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Taumel der Gefuehle - Roman

Taumel der Gefuehle - Roman

Titel: Taumel der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Beate Brammertz
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Steinpfade wurden von dem Mondschein, der langsam aufkam, in glänzendes Weiß getaucht. Fackeln am Wegesrand warfen ein gespenstisches Licht auf die verfallene Abteiruine. Mehr als vierzig verschiedene Rosenarten verliehen der Abendluft eine betörende Note. Der Duft war köstlich und sinnlich, ohne bedrückend zu sein. Gelegentlich regte sich ein Fasan in den Büschen, oder ein Hase huschte über die Wiese.
    Northam und Elizabeth waren bereits seit mehreren Minuten nebeneinander hergeschritten, ohne ein Wort zu wechseln. Es war Elizabeth, die die Stille durchbrach. »Hast du von der Herzoginwitwe eine Antwort erhalten, Mylord?«
    »Willst du mich nicht North nennen?«, fragte er. »Oder Brendan?« Sie schwieg beharrlich. »Nein, meine Mutter ist zu sehr beschäftigt, die Reise nach Battenburn vorzubereiten, um Zeit für einen Brief zu erübrigen.«
    Elizabeth sah ihn streng an. »Du machst einen Witz.« Aber sie konnte in seinem Gesicht sehen, dass er keineswegs scherzte. Im Mondlicht war sein perfekt geschnittenes Gesicht noch überwältigender als sonst. »Du hast doch nichts dagegen, dass sie kommt?«, wollte er wissen.
    »Es würde doch nichts daran ändern.« Er drehte den Kopf zu Elizabeth und las in ihrem Antlitz die Furcht, die sie nicht zu verbergen wusste. »Ich würde liebend gerne deine Befürchtungen meine Mutter betreffend zerstreuen«, fuhr er fort, »aber ich nehme an, dass das nicht möglich
ist. South kommt allerdings gut mit ihr aus. Vielleicht würdest du mir glauben, wenn er es dir persönlich mitteilte.«
    »Lord Southerton hat dich auch nicht zu einer Heirat gezwungen. Deine Mutter hat keinen Grund, schlecht von ihm zu denken.«
    Die vielen Jahre unter dem Kommando von Blackwood hatten ihn gelehrt, sich die Schlachten, die er schlug, sorgfältig auszuwählen. Er war nicht geneigt, diesen Kampf auszutragen, wenigstens nicht zu diesem Zeitpunkt. »Und deine Familie?«, fragte er ausweichend. »Was hast du von ihnen gehört?«
    Elizabeth spürte, dass sich ein Steinchen den Weg in ihren Schuh gebahnt hatte. Der leichte Schmerz lenkte sie ab und half ihr, ihre gespielte Gleichgültigkeit glaubwürdiger erscheinen zu lassen. »Mein Vater hat dem Baron geschrieben. Er wird nicht kommen.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein, das tust du nicht, aber es ist gütig von dir, nicht nachzufragen.« Unbewusst spielte sie an ihrem Seidenschal. »Harrison hat sich bereit erklärt, mich zum Altar zu führen.«
    Northam musste sich näher zu ihr beugen, um sie verstehen zu können. »Bist du damit einverstanden? Und was ist mit deinem Vater?«, erkundigte sich Northam.
    Gleichgültig zuckte Elizabeth die Schultern.
    Unvermittelt hielt North inne. Elizabeth blieb einen Schritt vor ihm stehen. Mit gesenktem Kopf blickte sie auf den Steinpfad hinab. »Egal, unter welchen Umständen unsere Hochzeit zustande gekommen ist«, sagte er mit fester Stimme, »so möchte ich nicht, dass du einer Sache zustimmst, die dir Unbehagen bereitet.«

    »Sei vorsichtig, Mylord. Du ahnst nicht einmal von der Hälfte der Dinge, die mir Unbehagen bereiten.«
    Er streckte einen Arm aus und berührte sie leicht am Ellbogen. »Sieh mich an, Elizabeth.« Er wartete geduldig, während er sich des Rosenduftes, des flackernden Scheins der Fackeln in ihrem Haar und seines eigenen langsamen Herzschlags bewusst wurde. Die Steine knirschten leise, als sie sich umdrehte. Schnell fügte er hinzu: »Wenn du das Bett meinst, musst du wissen, dass ich nichts von dir verlangen werde, was du nicht freiwillig möchtest. Du musst mir glauben, dass alles in deinen Händen liegt.«
    Verwundert starrte sie ihn an. Seine Aufrichtigkeit und Naivität waren kaum zu ertragen. Ihr Innerstes verkrampfte sich, und sie hätte ihn am liebsten angeschrien. »Du weißt nicht, welche Möglichkeiten ich habe.«
    »Dann klär mich darüber auf.«
    »Ich kann es dir nicht erklären. Es genügt zu sagen, dass ich im Schlafgemach jedem deiner Wünsche nachkommen werde. Darüber musst du dir keine Sorgen machen.«
    Beinahe hätte er sie geohrfeigt. Manchmal machte sie ihm Angst. Um ihret- und um seinetwillen. Ihre Gleichgültigkeit und gespielte Kälte waren wie kleine Messerstiche, die sich ihm mitten in die Brust bohrten.
    »Ich höre nichts!«, rief Southerton von der anderen Seite des Parks. »Falls ihr euch gerade küsst, sollte einer von euch die Geistesgegenwart besitzen, die Kieselsteine ein wenig aufzuwühlen, als würdet ihr immer noch gehen. Ich versichere euch, ich

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