Tausche Brautschuh gegen Flossen
gesellt.
Andererseits ergänzen wir uns vielleicht
gerade perfekt. Sie zieht mich auf. Ich ziehe sie runter. Keine von uns läuft Gefahr,
übers Ziel hinauszuschießen.
Als Nina fort ist, summt die Stille
in meinen Ohren.
Gegen 21 Uhr entschließe ich mich zu einem Spaziergang und gehe parallel
zur Promenade am Strand entlang.
Die Hotels – unseres
eingeschlossen – sind klotzig und einfallslos, nur für den Massentourismus gebaut. Kleinere
Anlagen mit Bungalows gefallen mir besser, doch die findet man in dieser Stadt kaum.
Die Atmosphäre
ist sehr international. Prinzipiell fühle ich mich überhaupt nicht wie in Spanien.
Es gibt unzählige Clubs und Bars. Kein einziges der Restaurants verspricht nationale
Spezialitäten. Stattdessen werden Sandwiches und Hotdogs angeboten, Burger und Pizza.
Es gibt mir das Gefühl, auf der Fast-Food-Allee einer amerikanischen Stadt zu wandern.
An einem Felsvorsprung angelangt
endet der Strand. Die Promenade geht allerdings weiter. Ein schmaler Pfad führt
die Felsen hinauf zu weiteren Geschäften und Lokalen. Ich verlasse den Strand, folge
dem Weg und passiere Bars, vor denen Menschen stehen, die die Vorübergehenden zum
Essen oder Trinken einladen. In Souvenirläden gibt es Schnickschnack, aufblasbare
Schwimmtiere und Sonnenbrillen. Mit einem Schmunzeln halte ich nach einem Mann im
Trenchcoat Ausschau, der sexy Sunglasses feilbietet.
Bald ist der höchsten Punkt des
Felsens erreicht und es geht wieder bergab. Fassade und Melodie bleiben gleich:
Lichter, Musik, Stimmen, Zigarettenqualm, Gläserklirren. Am Ende stehe ich erneut
im Sand, diesmal in einer überschaubaren Bucht. Hier gibt es nur zwei Restaurants
und ein drittes Gebäude, das im Dunkeln liegt.
Ich setze mich in die Nähe des Wassers
und schaue aufs Meer, wo weit draußen die Lichter von Jachten blinken. Ich beobachte
eine, die sich nähert, und erkenne die Umrisse eines Motorbootes. Unweit von mir
endet die Fahrt an einem Steg im seichten Wasser. Im Mondschein kann ich vier Männer
ausmachen, die von Bord springen und Tauchzubehör herunterheben. Einer macht das
Boot fest, die anderen drei gehen voraus zu dem Gebäude, das bislang dunkel war.
Als das Außenlicht eingeschaltet wird, wird mir klar, wo ich bin. Ich habe dieses
Häuschen schon einmal gesehen, auf einer Internetseite. ›Deep Blue Diving Base‹
lese ich auf dem Schild über der Tür.
Au! Weia!
Ich will aufspringen und wegrennen,
so schnell ich kann. Nein, noch schneller. Doch ich bin wie gelähmt, bleibe sitzen
und versuche, mich unsichtbar zu denken und die mich umgebenden Dunkelheit weiter
zu schwärzen.
Der vierte Mann nimmt die letzte
Pressluftflasche und ein paar Flossen und geht ebenfalls zum Häuschen. Er ist nicht
besonders groß und hat dunkle kurze Haare. Christoph ist es nicht, schlussfolgere
ich, und auch nicht Lenny. Es muss der Holländer sein, den Christoph einmal erwähnt
hat. Er verschwindet im Hausinneren und kommt wenig später mit zwei Männern wieder
heraus. Sie schlendern zum Parkplatz, der nun ebenfalls beleuchtet ist. Drei Autos
stehen dort. Die Männer verabschieden sich per Handschlag, rufen sich etwas auf
Holländisch zu, steigen in zwei Autos und fahren davon.
Ein Wagen bleibt übrig. In einem
unserer Gespräche hat Christoph mir erzählt, dass er einen amerikanischen Wagen
besitzt, den er noch in den Staaten gekauft und auf die Insel hat bringen lassen.
Im Flutlicht des Parkplatzes erkenne
ich eine Corvette. Der schwarze Wagen ist ein älteres Modell aus den 70ern, auch
genannt die Coke-Bottle-Corvette, weil sie die geschwungene Form einer Colaflasche
hat. Meines Erachtens ist es das coolste Modell, das Chevrolet je vom Band hat rollen
lassen.
Nach und nach werden die Lichter
im Haus, vor der Tür und auf dem Parkplatz ausgeschaltet. Bleibt nur noch das des
Mondes, das seinen Dienst mehr schlecht als recht verrichtet. Zumindest gibt es
mir die Gewissheit, dass ich, wenn schon gesehen, nicht erkannt werde.
Er schließt die Haustür und geht
zum verbliebenen Wagen, öffnet die Tür und steigt ein. Mit einem kraftvollen Röhren
springt der Motor an. Die Rücklichter glimmen rot in der Nacht. Steine knirschen
unter den Reifen, als sich die Corvette in Bewegung setzt. Das Geschoss biegt nach
links auf die Straße ab und ist schon außer Sichtweite, wohingegen das aggressiv
dröhnende Röhren des Motors noch lange zu hören ist.
Am nächsten Morgen teilt mir Nina mit, dass sie einkaufen will.
An der
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