Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
Bei Allah, solches gibt den Essig auf das gestrige Baumöl!‹ Der Kalif aber fragte jetzt den ihm zunächst stehenden Bildar: »Wie heißest du?« Er antwortete: »Achmed, o mein Gebieter!« »Wessen Sohn bist du?« »Abdallahs Sohn!« »Welchen Sold erhältst du, o Achmed?« »Zehn Golddinare monatlich, täglich fünfzehn Pfund Hammelfleisch und ein vollständiges Gewand jährlich.« »Bist du schon lange im Dienst oder erst seit kurzem?« »Ich folgte meinem Vater, der ihn zu meinen Gunsten niederlegte, und bin mit dem ehrenvollen Amte sehr zufrieden!« Da sprach der Kalif:
»Du bist seiner würdig; laß nun den nächsten vortreten!« Der folgende Bildar warf sich vor dem Kalifen nieder und stand dann zur Antwort bereit da. »Wie nennst du dich, wie heißt dein Vater und wieviel beträgt dein Sold?« Der antwortete: »O Beherrscher der Gläubigen, ich heiße Khalid und bin Madscheds Sohn; mein Großvater hieß Salim und war Renims Sohn. Wir haben dies ehrenvolle Amt schon seit Abbas, deines Stammvaters, Zeiten inne. Ich erhalte zwanzig Golddinare, außerdem Hammelfleisch und Mehl und Zucker und Granatäpfel in herkömmlichem Verhältnisse. Es ist jetzt schon manches Jahr, daß mein Haus gemächlich von diesem Solde gelebt hat, der vom Vater auf den Sohn vererbt ist!« »Stelle auch du dich abseits und laß einen andern vortreten!«
Während der Kalif die Bildare so musterte, geriet Basem, je näher die Reihe an ihn kam, mehr und mehr in Angst. ›Guter Allah,‹ sprach er zu sich selbst, ›das folgende Unglück ist noch immer schlimmer als das vorhergehende; bis auf den heutigen Tag war so etwas wie diese Musterung ganz unerhört. Hier gibt es keine andere Rettung und Hilfe als bei Allah! Bei Allah, dieser Handel ist noch zehnmal schlimmer als der bei dem Kasi! O schwarze Unglücksstunde!‹ fuhr er mit seinem Selbstgespräche fort, ›ei Basem, weshalb verließest du gestern Bagdad nicht? Da sieh nun die Früchte deiner Entschlußänderung! Nichts wie Unheil kommt über dich. Nun wird sich der Kalif nach deinem und deines Vaters Namen und nach deiner Besoldung erkundigen; was willst du ihm antworten, wenn er nun danach fragt? Wenn du antwortest: Mein Name ist Basem, der Grobschmied, wird er da nicht ausrufen: O du Spitzbube, wer machte dich zum Bildar? Wer bist du, der du es wagst, meinen Palast zu verunreinigen, indem du dich unter meine Bildare mischest? Wehe mir, hier gibt es keinen Trost und keine Hilfe als bei Allah!‹ Der Kalif beobachtete fortwährend Basem in seiner Angst und hatte Mühe, sich nicht zu verraten; mehrmals mußte er gar sein Schweißtuch in den Mund stopfen, um sich das Lachen zu verbeißen, oder sein Gesicht abwenden, um sich nicht zu verraten.
Der letzte der Bildare war nun gemustert; alle standen beisammen auf einer Seite, und Basem blieb allein auf der anderen in Furcht und Zittern und mit gesenkten Augen und ganz verstörtem Wesen. Nur mit äußerster Anstrengung konnte der Kalif das Lachen zurückhalten, als er ihn vortreten hieß. Der Befehl mußte dreimal wiederholt werden, denn Basem stand wie erstarrt am Boden angenagelt da. Der erste der Bildare weckte ihn schließlich durch einen Rippenstoß und sagte: »O du Kerl, antworte dem Beherrscher der Gläubigen!« Basem fuhr wie aus dem Traume auf und fragte hastig: »Was soll es denn?« Der Kalif fragte: »Wie heißest du?« Basem erwiderte ganz bestürzt: »Meinst du mich, o Herr ?« »Jawohl, dich meine ich!« Basem wollte hierauf vortreten, aber seine Glieder versagten ihm fast den Dienst, er tat einen Schritt vorwärts und wieder einen zurück, bis er nahe genug herangeschlottert war, um Rede zu stehen. Seine Gesichtsfarbe war ganz gelb geworden, seine sonst so bewegliche und scharfe Zunge zitterte; und er stand völlig ratlos da und wußte nicht, was er sagen sollte, starrte zu Boden und kratzte sich, wo es ihn nicht juckte.
Der Kalif aber, der Basems Zustand merkte, mußte sich alle Gewalt antun, um nicht laut aufzulachen; und während er mit Basem redete, mußte er sich zu often Malen umdrehen und sein Tuch vor den Mund halten. Und der Kalif fragte ihn nun nach seinem und seines Vaters Namen und seiner gegenwärtigen Besoldung und wie er zu seinem Amte gekommen war. Basem fragte: »Sprichst du zu mir, o Hadschi Kalif?« Der antwortete ruhig: »Ja!«
Dscha'afar jedoch, der neben seinem Gebieter stand, sagte zornigen Tones zu Basem: »O du Lump von Bildar, antworte dem Beherrscher der Gläubigen auf der Stelle und rede
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