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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Gesetz, das diese Strafe über mutwillige Verschwender verhängt. In dem Augenblicke, wo ich in den Fluß gestürzt werden sollte, ging Dscha'afar, der Barmekide, vorbei. Er erkundigte sich nach meinen Umständen und trug meinen Gläubigern ein Kapital von hunderttausend Dinaren an, mit dem sie nach Kum und Kaschan in Seidenwaren Geschäfte machen und sich nach und nach von den Interessen des Kapitals (dessen Eigentumsrecht sich Dscha'afar vorbehielt) bezahlt machen könnten. Meine Gläubiger nahmen den Vorschlag an und verdoppelten die Summe gar bald durch den Erfolg ihrer Geschäfte.
    Sie behielten die Hälfte, und die andere Hälfte überließ Dscha'afar mir, so daß ich sie als Kapital neuen Unternehmungen zugrunde legen und dann den Gewinst mit ihm teilen sollte. In weniger als vier Jahren aber hatte ich siebenmalhunderttausend Dinare gewonnen, die ich Dscha'afar brachte und ihn bat, mir davon nach seinem Gutbefinden zu geben. Er schenkte mir das Ganze und setzte hinzu, er habe sich das Eigentum des Kapitals nur in der Absicht vorbehalten, um mich zu neuen Unternehmungen anzuspornen und mir einen besseren Wirtschaftsgeist einzuflößen.‹
    »Dies«, fuhr Asmai fort, »erzählte mir Ali, der Sohn Sahers; von dem folgenden Vorgange aber war ich selbst Zeuge.
    Ich befand mich mit Al-Fasl, dem Sohne Jahjas, des Barmekiden, auf einem Jagdausfluge, als wir von ferne einen Beduinen auf uns zureiten sahen. ›Der kommt zu mir‹, sagte Al-Fasl. ›Wieso,‹ fragte ich, ›und wie weißt du das?‹ ›Dieweil‹, antwortete er, ›ihm sonst niemand zu essen geben würde als ich.‹ Als der Beduine die Zelte sah und den Lärm des Gefolges hörte, glaubte er, dies könne kein andrer als der Kalif sein. Er stieg ab und stellte sich dem Barmekiden vor.
    ›Heil dir, o Fürst der Rechtgläubigen, und Allahs Segen und Barmherzigkeit über dich!‹ ›Zuviel, zuviel,‹ sprach der Fürst, ›kürze deine Rede.‹ ›Also, Heil dir, o Fürst!‹ ›Nun hast dus getroffen, setze dich.‹ Der Beduine setzte sich, und Al-Fasl fragte ihn: ›Woher kommst du, o Bruder Araber?‹ ›Von der äußersten Spitze Kosaas.‹ Al-Fasl wandte sich gegen mich und fragte mich nach der Entfernung zwischen Irak und der äußersten Spitze Kosaas. ›Es sind‹, antwortete ich, ›achthundert Parasangen.‹ ›Und warum, o Bruder Araber, kommst du von so weit her?‹ fragte Al-Fasl weiter. ›Ich komme, um die Großen und Edlen und Freigebigen aufzusuchen, deren Ruhm sich bis in unser Land verbreitet hat; ich meine die Barmekiden.‹ ›O Bruder Araber, die Barmekiden sind eine große Familie, deren jegliches Glied sich durch Züge von Freigebigkeit auszeichnet. Du mußt, wen du suchst, näher bestimmen.‹ ›Meine Wahl ist getroffen, ich komme zum großmütigsten und freigebigsten von allen, zu Al-Fasl, dem Sohne Jahjas, dem Sohne Khalids; denn wie ich höre, ist er stets von einer Schar Dichter und Redner und Gelehrten umringt.‹ ›Bist du denn ein Dichter?‹ ›Nein.‹ ›Ein Redner?‹ ›Nein.‹ ›Ein Gelehrter?‹ ›Nichts weniger.‹ ›Wie kannst du denn auf Al-Fasls Freigebigkeit rechnen, ohne eine einzige Eigenschaft zu haben, die dir hierauf einiges Recht geben könnte?‹ ›Ich habe mein ganzes Vertrauen auf einen Doppelvers gesetzt, den ich ihm zu Ehren verfertigte!‹ ›Nun, laß hören, und ich will dir im voraus sagen, ob du dir damit etwas bei Al-Fasl verdienen kannst!‹
    Siehe, es war schon längst verloren auf Erden die Großmut.
Die Verlorene nahm Al-Fasl als Gast bei sich auf.
    ›Aber, o Bruder Araber, wie, wenn Al-Fasl dir sagte, er habe dies Distichon schon irgendwo gelesen oder gehört?‹ ›So würde ich ihm auf der Stelle das folgende hersagen:‹
    Seinen Kindern empfahl der Vater der Menschen die Großmut,
Aber Al-Fasl allein hat sie von Adam geerbt.
    ›Aber wie, o Bruder Araber, wenn Al-Fasl auch wider diesen Doppelvers, als gestohlen, Einwendungen macht?‹ ›So würde ich ihm aus dem Stegreife hersagen:‹
    Jahjas Sohn, es gebührt dir vor allen Ehre und Lobpreis,
Denn die Tugend hast du dir aus dem Himmel geholt.
    Diesen Gedanken kleidete der Beduine drei- bis viermal in verschiedenes Silbenmaß ein, worauf sich Al-Fasl zu erkennen gab und dann weiter fragte, was er von ihm wünsche. ›Zehntausend Dirhems‹, sprach der Araber. Der Fürst antwortete: ›Du sollst ihrer zehnmalzehntausend haben!‹ Und er befahl seinem Schatzmeister, das Geld auszuzahlen. Dieser machte Einwendungen wider die Anweisung

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