Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
Festlichkeit verursacht hat; wir schwören hiermit, keine weitere Frage an dich zu tun!« Kaum hatte nun Basem solches Anliegen vernommen, als seine Augen anfingen, Feuer zu sprühen, und seine Augenlider sich weit öffneten; sein Hals aber schwoll auf, und sein Blut pochte hörbar in allen Adern. Und er schrie in äußerster Wut: »O ihr erbärmlichen Schufte, o du Kaldaunensack mit dem alten Katzenbart, mehr als deine Genossen ärgerst und erbost du mich! Sogleich werde ich aufstehen und dich erwürgen oder deinen Schädel spalten!« Dscha'afar aber antwortete auf solche Drohung bittenden Tones: »O Hadschi Basem, glaube uns, wenn wir dir versichern, daß wir deine Güte und Gastfreundlichkeit mit dem größten Danke anerkennen. Wir stehen im Begriff, für immer von dir zu scheiden, und wünschen, daheim nur Gutes von dir zu erzählen und zu bewirken, daß auch andere Leute dich preisen. Morgen um diese Zeit sind wir schon fern von Bagdads Mauern, laß uns also ...« Da unterbrach ihn Basem: »Daß ihr verflucht seid, bei Allah! wie ein Fürst habe ich seit zwanzig Jahren gelebt, bis ich eure verwünschten Gesichter sah, die meinen Frieden störten und mich in Unruhe stürzten. Seitdem bin ich Tag für Tag von einem Gewerbe zum anderen, von einer Beschäftigung zur anderen getrieben worden; und alles solches kommt von dem bösen Einflüsse eurer neidischen Augen her. Doch ich mache mir nichts daraus, denn immer noch bin ich Basem, und Allah sorgt für mich! Am heutigen Tage«, fuhr er fort, »sind mir so seltsame Abenteuer zugestoßen, wie sie nie zuvor noch in Zukunft jemals einem Sterblichen begegnen werden.« »Ich beschwöre dich bei Allah und dem Jüngsten Gerichte,« sagte Dscha'afar dawider, »erzähle uns diese Abenteuer!« »Verlangt ihr das wirklich?« Da antwortete Dscha'afar: »Ja, wahrlich!« »So will ich euch denn«, redete Basem weiter, »unter Allahs Schutze alles erzählen; nicht um eure Herzen zum Mitleid mit meinen Unfällen zu rühren, sondern auf daß ihr die seltsamen Fügungen des Lebens bewundert. Wisset denn, o meine Gäste, ich stand heute früh später auf als gewöhnlich und war voll des freudigen Gedankens, daß ich nun ein Makil sei. Und ging nach dem Makami und fand den Diwan schon versammelt!« Danach erzählte er alles, was er erlitten hatte. »Und nach diesem Unfalle, o meine Gäste,« fuhr Basem fort, »ging ich nach Hause, kaum wissend, wo ich ging, und voll des Unmutes gegen ganz Bagdad und das Leben selbst. Der Kalif, dieser Querkopf und ich, sprach ich zu mir selbst, können nimmer an ein und demselben Orte leben, und so beschloß ich, ihm Bagdad zu lassen und mein Glück anderswo zu versuchen. Hier, wo ich jetzt gar fröhlich sitze, saß ich niedergedrückt von Betrübnis und Verzweiflung, denn ich wußte nicht, wohin ich mich wenden sollte, und hatte keinen Asper in der Tasche. In solch kläglichem Zustande blieb ich wohl eine Stunde lang, dann sprang ich auf, um mich zum Abmarsch zu rüsten. Ich nahm einen Mandelzweig, der mir dazu diente, meine Gewänder aufzuhängen, und gab ihm die Form eines Schwertes, steckte ihn in eine alte Scheide, die ich zufälligerweise liegen hatte, und wickelte ein Stück Wachstuch um den Griff. Hierauf wand ich um meinen gewöhnlichen Turban noch einen andern, verdickte ihn durch ein Stück Filz und stutzte ihn sorgsam mit rings aufgebauschten Ecken. Dann trennte ich die Ärmel von meinem Rock und zog ihn vorn auf, umgürtete mich mit meinem Schwertgehenk und stülpte den dickwulstigen Turban auf den Kopf. In solchem Aufzuge nun verließ ich mein Haus; und als ich so mit dem Mandelzweige unterm Arme einherschlenderte, hielt mich das Volk für einen der Bildare des Kalifen. Ich kam so nach der Kaufhalle der Waffenschmiede, wo sich gerade zwei Kerle balgten, die schon ganz blutüberströmt waren. Die Zuschauenden wagten sich nicht einzumischen, ich aber trieb sie mit meinem Mandelzweige auseinander, und der Scheich des Marktes reichte mir fünf Dirhems, auf daß ich die beiden Übeltäter zu ihrer Bestrafung nach dem Kalifenpalaste brächte. Ich nahm das Geld als eine erwünschte Beisteuer zu meiner Reise; ging mit meinen beiden Gefangenen weg, ließ sie aber unterwegs entwischen. Da ich nun in der Nähe des Palastes war, trat ich hinein und sah in einem Saale den Großwesir Dscha'afar sitzen, der, bei Allah, im Gesichte einige Ähnlichkeit mit dir, du Schmerbauch, hat, und auch sein Wanst ist völlig dem deinen ähnlich. Welch Unterschied
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