Tausche Brautschuh gegen Flossen
verschiedenen Formen. Zitronen, Pyramiden, all so was.
Bald stehen jede Menge Leute um unseren Tisch. Bestellungen werden aufgenommen,
Kaufverträge abgeschlossen. Auf einmal sind alle fort. Zwei Polizisten in Gestalt
von meinem ehemaligen Dozenten und Til Schweiger stürmen zu mir. Ich werde wegen
Dealertätigkeit verhaftet und des Landes verwiesen. Nina und Lukas zerren mich in
ein Flugzeug, knebeln mich und fesseln mich an den Sitz. Neben mir hockt, ebenfalls
festgebunden, Verona Pooth. Mit ihrer schrecklich hohen Stimme erzählt sie mir während
des gesamten Fluges von Konfitüre und Harald Schmidt, den sie heiraten will. Ich
werde munter, bevor das Flugzeug landet und ich ihr sagen kann, dass sowohl Harald
Schmidt als auch sie selbst schon verheiratet sind.
Lukas beklagt, dass ich die ganze
Nacht über wirre Sachen gefaselt habe, von denen er nicht ein Wort verstanden hat,
da es wohl auf Russisch war.
Unsere Küche ist zum Domizil für gebrochene Herzen geworden, denn zwei
Abende später sitzt uns Nina schluchzend gegenüber. Lukas will eigentlich gar nicht
dabei sein und reagiert auch dieses Mal brutal direkt. Total aufgelöst fragt Nina,
ob wir eine Chance sehen, dass sie und Bastian wieder zusammenkommen.
»Mit Sicherheit nicht. Für Bastian
hat sich das erledigt. Der braucht Abstand von dir, so wie du ihn verarscht hast«,
spricht Lukas und verschwindet im Wohnzimmer. Wir hören, dass er den Fernseher einschaltet.
Logisch hat er recht, aber so kann
er das nicht sagen!
Nina hört nicht auf zu heulen. Tödlicherweise
weckt sie nun Erinnerungen an all die schönen Momente, die sie und Bastian zusammen
erlebt haben. Da kann es ihr ja nicht besser gehen! Ich rate ihr, stattdessen an
Bastians negative Eigenschaften zu denken, an seinen Egoismus und dass er zuletzt
mit Gefühlen jeder Art gegeizt hat. Vorsichtig stoße ich die Überlegung an, ob die
Trennung nicht vielleicht das Vernünftigste für sie beide ist und die kommende Zeit
nicht besser zu nutzen sei, beispielsweise, um sich selbst zu finden.
Das alles funktioniert nicht. Bastian
ist mit einem Mal ein Heiliger, der Beste von allen, der Mann, der Nina über alles
liebte und alles für sie getan hat, der ihr den Himmel auf Erden bereitet hat. Sie
sieht allein ihre eigenen Fehler und was sie ihm angetan hat, all die üblen Sachen,
die sie gesagt hat.
Für heute resigniere ich und ziehe
eine Flasche Chardonnay aus dem Weinregal. Ich hatte vor, auf Alkohol zu verzichten,
damit Nina nicht komplett verrücktspielt, aber nun ist es auch egal, denn schlimmer
kann es nicht mehr werden.
Nach dem zweiten Glas kommt Nina
abermals auf ihren geplanten Urlaub zu sprechen. Sie weiß nicht, was sie machen
soll. Alles ist schon bezahlt. Sie hat keine Rücktrittsversicherung.
»Komm doch mit! Machen wir uns zwei
schöne Wochen!«
Ich schüttele den Kopf. »Das kann
ich nicht.«
»Bitte, Lena! Mir zuliebe. Ich brauche
den Urlaub.«
»Dann flieg doch einfach allein
oder frag Lilly!«
»Lilly mag die Kanarischen Inseln
nicht. Sind ihr zu windig.«
»Nimm halt jemand anders mit. Du
kennst doch genug Leute.«
»Ich möchte nicht mit irgendwem
verreisen.«
»Tut mir leid, Nina, aber ich komme
nicht mit.«
Kurz vor Mitternacht rufe ich ein Taxi, das Nina wieder zu Lilly bringt.
Als sie fort ist, setzt sich Lukas zu mir.
»Warum nimmst du Ninas Angebot nicht
an?«, fragt er. »Warum wehrst du dich so gegen den Wunsch, sie zu begleiten?«
»Das sind rhetorische Fragen, nehme
ich an«, murmele ich und nippe am Wein.
»Nein. Ich frage dich wirklich.«
»Und ich werde dir nicht antworten.
Das ist Schwachsinn. Wie oft haben wir schon über Christoph und die ganze Sache
geredet? Ich bin es leid. Ich will einfach nur meine Ruhe haben.«
»Flieg mit Nina nach Teneriffa!«
Das kann nicht sein Ernst sein!
Will er mich testen? Will er checken, ob ich freudestrahlend aufspringe und meine
Sachen packe? Da kann er lange warten! Das mache ich mit Sicherheit nicht! Will
er mich loswerden? Will er sich von mir trennen? Hat er Fieber?
Auf der Suche nach einer Erklärung
erforsche ich Lukas’ Augen. Sein Blick ist unverwandt und klar, ganz so, als wüsste
er etwas, was ich noch nicht weiß. Hinter dem Grün erkenne ich dennoch eine Traurigkeit,
die mir einen Stich ins Herz gibt.
»Flieg mit ihr!«, wiederholt er
leise.
Bei seinen Worten schießen mir Tränen
in die Augen. »Ich will nicht!«, flüstere ich. »Ich will dich nicht allein lassen.«
Er schenkt sich Wein
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