Taumel der Gefuehle - Roman
schließlich. »Du wirst nie wieder verschwinden, ohne uns vorher Bescheid
zu geben. Ich muss mich darauf verlassen können, Libby. Ich mag es nicht, dass du Northam von deinen Plänen unterrichtest, und er mir nicht sagen will, wo du dich aufhältst. Wir müssen ihn für unsere Sache gewinnen.«
»Oh, das ist nicht nötig. Es hat auch so bisher gut geklappt. Ich war stets vorsichtig, um ihm nichts von unserer Vereinbarung erzählen zu müssen.«
Louises volle Lippen wurden für einen Moment zu einem dünnen Strich. »In dieser Angelegenheit bin ich fest entschlossen, Elizabeth. Wenn du ihm tatsächlich noch nichts offenbart hast, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er die Wahrheit selbst herausfindet.«
»Ich glaube wirklich nicht, dass es eine gute Idee wäre, Louise. Er wird sich nicht so einfach einfangen lassen wie ich. Du kannst nicht hoffen, ihn zu kontrollieren.«
»Du hast ihn eingefangen, meine Liebe«, entgegnete Louise süß. »Was ist eine Ehe denn anderes? Der Mann mag ab und zu wie ein großer Tiger in seinem Gefängnis hin- und herschleichen, aber er ist zufrieden mit seinem Los. Dein Gatte ist keine Ausnahme.«
Elizabeth war froh, dass sie saß. Sie verspürte den heftigen Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Es zu unterdrücken gelang ihr nur, indem sie Louise nicht direkt anblickte, sondern einen Punkt knapp über deren Schulter. »Ich denke nicht, dass Northam glaubt, er sei gefangen«, entgegnete sie kurz darauf.
»Natürlich denkt er das nicht. Noch nicht. Das muss sich allerdings ändern.« Louise griff nach der Teekanne und goss sich nach.
»Ich nehme an, du hast einen Plan.« Elizabeth war sich sicher, dass Louise bereits seit längerer Zeit etwas Derartiges
in der Tasche hatte, vielleicht sogar schon, seit ihr das erste Mal Northams Interesse an Elizabeth aufgefallen war. »Ich muss dich warnen, Louise. Northam wird sich nicht herumschubsen lassen.«
Verächtlich winkte Louise ab. Sie war davon überzeugt, dass sich ihr Vorhaben umsetzen ließ. »Du hast von dem Winterball des französischen Botschafters gehört?«
Vorsichtig, um sich ja nicht zu verraten, nickte Elizabeth.
»Es ist eines der begehrtesten Feste der Saison. Der Prinz wird sicherlich anwesend sein. Und natürlich Wellington. Nun, auch dein eigener Vater wird eingeladen werden.«
»Und du, Louise? Habt ihr bereits eine Einladung erhalten?«
»Sie wird gewiss dieser Tage eintreffen.« Sie hielt kurz inne und hob eine Augenbraue, um sicherzustellen, dass Elizabeth sie verstand. Als diese nickte, fuhr Louise gut gelaunt fort. »Schön. Ich hoffe, du hast bereits zugesagt.«
»Das hat Northam übernommen.«
Louise verbarg ihre Freude nicht. »Das dachte ich mir schon. Wie schön von ihm! Du wirst sehen, Elizabeth, wie sich alles für uns zum Guten wenden wird.«
Verärgert warf Elizabeth ihre Haube und die Handschuhe auf einen Sessel, während sie Northams Arbeitszimmer mit großen Schritten durchmaß. North sah von seinen Papieren auf, als Elizabeth sich ihrer Pelisse entkleidete und sie gedankenlos beiseite legte. Ihr Aufruhr war so heftig, dass ihre Wangen gerötet waren, und ihre Augen wie Diamanten funkelten. Wäre sie nicht gerade von
Lady Battenburn zurückgekehrt, hätte Northam seiner Gattin ein Kompliment wegen ihres hübschen Aussehens gemacht.
Elizabeth schritt zum Kamin und streckte die Hände aus. »Es ist nicht Wärme, nach der es mich verlangt, sondern eine gründliche Reinigung«, flüsterte sie. »Ich wollte zuerst einfach nicht glauben, dass du Recht hattest, was Louise betrifft. Doch jetzt bin ich mir sicher, dass sie für die gestohlenen Dokumente verantwortlich sind.« Sie machte eine kurze Pause und blickte verstohlen in Northams Richtung. »Louise wünscht eine Einladung auf den Ball des Botschafters.«
North setzte sich aufrecht hin und drehte sich zu Elizabeth. »Das lässt sich leicht einrichten.«
»Du bist nicht überrascht?«
»Wir wussten beide, dass sie deine Loyalität sehr bald auf die Probe stellen würde. Ich an ihrer Stelle hätte dieselbe Abendveranstaltung ausgesucht.«
»Sie möchte dich in ihr schmutziges Spiel einbeziehen.«
»Das war zu erwarten«, entgegnete er. »Ich hoffe, du hast nichts verraten.«
Elizabeth schnaubte vor Wut. »Ich bin eine ausgesprochen begabte Lügnerin.« Als sie die Bedeutung ihrer Worte erkannte, wurde sie erneut rot. »Das ist eine äu ßerst belastende Verteidigung, nicht wahr?«
»Ja, äußerst belastend.« Grinsend
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