Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
Vom Netzwerk:
er sich anständig gegen ihn betrüge; so sprach er denn sehr glimpflich mit Othman, der seine Freundlichkeiten zehnfältig erwiderte. Zu guter Letzt sagte Basem: »O Meister Othman, ich rate dir, weder morgen, noch übermorgen, noch die ganze Woche, noch diesen Monat, noch dieses Jahr aus dem Hause zu gehen, und wenn das Jahr abgelaufen ist, wirst du es gar nicht mehr nötig haben, in den Palast zu kommen!«
    Nach solchen Worten ging Basem mit seinem Zuckerzeug in der Hand seinem Hause zu; es war bereits gegen Sonnenuntergang, und er sprach zu sich selbst: ›Ich bin wieder Basem, Allah sorgt für mich! Welche Torheit war es, Bagdad verlassen zu wollen! Wo sollte es mir sonst so gut ergehen? Heute morgen fünf Dirhems, nachmittags ihrer zwanzig, macht alles in allem fünfundzwanzig!‹ Dann richtete er die Augen gen Himmel und fuhr fort: ›O Allah, laß Basem in keinem anderen Berufe sterben denn als Bildar! Möge er so jeden Tag gebraucht werden, wie es dir gefällt! Doch bei Allahs geheimem Ratschlüsse, ich will in der Lebensweise, an die ich seit zwanzig Jahren ununterbrochen gewöhnt bin, nichts ändern. Warum sollte ich es auch tun, da ich jetzt, außer einem einträglichen Amte, fünfundzwanzig Dirhems besitze!‹ Ganz vertieft in solche Betrachtungen trat Basem in sein Haus, vertauschte sein Gewand mit dem Werktagskleide und ging mit seinen Schüsseln und seinem Kruge nach dem Basar. Da sprach er bei sich selbst: ›Da ich heute fünfundzwanzig Dirhems habe, will ich jenen aufdringlichen Schuften aus Mosul, die sich so unaufgefordert in anderer Leute Sachen mischen, zum Verdruß meinen gewöhnlichen Satz verdoppeln!‹ Er wandte daher diesesmal zehn Dirhems auf, indem er die Zahl der Kerzen verdoppelte und zwei Dochte in jede Lampe steckte, so daß sein Zimmer glänzender denn je zuvor erleuchtet war. Als alles in gehöriger Ordnung war, ließ er sich frohlockend nieder, trank seinen vollen Becher dreimal aus und vergaß dabei nicht, ihn dreimal gegen das Licht zu halten, um die schöne Farbe seines Weins zu bewundern. ›Ich bin wieder Basem,‹ sprach er, ›der große Allah sorgt für mich!‹ Danach füllte er seinen Becher zum vierten Male, setzte ihn auf den Tisch und sang, ohne sich noch der im Makami erhaltenen Hiebe zu erinnern, einen Vers eines seiner Lieblingslieder, bevor er den Wein hinuntergoß.
    Doch es ist an der Zeit, Basem bei seinem Weine zu lassen und zum Kalifen und seinen beiden Gefährten Dscha'afar und Masrur zurückzukehren. Es hatte aber der Kalif bis zum Spätnachmittage mit Reichsgeschäften zu tun; doch als zur Nacht Dscha'afar und Masrur vor ihm erschienen, sprach er zu seinem Großwesir: »In welchem Zustande, meinst du, wird sich der arme Basem jetzt befinden?« »Ohne Zweifel, o mein Gebieter, in dem eines Unglücklichen, der in dem Makami öffentlich geprügelt worden ist und Hiebe auf die Fußsohlen bekommen hat. Sein Gemach ist nicht mehr erleuchtet, er sitzt tief betrübt da, und der matte Schein seiner Lampe dient ihm nur dazu, ihm seinen leeren Becher und seinen unbesetzten Tisch und die Dunkelheit seines sonst so strahlendhellen Gemaches zu zeigen. Wahrscheinlich ergeht er sich in ebendiesem Augenblick in Verwünschungen gegen uns und sieht keine Gelegenheit, solche Not von sich abzuwälzen!« Der Kalif sprach: »Ich trage großes Verlangen, ihm heute nacht den üblichen Besuch abzustatten, um zu sehen, wie er sich in sein Ungemach schickt, und ihn über die Entbehrungen seiner gewöhnlichen Üppigkeit klagen zu hören, die er nach seiner Aussage schon zwanzig Jahre lang ohne eine einzige Unterbrechung fortsetzt, aber zweifelsohne heute nacht hat aufgeben müssen!« »O Beherrscher der Gläubigen,« sagte Dscha'afar darauf, »möge Allahs Segen nun und immer über dich kommen; doch laß dich bewegen, heut nacht zu bleiben, wo du bist und gebietest. Denn wenn uns jener Mann schon in der Fülle seines Wohllebens kaum höflich behandelte, was dürfen wir erst von seiner Grobheit erwarten, wenn er von Kummer und Entbehrung und Hunger bedrängt wird?« Der Kalif erwiderte: »Zwar stimmt das alles, aber trotzdem kann ich dem Verlangen, ihn zu besuchen, nicht widerstehen!« »Wenn es denn sein muß,« erwiderte der Großwesir, »so laß uns wenigstens Lebensmittel mit uns nehmen, um seinen Hunger zu stillen; denn das Sprichwort Sagt: ›Gibst du dem Munde Nahrung, blickt das Auge freundlich drein‹, und die Hauptursache seiner Unzufriedenheit mit uns war, daß wir ihm noch

Weitere Kostenlose Bücher