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Tausche Brautschuh gegen Flossen

Tausche Brautschuh gegen Flossen

Titel: Tausche Brautschuh gegen Flossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Kobjolke
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trippelt von einem Fuß auf den anderen und hört
nicht auf zu grinsen.
    Ich versuche es zu ignorieren, bis
es nicht mehr geht. »Sag mal, hast du Flöhe?«
    Nina schickt mir einen letzten fassungslosen
Blick und schnappt nach Luft bevor alles aus ihr herausplatzt. »Sagt mal, seid ihr
blind? Statt euch um den Hals zu fallen, benehmt ihr euch, als ob ihr … als würdet
ihr …« Halb verzweifelt sucht sie nach Worten. »Du bist doch Christoph, oder?«
    »Nein!« In perfekt gespieltem Erstaunen
zieht er die Stirn kraus und schüttelt den Kopf. »Ich heiße Detlef.«
    Ich muss mir auf die Lippe beißen,
damit ich nicht lache, und wäre an Christophs Stelle wahrscheinlich längst geplatzt.
Die Sache mit dem schwulen Björn, den Nina vor lauter Frustration Detlef genannt
hat, habe ich ihm gestern erzählt.
    »Detlef?«, ächzt Nina. »Du hast
eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem anderen Tauchlehrer.«
    Christoph übergeht ihre Irritation
und bleibt sachlich. »Also, wie sieht es nun aus? Willst herausfinden, ob der Tauchsport
das Richtige für dich ist?«
    Nina nickt, noch immer verwirrt.
»Klar, deshalb bin ich hier.«
    Christoph ruft eine Frau zu sich,
die den Raum betreten hat und Flossen ins Regal sortiert. »Das ist Katja!«, stellt
er sie uns vor. »Vor dem Schnuppern gibt sie eine Theoriestunde, die ich dir empfehlen
würde.«
    Endlich klingelt es bei Nina. »Theorie?
Ich will doch keinen Führerschein machen, sondern bloß tauchen.«
     
    Die Fahrt zu Stingray City dauert eine Dreiviertelstunde. Als der Tauchplatz
erreicht ist, überprüfen alle ein letztes Mal die Geräte, wuchten die Pressluftflaschen
auf den Rücken, schlüpfen in die Flossen, spucken in die Brille, spülen sie aus
und ziehen sie auf.
    Lenny springt als Erster und wartet,
dass ihm einer nach dem anderen folgt. Markus und Jürgen haben es eilig, ins Wasser
zu kommen. Ebenso der Franzose, der während der Fahrt einen etwas verschrobenen
Eindruck auf mich gemacht hat. Christoph ist nach mir der Letzte, der von Bord geht.
    Einen Moment später ist alles um
mich herum tiefblau und voller Luftbläschen. Ein Schwarm von tausend winzigen Fischen,
die in allen Farben schimmern, flitzt zwischen uns hindurch. Nach unten hin herrscht
scheinbar unendliches Dunkel. Christoph verlangt von jedem das Okay, dann gleiten
wir hinab. Mit jeder Faser fasziniert und immer aufs Neue erstaunt über die Möglichkeit,
so etwas tun zu können, sinke ich in diese andere Welt. Wir sind noch nicht auf
dem Meeresboden in 20 Metern Tiefe angekommen und schon von Rochen umgeben. Wie
Christoph auf dem Boot erklärt hat, haben die Tiere kaum Scheu vor Menschen und
hoffen auf Futter, da einige der ansässigen Tauchschulen es sich zu der umstrittenen
Angewohnheit gemacht haben, die Rochen anzufüttern.
    Der sandige Grund wimmelt von Rochen,
die in Horden ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Am häufigsten sehen
wir jene Stachelrochen, die dem Spot ihren Namen verliehen haben, doch auch drei
große Schmetterlingsrochen mit einer Spannweite von sicher zwei Metern geben sich
die Ehre. In der Nähe eines etwas gespenstisch wirkenden gesunkenen Segelbootes
beobachte ich tellergroße Schildkröten, die an Pflanzen nagen. Neben dem Rauschen
des Wassers und meinem Atem kann ich sie knabbern hören.
    Lenny und der
Franzose erkunden ein nahes Steinfeld. Christoph behält die anderen beiden Jungs
im Blick, ohne von meiner Seite zu weichen. Wir entdecken einen Schwarm kleiner
Trompetenfische sowie eine Brasse, die es, auf der Flucht vor einer im Schiff lebenden
Muräne, sehr eilig hat zu verschwinden. Nach einer Weile bleibt Christoph ein Stück
hinter mir zurück. Per Zeichensprache gibt er mir zu verstehen, dass ich zu ihm
kommen und mir etwas anschauen soll. Zuerst sehe ich gar nichts, nur Sand, doch
der scheint sich mit einem Mal zu bewegen. Wir beobachten, wie sich Seepferdchen
aus dem Boden ausbuddeln, da sie sich von uns bedroht fühlen. Die meisten der Tierchen
schwimmen gleich weg, nur zwei bleiben und schweben dicht vor uns im Wasser. Sie
sind nur wenige Zentimeter groß, etwa so lang wie mein Zeigefinger. Ihre durchsichtigen
Flossen sehen aus wie Flügelchen und schillern, wenn sie damit schlagen. Es ist
das erste Mal, dass ich sie unter Wasser sehe, und ich bin begeistert.
    Unsere stille Faszination wird gestört,
als Lenny herbeigeschwommen kommt, um Christoph per Handzeichen etwas mitzuteilen.
Christoph zeigt mir an, dass die Gruppe auftaucht und er gleich

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