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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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setzen!« Danach befahl er, daß Basem mit einem vollständigen Amtsgewand ausgestattet werden sollte, und ließ ihm ein Geschenk von hundert Golddinaren reichen. Auch Dscha'afar und Masrur machten ihm Geldgeschenke, so daß sich Basem, der Grobschmied, auf einen Schlag in einen reichen Mann verwandelt sah. Er wurde auch bald des Kalifen Genosse bei seinen besonderen Belustigungen und stieg mit der Zeit bis zur Würde des Ersten der Bildare des Kalifen empor.

Kurze Geschichten und Anekdoten
    Abdallah Ibn Eselam, einer der ersten Rechtgläubigen, hatte einen Freund namens Zeid, den er mehr als einmal zur Annahme des wahren Glaubens aufgefordert hatte, doch immer ohne Erfolg. Eines Tages, als er in die Moschee ging, erblickte er ihn zu seinem nicht geringen Erstaunen unter den Moslems. Er fragte ihn, was ihn denn zur Annahme des Islams bewogen habe, da ihn des Freundes Zureden nicht hatte bewegen können; Zeid bekannte, daß die überaus große Sanftmut des Propheten ihn auf den wahren Weg gebracht habe, und erzählte ihm die Veranlassung seiner Bekehrung folgendermaßen:
    »Ich las eines Tages im Buche der Weisheit, als ich eben den Ruf in die Moschee vernahm. Ich will doch hingehn, dacht ich bei mir, um zu sehen, ob Mohammed dem Bilde eines Weisen entspricht. Ich setzte meine Besuche mehrere Tage hindurch fort, und hingerissen von dem Strome seiner Beredsamkeit, bewunderte ich doch noch weit mehr seine außerordentliche Sanftmut. Einmal, inmitten der Predigt, kam ein Araber auf einem Dromedar angetrabt. Er sprang herab, und als ein wahrer Beduine, schrie er sogleich den Propheten, ohne die geringste Rücksicht auf ihn oder seine Zuhörer zu nehmen, an: ›Mein Stamm‹, schrie er, ›sendet mich zu dir; wir haben deinen Glauben angenommen, allein wir haben nichts zu essen, rette uns.‹ Der Prophet wandte sich in seiner gewöhnlichen Milde gegen Ali und sprach: ›Ist uns etwas geblieben von unserm Vorrate?‹ Als der mit ›Nein‹ antwortete, schritt ich hervor und sagte: ›Ich will dir Geld leihen, o Mohammed, bis auf die Dattelernte.‹ Der Prophet nahm das Geld und gab es dem Beduinen. Als die Zeit der Dattelernte herangekommen war, ging ich über Feld und fand den Propheten, der eben bei einem Grabe ein Totengebet verrichtete. Ich ging mit vieler Unverschämtheit auf ihn los und packte ihn hart an: ›O Sohn Abdallahs,‹ schrie ich, ›gib mir Geld oder Datteln, und bestiehl ehrliche Leute nicht um ihr Hab und Gut.‹
    In diesem Augenblicke hörte ich ein Geschrei hinter mir. Ich sah mich um, und es war Omar, der schon das Schwert gezogen hatte, um mir den Kopf zu spalten. Der Prophet hielt ihn zurück; ›O Omar,‹ sagte er, ›hier bedarf es nicht des Schwertes, sondern der Datteln. Geh und befriedige den Mann, und gib ihm zwanzig Bündel mehr für den Schrecken, den du ihm eingejagt hast.‹ Omar steckte das Schwert in die Scheide; ich aber konnte solcher Milde und Sanftmut nicht länger widerstreben, sondern ging in mich und wurde Moslem.«
    Omar machte eines Nachts selbst die Runde in Medina und kam an ein verfallenes Gebäude, wo er eine Stimme und seinen Namen hörte. Er ging hinzu, und siehe da, es war ein Weib mit zwei Kindern, die in einem übers Feuer gesetzten Kessel Wasser umrührte und dabei immer: »O Allah, verschaffe mir Recht bei Omar!« wiederholte. »Was machst du denn hier, und was hat dir Omar getan?« redete sie der Kalif an. »Er hat meinen Mann in den Krieg gesandt und mich zur Witwe und meine Kinder zu Waisen gemacht. Und ich habe nichts, sie zu ernähren, und rühre das Wasser um über dem Feuer, um sie wenigstens eine Zeitlang mit der Hoffnung auf Nahrung zu täuschen und ihr Geschrei zu stillen.« »Warte hier,« sprach Omar, »bis ich wiederkomme.« Und er ging in die Stadt und lud sich selbst zwei Säcke auf, in deren einem Reis, in dem andern aber Fleisch und Brot war. So beladen, kam er an den Ort, wo er das arme Weib gelassen hatte. Nach verzehrter Mahlzeit nahm er statt der leeren Säcke die beiden Kinder auf die Arme und ging mit ihnen der Stadt zu. »O Weib,« sagte er, »beklage dich nun nicht mehr über Omar, er hat sich selbst diese Last auferlegt, um die Last seiner Schuld abzutragen. Künftig sorgt er für dich und deine Kinder!«
    Omar Ibn Al-Khattab, der Kalif, ersuchte eines Tages den Tapfersten seiner Tapferen, Amru, den Sohn Modikorbs, des Zobeiditen, ihm von der größten Feigheit und von der größten Tapferkeit, die ihm in seinem Leben vorgekommen sei, zu

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