Taumel der Gefuehle - Roman
Gesicht. »Ich bin allerdings froh, dass du es mir gesagt hast. Denn ich würde ihn in nächster Zeit gerne öfter sehen, und ich möchte nicht, dass du den geringsten Zweifel hast, welchen Platz er in meinem Herzen innehat.« Dann nahm sie seine Hände in die ihren und sah ihm fest in die Augen. »Adams Vater ist tot, North. Im Januar werden es fünf Jahre. Er starb in einer Stadt namens New Orleans. Der Krieg gegen die Vereinigten Staaten war bereits beendet, da gab es dort noch ein unsinniges Scharmützel.«
»Das tut mir Leid, Elizabeth.« Und er meinte die Worte wirklich ernst. »Wie hast du davon erfahren?«
»Louise. Mein naives Geständnis hatte nichts ausgelassen, nicht einmal|... seinen Namen. Sie stellte Nachforschungen an und fand schließlich heraus, was mit ihm geschehen war. Louise tat es jedoch nicht aus Freundlichkeit. Sie hätte auch ihn auf die eine oder andere Art benutzt, wenn er nicht bereits im Kampf gefallen wäre.« Elizabeths Augen verdunkelten sich. »Ich hasse sie, North. Ich hasse sie und ihren Gatten, und ich hasse, was sie aus mir gemacht haben. Ich verabscheue es, dass ich nicht Nein sagte und immer glaubte, ich hätte nicht anders handeln können.« Ihre Stimme wurde zu einem kaum verständlichen Flüstern. »North, ich hasse sie mit einer Inbrunst, zu der ich niemals fähig zu sein glaubte.«
North nahm sie fest in die Arme und küsste ihr liebevoll
den Haaransatz. Er war froh, dass Elizabeths Kopf an seiner Schulter lehnte und sie den verzweifelten Zorn, den er gegen den Baron und die Baronin hegte, nicht in seinem Gesicht lesen konnte.
»Du bist also zurück.« Louise musterte Elizabeth abschätzig von Kopf bis Fuß. »Öffne doch bitte die Vorhänge, meine Liebe«, sagte sie. »Es ist hier recht düster, nicht wahr? Ich fürchte allerdings, dass sich der Tag auch durch etwas Sonnenschein nicht bessern lässt.«
Wortlos durchquerte Elizabeth den Salon und zog die dunkelgrünen Samtvorhänge auf. Nebel drückte gegen die Fensterscheiben. Als Elizabeth sich umdrehte, überraschte es sie nicht, dass Louise sie noch immer scharf beobachtete.
Träge strich Lady Battenburn den Stoff ihres Kleides glatt. »Zugegebenermaßen bin ich verwundert, dass du zu dieser Tageszeit hier eintriffst. Soll ich etwa annehmen, du bist derart begierig, mich zu treffen?«
»Ich dachte, dir sei es wichtig, mich wiederzusehen«, entgegnete Elizabeth kühl. »Mein Gatte berichtete mir, du seist nach Merrifeld Square gekommen, um dich nach mir zu erkundigen.«
»Es war ein äußerst unbefriedigendes Gespräch.« Louise hob ihre Teetasse an den Mund. »Zieh nicht so ein Gesicht, Elizabeth. Ich kann sein Verhalten entschuldigen, da es ihm nicht gut ging. Er sah wirklich schlecht aus. Wie ich später Harrison gegenüber bemerkte, schien es mir, als wisse er nicht, wo du dich aufhieltest, was wohl der Grund für seinen Missmut war.«
Elizabeth konnte sich nicht vorstellen, dass Northam mürrisch gewesen war. Diese Beobachtung sagte mehr
über den angegriffenen Zustand von Louises Nerven aus. »Ich bin ja jetzt hier«, erwiderte sie.
»Und ein wenig zu sehr von dir eingenommen. Das mag ich nicht, Elizabeth. Außerdem musst du mir einiges erklären. Bist du vor deinem Ehemann davongelaufen oder vor mir?«
Elizabeth hatte geahnt, dass diese Frage käme. Sie versuchte, überrascht zu wirken, während sie ihre einstudierte Antwort gab. »Vor euch beiden, Louise. Ich brauchte etwas Zeit zum Nachdenken. Northam wusste allerdings genau, wo ich war. Ich nehme an, dass sein Stillschweigen damit zu tun hat, dass er meine Privatsphäre achtet.«
»Und wo warst du?«, fragte sie misstrauisch.
»Ich habe Lord Worth, Northams Großvater, auf Stonewickam besucht.«
Louise blieb unversöhnlich. »Es war rücksichtslos von dir, ohne ein Wort wegzufahren.« Verärgert reckte sie ihr rundes Kinn in die Höhe. »Hattest du etwa Zweifel, was unsere Vereinbarung betrifft?«
Elizabeth setzte sich in einen Sessel im Queen Anne Style gegenüber dem Sofa. »Ich hatte immer Zweifel, was unsere Abmachung betrifft, und habe sie schon des Öfteren geäußert. Nun habe ich jedoch auch Zweifel, was meine Ehe angeht.« Sie hob eine Hand, um Louises Einwand abzuwehren. »Du kannst allerdings unbesorgt sein, denn ich sehe aus keinem der beiden Gefängnisse einen Ausweg.«
Louise betrachtete Elizabeth sorgfältig und wägte die Aufrichtigkeit ihrer Worte ab. »Dann ist nun endlich Schluss mit diesem Unsinn«, meinte sie
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