sagten doch eben, die Kugeln hätten aus gesehen wie aus Glas. Wenn Sie mich fragen, haben diese Überreste nicht gerade eine Ähnlichkeit mit Glas.«
»Vor ein paar Minuten sahen sie noch ganz anders aus«, versicherte Suzanne.
»Wir glauben, dass wir auf einem russischen U-Boot- Stützpunkt gelandet sind«, sagte Donald.
»Einspruch!«, fuhr Suzanne dazwischen. »Sie glauben das.«
»Auf einem russischen U-Boot-Stützpunkt?«, wiederhol te Richard. »Sie machen wohl Witze!« Er richtete sich auf und inspizierte den Raum mit neu entflammtem Interesse. Michael tat es ihm gleich. Sie tasteten die spiegelnden Wän de ab, und Richard klopfte mit den Knöcheln gegen die glänzende Oberfläche. »Was ist das eigentlich? Titan?«
Suzanne wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sie von einem lauten Zischen unterbrochen wurde. Alle fünf starrten gebannt auf die Stellen, an denen eben noch die Kugeln gestanden hatten. Aus den jetzt frei liegenden Lö chern stiegen Dunstschwaden empor. Im Nu verpestete bei ßender Gestank die versiegelte Kammer, und ihre Augen begannen zu tränen.
»Wir werden vergast!«, röchelte Suzanne, bevor ein hef tiger Hustenanfall jedes weitere Wort erstickte.
Panisch wichen die fünf zurück und pressten sich gegen die kalten Metallwände, doch auch dort fanden sie keinen Schutz vor dem beißenden Gas. Sie husteten sich die Lun gen aus dem Leib, und ihre Augen brannten so schmerz haft, dass sie sie schließen mussten.
»Auf den Boden!«, schrie Donald.
Bis auf Perry folgten alle seiner Aufforderung. Sie warfen sich nieder und versuchten vergeblich, mit den Händen Mund und Nase zu bedecken. Perry stolperte zurück zu der nach draußen führenden Tür, pochte wie besessen dagegen und verlangte hysterisch kreischend, dass man sie öffnen möge.
Doch die Tür rührte sich keinen Millimeter. Immerhin war Perry trotz seiner Panik und seiner körperlichen Qualen noch erstaunlich geistesgegenwärtig und registrierte, dass das Gas weder sein Bewusstsein trübte noch Schwindel her vorrief. Offenbar hatte es doch nicht die befürchtete tödli che Wirkung.
Er nahm seine gesamte Willenskraft zusammen und schaffte es, seinen Husten für einen Moment zu unterdrü cken und die Augen zu öffnen. Im ganzen Raum hing dichter nebelartiger Dunst, sodass er kaum etwas sehen konnte. Doch ihm fiel etwas anderes auf: Seine Arme waren plötz lich nackt.
Neugierig, was wohl mit den Ärmeln seines Jogging anzugs passiert war, sah er genauer hin und registrierte, dass
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