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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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um dem Propheten Elias dafür zu danken, als er den getreuen Eunuchen der Prinzessin eintreten sah, der sich ihm näherte und ihm eröffnete, daß er den Auftrag habe, ihn ganz heimlich in den Palast zu führen, den die Prinzessin bewohne; er werde ihn auch, ohne daß er von jemand gesehen würde, hineinbringen, und er sollte sich noch diesen Abend dazu bereithalten.
    Man kann sich wohl denken, daß Ferahschad nicht ausblieb, nachdem er so vorsichtig gewesen war, es Asad zu verbergen und ihn in der Hütte zu lassen, die sie sich im Walde erbaut hatten.
    Der Eunuche führte ihn durch den unterirdischen Gang, der nur ihm allein bekannt war, und brachte ihn so in den Palast. Die Amme empfing ihn hier und führte ihn in ein Bad, wo sie ihm sein Derwischgewand abzulegen befahl. Nachdem sie ihn mit Wohlgerüchen überströmt hatte, ließ sie ihn in einen Saal treten, wo er die Prinzessin auf perlengestickten Kissen sitzen sah; sie war prächtig gekleidet, aber ein neidischer Schleier verhüllte ihr noch Äugen und Antlitz.
    Der Prinz von Mauritanien hatte sich mit einem reichen und glänzenden Schmuckkästchen versehen und überreichte es ihr mit zitternder Hand, indem er sein Gesicht vor ihr zu Boden neigte. Hurschid aber nahm es freundlich an, öffnete es und erstaunte ob der Größe und Pracht der Edelsteine, die es enthielt, und bestärkte sich in der Vermutung, daß er kein Derwisch war.
    Mit lieblich tönenden Worten lud sie ihn zum Nachtmahle ein. Man brachte einen köstlich besetzten Tisch herein, und nachdem sich die beiden Liebenden einander gegenübergesetzt hatten, erlabten sie sich an den erlesensten Getränken und Gerichten. Während der Mahlzeit begann auf einen Wink die Musik, und in einem Nebenzimmer trugen zwei Chöre von Sklaven aus Katai in Begleitung von Instrumenten mehrere treffliche Gesänge vor.
    Als das Mahl zu Ende war, schloß man das Gitterfenster, durch das sich die Musik hatte hören lassen, und brachte der schönen Prinzessin von Persien selbst eine schon völlig gestimmte Laute, auf der sie alsogleich ein höchst schwieriges und zugleich ebenso wohltönendes Musikstück spielte und dann ein sehr zärtliches bekanntes persisches Lied dazu sang.
    Der Prinz von Mauritanien äußerte hierauf den Wunsch, nun auch seine Geschicklichkeit zeigen zu dürfen, und empfing die Laute aus den Händen der schönen Prinzessin, dichtete auf der Stelle dieses Lied und sang es mit Begleitung des Saitenspiels:
    Des unsterblichen Phönix Schönheit besitzest du – Wie des Adlers durchdringendes Auge und seine edle Hoheit,
Und der Nachtigall süßklagende Stimme: – Hast du auch wohl der sanften Taube Zärtlichkeit?
    Ohne sich mit höflichen Reden über seinen vollkommenen Gesang aufzuhalten, griff Hurschid mit ebensoviel Begeisterung wie Anmut abermals in die Saiten und antwortete mit einem Gesange in folgenden Worten:
    Ist mir die glückliche Gabe, zu bezaubern, geworden – So habe ich sie, ich fühl es, nicht um die Welt zu verwüsten:
Wenn mir mein Spiegel sagt, daß ich gefalle – So saget mein Herz mir, daß ich lieben muß.
    Sobald sie ausgesungen hatte, stand die schöne Hurschid auf und begab sich in ein kleines Nebengemach, ohne jedoch die Tür hinter sich zuzumachen, das dem verliebten Ferahschad hinreichend kundtat, daß er ihr dahin folgen dürfte; und er unterließ es wahrlich nicht.
    Das Gemach war köstlich, aber der Prinz von Mauritanien hatte für nichts Augen, was nicht Hurschid selbst anging, und warf sich ihr zu Füßen und bat sie flehentlich, ihm endlich ihr göttliches Antlitz, die reizenden Züge und die strahlenden Augen zu zeigen, deren Glanz nur durch den Schleier schimmerte.
    »Ach!« antwortete sie seufzend, »ich fürchte den unseligen Zauber, der diesen Augen verliehen ist; ist dir ihre furchtbare Wirkung auf die, welche sie zum erstenmal erblicken, nicht bekannt?«
    »Gewißlich!« antwortete der vorgebliche Derwisch, »aber welch seligeren Tod kann ich mir wünschen? Ist es nicht ruhmwürdiger, dich anschauend, zu sterben, als in der Schlacht das Leben zu lassen? ... Aber nein, wie du vorhin selbst sagtest, kann der Zauber deiner Augen einem Manne nicht verderblich werden, der dich schon anbetet und den du vielleicht zu lieben geneigt bist.«
    Die Prinzessin ließ sich mit Mühe bereden: endlich lüftete sie ihren Schleier, und der Prinz fiel geblendet rücklings in tiefe Ohnmacht nieder.
    Welchen Schmerz empfand Hurschid bei diesem Anblick! Sie glaubte jetzt keine

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