Tauchstation
wollen.«
»Haben Sie gerade bewusst das Wort Humanoid verwen det?«, staunte Suzanne.
»Ja, natürlich«, bestätigte Sufa. »Unsere Arbeiterklone sehen sehr menschlich aus, aber sie sind in Wahrheit eine Mischung aus androiden Elementen, speziell konstruierten biomechanischen Teilen und Zellen von Hominiden. Sie bestehen also zu einem Teil aus Maschine und zu einem an deren Teil aus lebendem Organismus, was sie angenehmerweise dazu befähigt, für sich selbst zu sorgen und sich fortzupflanzen.«
Suzanne starrte Sufa an. Ihr Blick verriet Unglaube und Bestürzung. Sufa las in ihren Augen fälschlicherweise Angst.
»Keine Sorge«, versuchte sie Suzanne zu beruhigen. »Sie lassen sich ganz einfach handhaben, und sie sind un glaublich hilfsbereit. Sie sind wirklich wunderbare Kreaturen – das werden Sie schnell feststellen. Ihr einziger kleiner Nachteil ist, dass sie genau wie ihre Vorfahren, die Hominiden, nicht sprechen können. Aber sie verstehen Sie per fekt.«
Bevor Suzanne eine weitere Frage stellen konnte, öffnete sich eine der dem Schrank gegenüberliegenden Türen, und eine Frau von klassischer Schönheit betrat den Raum. Erst in diesem Augenblick wurde Suzanne bewusst, dass sie eine grotesk aussehende Maschine erwartet hatte. Doch die ein tretende Frau war ausgesprochen hübsch. Sie hatte klassi sche Gesichtszüge, blondes Haar, alabasterfarbene Haut und dunkle, ausdrucksstarke Augen. Sie trug einen schwarzen Satinoverall mit langen Ärmeln.
»Hier sehen Sie ein schönes Exemplar eines weiblichen Arbeiterklons«, erklärte Sufa. »Sie werden feststellen, dass sie einen Ring im Ohr trägt. Aus irgendeinem Grund, den ich nie richtig verstanden habe, tragen alle Arbeiterklone solche Ohrringe. Ich glaube, es hat mit ihrem Stolz oder ih rer Abstammung zu tun. Wie Sie sehen, ist sie ausgespro chen hübsch; die männlichen Exemplare sehen ebenfalls sehr gut aus. Das Entscheidende aber ist, dass die Arbeiter klone alles daransetzen, Ihnen Ihre Wünsche zu erfüllen. Was auch immer Sie wollen – sagen Sie es ihr einfach, und sie wird keine Mühe scheuen, sich für Sie aufzuopfern. Na türlich nur, soweit sie sich dabei nicht selbst verletzt.«
Suzanne starrte der Klonfrau in die Augen und glaubte, in zwei schwarze Wasserlachen zu blicken. Ihre Gesichts züge waren ähnlich fein und hübsch wie die von Sufa, doch ihre Miene war vollkommen ausdruckslos.
»Hat sie einen Namen?«, fragte Suzanne.
»Um Himmels willen – nein!« Sufa gluckste. »Das würde die Dinge wirklich verkomplizieren. Wir wollen schließlich keine persönlichen Beziehungen zu den Arbeitern aufbau en. Das ist zum Teil auch der Grund, weshalb wir sie nie zu sprechenden Kreaturen weiterentwickelt haben.«
»Aber sie tut trotzdem, worum ich sie bitte?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Sufa. »Sie macht alles, was Sie wollen. Sie kann zum Beispiel Ihre Kleidung abholen und waschen, das Badewasser einlassen, Ihren Kühlschrank auffüllen oder Ihnen eine Massage verabreichen. Sie kann sogar die Temperatur Ihres Swimming-Pools verändern. Sie tut einfach alles, was Sie von ihr verlangen.«
»Ich glaube, für den Augenblick wäre es am besten, wenn sie jetzt wieder ginge«, sagte Suzanne. Sie merkte, dass sie innerlich zitterte. Die Vorstellung, mit einer Kreatur zu tun zu haben, die halb Mensch und halb Maschine war, beunruhigte sie zutiefst.
»Geh, bitte!«, befahl Sufa. Die Frau drehte sich um und verließ den Raum so leise, wie sie ihn betreten hatte. Sufa wandte sich wieder Suzanne zu. »Wenn Sie das nächste Mal nach einem Arbeiterklon verlangen, wird wahrscheinlich je mand anders kommen, je nachdem, wer gerade Zeit hat.«
Suzanne nickte, als ob sie verstanden hätte. Dabei begriff sie in Wahrheit überhaupt nichts. »Wo kommen die Arbeiterklone denn her?«
»Aus dem Untergrund«, antwortete Sufa.
»Dann leben sie in Höhlen?«, fragte Suzanne weiter.
»Vermutlich.« Sufa zuckte mit den Schultern. »Ich bin noch nie da unten gewesen, und ich kenne auch sonst nie manden, der jemals dort war. Aber genug jetzt zu den Ar beiterklonen! Ich muss Sie bald zum Essen in den Speisesaal bringen. Möchten Sie vorher noch schwimmen oder ein Bad nehmen? Viel Zeit haben wir nicht mehr, aber für ein Bad sollte es reichen.«
Suzanne musste schlucken. Ihre Kehle war vollkommen ausgetrocknet. Nach allem, was Sufa ihr gerade vorgeführt hatte, fiel es ihr schwer, auch nur eine einfache Entscheidung zu treffen. Sie warf einen Blick auf den Pool. Das
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