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Tausche Brautschuh gegen Flossen

Tausche Brautschuh gegen Flossen

Titel: Tausche Brautschuh gegen Flossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Kobjolke
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ist alles.«
    »Das ist der Aprés-Hochzeitskoller«,
schlussfolgert Nina. »Angeblich leiden viele Frauen darunter, wenn der Tag vorbei
ist, auf den sie sich ihr halbes Leben lang gefreut haben.«
    Hannah klinkt sich ein. »Aber Lena
hat sich nicht das halbe Leben auf ihre Hochzeit gefreut. Davon wüsste ich.«
    »Dann ist es vielleicht eine Herbstdepression«,
überlegt Nina weiter.
    »Die Ursache ist erst einmal völlig
egal«, fällt Lilly den beiden ins Wort, ohne den Blick von mir zu nehmen. »Lena,
du hast doch nicht etwa vor, nach Teneriffa zu fliegen?«
    »Natürlich nicht«, antworte ich
inzwischen ein wenig knurrig und mit der Absicht, ihr eine Antwort zu geben, die
sie ärgert. »Ich kann mir kein Ticket leisten.«
    »Wir können zusammenlegen«, prustet
Nina und wird von Lilly auf den Fuß getreten. Wie so oft bahnt sich ein Streit an.
Lilly unterstellt Nina mangelnden Respekt vor den Gefühlen anderer. Nina rechtfertigt
sich mit der Aussage, dass ich für gewöhnlich als ihr Gewissen auftrete und sie
für einen Rollentausch nicht geeignet ist.
    Hannah unterbricht die beiden. »Hey,
nun übertreibt es mal nicht. Lena wird schon wissen, was sie tut. Was ist verkehrt
daran, von jemandem fasziniert zu sein? Viel schlimmer fände ich, wenn ihr jeder
und alles egal wäre.«
    »Aber sie
ist doch verheiratet«, entgegnet Lilly, und allmählich komme ich mir vor, als sei
ich gar nicht anwesend.
    »Vielleicht
haben sie und Lukas eine offene Beziehung«, witzelt Nina und will noch etwas hinzufügen,
doch schweigt, als ich ein Feuerzeug über den Tisch schlittern lasse und aufstehe.
    »Würdet ihr
damit aufhören!«, sage ich auf dem Weg in die Küche, wo der Auflauf im Ofen brutzelt.
Unter den schon vorbereiteten Salat mische ich Gewürze, Essig und Öl und bringe
ihn zum Esstisch.
    Wir siedeln
zum Tisch über. Nina öffnet die zweite Flasche Wein, schenkt jedem nach und albert
nebenbei, um die in der Luft liegende Spannung zu überspielen.
    Dass die Christoph-Thematik nun
als Problem im Raum steht, macht mich total nervös, also komme ich darauf zurück:
„Ich habe einfach das Gefühl, bei mir läuft im Moment alles schief. Die Gesellschaft
von auch nur einer von euch hätte mir gutgetan. Aber ihr wart nun einmal anderweitig
beschäftigt, was keinesfalls ein Vorwurf sein soll. Ich habe lediglich einen Gesprächspartner
gebraucht und Christoph kennengelernt, der zufällig ein Mann ist.«
    Lilly lässt ein Seufzen hören: »Eine
Frau würde dich wahrscheinlich nicht in ähnlichem Maße begeistern.«
    »Na, das ist ja nun absoluter Schwachsinn«,
entrüstet sich Nina, die Lilly die Vorwürfe noch nicht verziehen hat. »Als müsse
Lena Männer nun kategorisch als Bekanntschaften ausschließen …«
    »Das sag ich doch gar nicht. Ich
befürchte lediglich, dass die Sache außer Kontrolle gerät …«
    »Themawechsel!«, unterbreche ich
Lilly, als mir klar wird, dass die Diskussion nirgendwo hinführt, und erzähle die
neueste Anekdote meiner pseudoitalischen Sippe.
     
    Um Mitternacht bin ich wieder allein. Noch eine ganze Weile sitze ich
im Wohnzimmer und betrachte die vier leeren Weingläser. Ein Stillleben in gedämpftem
Licht, das die Geschichte eines gemütlichen Abends erzählt.
    Ich erinnere mich an gemütlichere
Abende, die wir vier hatten, und ein Teil von mir bedauert meine Offenheit. Insbesondere
Lilly hat reagiert, als sei ich drauf und dran, Lukas zu betrügen, wohingegen Nina
und Hannah nicht einmal wissen wollten, was ich an Christoph mag – als fänden sie
das Thema doch irgendwie ein bisschen heikel.
    Wo wir gerade dabei sind, sollte
ich vielleicht wirklich einmal darüber nachdenken, warum Christoph mich fasziniert.
Weil er einen interessanten Job hat und auf Teneriffa lebt? Weil er gut aussieht
und ein so amüsanter Gesprächspartner ist? Weil ich ihn offenbar gleichermaßen beeindrucke?
All diese Möglichkeiten sollten nicht wirklich ausschlaggebend sein.
    Würde ich unserer Konversation vermissen,
wenn ich sie kurzerhand beende? Das würde ich ohne Zweifel.
    Ginge dies vorüber? Wahrscheinlich
schon.
    Würde ich es bedauern, den Kontakt
abgebrochen zu haben?
    Nachdem ich das Wohnzimmer aufgeräumt
habe, gehe ich eine Etage nach oben, um auf der Terrasse zu sitzen und nach den
Sternschnuppen Ausschau zu halten, die für diese Nacht angekündigt sind. Da die
Stadt nur klein ist und ihre Lichter nicht besonders hell strahlen, müssten sämtliche
Himmelsaktivitäten gut zu sehen sein – insofern sie

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