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Tausche Brautschuh gegen Flossen

Tausche Brautschuh gegen Flossen

Titel: Tausche Brautschuh gegen Flossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Kobjolke
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sie hätte ihn so rüberbringen können,
dass man nicht weiß, ob es Spaß war und man nun lachen soll. Ninas Verrücktheit
äußert sich oft durch ihr vorlautes Mundwerk und ihre manchmal doch sehr unüberlegten
Aktionen, mit denen sie sich schon so manche brenzlige Situation eingebrockt hat.
Nichtsdestotrotz bringt ihr die unbeschwerte Art auch viel Sympathie ein, und ohne
Zweifel vergessen die Patienten im Krankenhaus so manches Leiden, wenn Schwester
Nina mit einem lockeren Spruch zum morgendlichen Blutdruckmessen ins Zimmer wirbelt.
Nina bedeutet Party ohne Ende. Von Disko zu Disko. Feiern bis in die Morgenstunden.
Dabei schleppt sie ständig neue Leute an, die sie alle auf dem Klo kennengelernt
hat. Auch auf dem Männerklo, wenn es ihr bei den Damen zu lange gedauert hat. Nina
ist ein Flirt, was bedeutet, dass kaum ein Abend vergeht, an dem ich nicht ihr Gewissen
spiele. Dass man auf sein Gewissen hören und es nicht verfluchen sollte, vergisst
Nina manchmal – wie sie auch vergisst, dass sie mit Lukas’ bestem Freund Bastian
liiert ist.
    »Warum versuchst du nicht, wieder
zu malen?«, fragt Hannah.
    Hannah und ich kennen uns seit inzwischen
zehn Jahren, noch aus der Schulzeit, weshalb wir uns sehr nahe sind und die Stimmung
der anderen mit einem einzigen Blick einzuschätzen wissen. Eigentlich hätte sie
meine Trauzeugin sein müssen, doch Veranstaltungen wie Hochzeiten, runde Geburtstage
und andere zwanghafte Versammlungen von Familien liegen ihr nicht. Lässt sie sich
also blicken, dann will sie nicht auch noch durch eine besondere Rolle auffallen.
Im krassen Gegensatz zu Hannahs ruhigen und zurückhaltenden Natur ist ihr auffälliges
Äußeres. Zu Anfang unserer Freundschaft war sie ein Hippie. Sie hörte Elvis und
Janis Joplin und trug immer bunte, lange Kleider, Stirnbänder und esoterischen Schmuck.
In den warmen Monaten verzichtete sie zudem auf Schuhe. Einmal trat sie in eine
Glasscherbe und bekam den Fuß bandagiert, was sie entgegen meiner Erwartungen nicht
dazu veranlasste, Schuhe zu tragen. Um den Verband zu schonen, zog sie über den
betroffenen Fuß eine rosa Socke. Bis heute ist ihre Kleidung schrillbunt, ausgeflippt
und stammt eher aus kultigen Secondhandshops als aus Boutiquen. Ein leuchtender
Kontrast dazu sind ihre roten Locken und ihre strahlend grünen Augen, die so wenig
lügen können wie Hannah.
    Ihre Aufforderung, mal wieder zu
malen, erinnert mich an das blaue Bild. Nur kurz überlege ich, ob es ratsam ist,
es meinen Freundinnen zu zeigen, stehe dann auf und verschwinde im Arbeitszimmer.
Mit ›Deep Blue‹ unterm Arm kehre ich zurück.
    »Wow!«, sagt Hannah. »Das ist echt
gut.«
    Lilly betrachtet das Gemälde skeptisch
und grübelt: »Ist das der Name des Bildes oder hat es eine tiefere Bedeutung? Was
ist Deep Blue?«
    »Deep Blue ist der Zustand, in dem
ich in drei Stunden sein werde«, grunzt Nina. »Aber echt toll ansonsten. Schöne
Farbe!«
    Lilly lässt nicht locker. »Wolltest
du einfach mal eine Farbwurftechnik ausprobieren, warst du wütend oder wie ist dieses
Bild entstanden?«
    Da sie es früher oder später ohnehin
erfahren werden, erzähle ich von meiner unruhigen Nacht und dass sie nicht von Schlaf
gesegnet war, weil mich die Nachricht eines kanarischen Tauchlehrers irritiert hat.
Es ist schwer, ein Ende zu finden, weil ich immerzu meine, etwas hinzufügen, hervorzuheben,
betonen zu müssen oder mich über mich selbst lustig zu machen. Als ich endlich die
Klappe halte, schweigen auch meine Freundinnen.
    In Hannahs Miene spiegelt sich Neugier.
Nina bläst die Backen auf und zündet sich eine Zigarette an. Lilly schaut schlichtweg
alarmiert drein. Ich hatte mir promptere Reaktionen versprochen und flehe im Stillen
um ein Wort von ihnen, das mir das Gefühl nimmt, ich sei ein Schwerverbrecher.
    Lilly spricht als Erstes: »Das ist
nicht dein Ernst, oder? Ich dachte, du und Lukas hättet eine gute Beziehung! Ihr
habt doch gerade erst geheiratet! Wenn eine so verzweifelt ist, im Internet auf
Suche nach Mr. Perfect zu gehen, dann sollte ich das sein.« Als warte sie darauf,
dass ich alles zurücknehme, legt sie eine Pause ein, betrachtet mich mit hochgezogenen
Augenbrauen und sagt dann: »Komm schon, Lena, jetzt sag bloß nicht, dass du in den
Typen verknallt bist!«
    »Zum einen bin ich nicht auf die
Suche gegangen«, stelle ich klar und stibitze eine von Ninas Zigaretten. »Zum anderen
bin ich natürlich nicht verknallt. Möglicherweise bin ich ein wenig fasziniert.
Das

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