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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Königin,« rief der Liebhaber in Verzweiflung, »O meine Sultanin, was sagst du mir da ? Ist es möglich, daß man dich meinem Verlangen entreiße? O Himmel, was soll aus mir werden?« Und während er also sprach, traten ihm die Tränen in die Augen. Sie begannen sich ob ihres Unglücks zu beklagen und rührten einander bis zu Tränen; aber während der Liebhaber nur daran dachte, zu jammern, dachte die Geliebte in ihrer Güte auch daran, seinen Kummer zu lindern. »Mäßige deinen Schmerz,« sprach sie zu ihm, »ich verspreche dir, daß ich in der Hochzeitsnacht, bevor ich mich zu meinem Gatten lege, zu dir kommen werde.« Dieses Versprechen tröstete den Liebhaber ein wenig, und er harrte dieser Nacht in großer Ungeduld.
    Inzwischen trafen die Eltern des Mädchens alle Zurüstungen zu der Hochzeit, und schließlich vermählten sie sie dem Manne, dem sie sie bestimmt hatten. Es war Nacht, und schon hatten sich die Neuvermählten in das eheliche Gemach zurückgezogen und rüsteten sich zur Kühe, als der Gatte merkte, daß sein Weib bitterlich weinte. »Was hast du, o meine Herrin?« fragte er, »welches ist die Ursache deiner Tränen? Wenn es dir widerstrebt, dich mir hinzugeben, weshalb hast du es mir da nicht eher gesagt? Ich hätte mich dir nicht mit Gewalt vermählt.« Die Dame erwiderte, daß sie ihm keinerlei Abneigung entgegenbrächte. »Wenn dem so ist,« sprach er, »weshalb bekümmerst du dich denn? Ich beschwöre dich, sage es mir.« Und er drang so sehr in sie, daß sie ihm schließlich gestand, sie hätte einen Liebhaber, aber die Liebe, die sie ihm entgegenbrächte, sei dennoch minder der Anlaß ihres Kummers und ihrer Tränen als die Unmöglichkeit, ihm ihr Wort zu halten.
    Der Gatte nun war ein Mann von trefflichem Verstände und sehr angenehmem Wesen. Er bewunderte die Einfalt seines Weibes und sprach zu ihr: »O meine Herrin, ich weiß dir Dank für deine Offenheit; und statt dir aus diesem unvorsichtigen Versprechen einen Vorwurf zu machen, will ich dir vielmehr erlauben, es zu halten.« Wie, o mein Herr? unterbrach sie ihn in höchster Überraschung; »du könntest dareinwilligen, daß ich meinen Geliebten aufsuche?« Ja, ich willige ein,« versetzte der Gatte, »doch unter der Bedingung, daß du noch vor Tagesanbruch wieder hier bist; auch mußt du mir versprechen, daß du nie wieder jemandem ein solches Versprechen geben wirst. Da du dein Wort zu halten pflegst, so werde ich billig davonkommen.« Sie schwor ihm, daß sie ihm ewig treu sein würde, wenn er ihr in seiner Nachgiebigkeit diesen einen Ausgang erlauben wollte; ja, es solle dies das letztenmal sein, daß sie mit ihrem Liebhaber spräche. Auf diesen Schwur hin ging der Gatte selbst hinunter, um die Tür zur Straße geräuschlos zu öffnen, denn er wollte nicht, daß irgendein Diener von diesem Abenteuer erführe; und die Dame verließ das Haus in ihren Hochzeitskleidern, bedeckt mit einer großen Menge von Perlen und Diamanten.
    Kaum aber hatte sie zwanzig Schritte getan, so begegnete sie einem Räuber; und als der im Mondschein die Edelsteine blitzen sah, mit denen sie geschmückt war, rief er im Übermaß seiner Freude aus: »Ach, welch ein Glück! O Schicksal, wieviel Dank schulde ich dir, weil du mir in einem Augenblick genug gibst, um mich reich zu machen!« Mit diesen Worten ging er auf das Weib zu, ergriff es und schickte sich an, es auszuplündern. Aber als er ihr plötzlich ins Gesicht sah, erschien sie ihm so schön, daß er fast erstarrte.
    »Was sehe ich?« rief er. »Es ist keine Vision, die mich in Versuchung führt! O Himmel, kann ich so viel Reichtum und Schönheit auf einmal finden ? Welche Schätze und welche Reize! Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Doch, o meine Herrin,« fuhr er fort, »soll ich dem Zeugnis meiner entzückten Augen trauen? Welche Laune des Schicksals treibt eine so reizende und so reichgekleidete Herrin allein um diese Stunde auf die Straße?« Das Weib erzählte ihm in kindlicher Offenheit ihre ganze Geschichte, und der Räuber vernahm sie mit Staunen. »Wie, o meine Herrin?« sagte er; »dein Gatte ist so nachgiebig gewesen, und um deine Tränen zu trocknen, hat er einem andern die herrlichste seiner Nächte abgetreten?« »Ja, o mein Herr«, erwiderte sie. »Wahrlich, o meine Herrin,« versetzte der Räuber, »das ist ein sonderbarer Zug! Er bereitet mir große Freude, und da auch ich es liebe, sonderbare Dinge zu tun, so will ich weder deine Edelsteine noch deine Ehre antasten; du darfst

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