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Tausche Brautschuh gegen Flossen

Tausche Brautschuh gegen Flossen

Titel: Tausche Brautschuh gegen Flossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Kobjolke
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denn stattfinden.
    Auch nach einer Stunde hat sich
mir noch keine Sternschnuppe gezeigt. Während ich die Sternbilder und blinkenden
Lichter der Flugzeuge betrachte, stellt sich mir immer wieder dieselbe Frage: Würde
ich es bedauern? Und was würde ich mir wünschen, würde ich eine Sternschnuppe sehen?
     
    Stunden vor meiner inzwischen gewohnten Aufstehzeit weckt mich das
Telefon. Schlaftrunken angele ich den Hörer vom Nachttisch und versuche meinen sich
noch weigernden Geist zu wecken, da ich erwarte, gleich mit meinem Chef zu sprechen.
    »Wie war es gestern?«, höre ich
stattdessen meine Großmutter fragen. Die noch nicht geöffneten Augen kneife ich
fester zu, weil ihre Stimme wie gewohnt schrill ist und in meinen Ohren klingelt.
    »Wie war was?«
    »Dein Besuch. Deine Damen waren
doch gestern Abend bei dir.«
    »Woher weißt du das denn schon wieder?«
    Sie lacht zum Zeichen ihrer Allwissenheit.
»Ich erfahre eben alles«, erklärt sie stolz.
    »Dann muss ich dir doch nicht erzählen,
wie es war. Das dürftest du dann auch schon wissen.«
    Sie gibt nach, denn schließlich
will sie mehr Informationen, und verrät mir, wer ihr Informant ist. »Deine Mutter
hat es mir verraten. Lilly war gestern Mittag bei ihr zur Behandlung.«
    »Aha«, murmele
ich, drehe mich auf den Rücken und öffne die Augen, um auf den Wecker zu schauen.
    »Sag mal,
die hat doch immer noch keinen Mann …«
    »Ach Oma«, brummele ich. »Du rufst
mich um 9 Uhr morgens an, um dich darüber auszulassen? Lilly hat noch immer keinen
Mann, nein, und der lässt sich auch nicht herbeizaubern.«
    »Und Hannah hat auch keinen Mann
…«
    »Nein, Oma.«
    »Aber die Wilde ist doch noch mit
Bastian zusammen.«
    »Ja, Oma. Nach wie vor.«
    »Wie der das bloß aushält. Kommt
er denn klar mit ihr?«
    Ich stelle
auf Durchzug und mache die Augen einfach wieder zu. »Offenbar kommt er klar.«
    »Sooooo?«
    Wenn meine
Großmutter das fragt und das Wort dabei in die Länge zieht, hat sie eigentlich schon
wieder eine ganz andere Frage im Kopf. Die stellt sie dann auch prompt. »Was habt
ihr denn nun getan, gestern Abend?«
    Gekifft, getrunken,
einen Stripper eingeladen und ihn flach gelegt … möchte ich gern antworten. Die
Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass ich mir durch solche Bemerkungen nur Ärger mit
meiner Mutter einhandele, also antworte ich wahrheitsgemäß: »Wir haben zusammen
gegessen und uns einfach nur unterhalten.«
    »Sooooooooo?«
    Ich warte.
    »Wusstest
du, dass Nuss-Nugat-Schokolade im Angebot ist?«
    Ein Seufzer erklimmt meine Kehle
und ich schiebe schon mal ein Bein aus dem Bett. »Nein. Wo denn?«
    »Im Kaufland.«
    Natürlich! Am anderen Ende der Welt!
Ich könnte meiner Großmutter jetzt sagen, dass sie nur aus der Haustür zu fallen
braucht und schon im Rewe steht, wo es auch Nuss-Nugat-Schokolade gibt. Da ich ihr
bereits mehrmals ausgerechnet habe, dass man die paar Cent, die man bei der Schokolade
spart, auf der Fahrt ausgibt, und stets auf taube Ohren gestoßen bin, lass ich es
und hieve auch das andere Bein aus dem Bett.
    »Dein Großvater hat keine Lust hinzufahren.
Er hat gestern das Auto geputzt und heute regnet es.«
    »Gib mir eine Stunde«, seufze ich
wieder und setze mich auf.
    »Wieso denn so lange? Du liegst
doch nicht etwa noch in den Federn!«
     
    Kaum einen Laden finde ich so schlimm wie das Kaufland. Es ist zu groß,
zu laut und schlichtweg unheimlich, wozu die seltsamen Durchsagen á la ›16 an 34‹
ihren Beitrag leisten. Außerdem sind die gigantischen Einkaufswagen absolut unhandlich
und ohnehin nur eine Einladung, zu kaufen, kaufen, kaufen.
    Aber für zehn Tafeln Nuss-Nugat-Schokolade
brauchen wir ja keinen Einkaufswagen, denke ich und folge wenig später meiner Großmutter
zur Wagenausgabe.
    Ich schiebe den Wagen und bleibe
damit im Hauptgang. Sie tänzelt von links nach rechts in die Seitenarme und lädt
den Karren voll. Auf Höhe des Weins ist sie plötzlich verschwunden, was ich mir
überhaupt nicht erklären kann, denn meine Großeltern trinken keinen Alkohol.
    Da meine Suche in den umgebenden
Abteilungen erfolglos ist, dehne ich sie auf den gesamten Laden aus. Oma ist und
bleibt verschwunden. Kurz ziehe ich es in Betracht, dass sie längst am Auto wartet,
doch verwerfe den Gedanken sogleich wieder, schließlich habe ich den Einkaufswagen
– ohne Nuss-Nugat-Schokolade ginge sie nirgendwohin. Also liegt die Vermutung nahe,
dass sie mich ebenfalls sucht und wir ständig aneinander vorbeilaufen, womit

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