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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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sie von meiner Liebe und Widerstandskraft überzeugen!‹
    Während der König diese Anstalten machte, fanden die Prinzessinnen Mittel, einen Mann, der den Fürsten auf die Jagd begleiten mußte, zu gewinnen, um ihren Befehl auszuführen; sie waren zu sehr durch den Vorteil vereint, als daß sie nicht gemeinsame Sache gemacht hätten. Zahide war einen Teil der Nacht beschäftigt, das zu bereiten, worauf den König stoßen zu lassen ihr jener Eingeweihte, dem die Gegend genau vertraut war, versprochen hatte. Die Prinzessinnen ruhten sich darauf aus und erwarteten Badanazars Rückkehr, der hocherfreut zu ihnen kam. ›Du versichertest doch, o schöne Zahide, daß man sich nicht bezwingen könnte? Wahrlich, ich habe es heute getan und habe dir zuliebe eine der traurigsten Jagden abgehalten und glaube nicht, daß ich in langer Zeit wieder eine solche unternehmen werde!‹ ›Du bist also mit dir zufrieden,‹ sagte Zahide darauf, ›laß uns doch sehen, was du vollbracht hast!‹ ›Ich habe Gazellen gejagt‹, erwiderte er zuversichtlich. ›In welche Gegend brachte dich die Jagd?‹ ›Zu den Palmenwäldern‹, entgegnete er; ›aber, fürwahr, du weißt nicht, was ich dort gefunden habe: wundervollen Scherbett, in Schnee eingesetzt und in Gefäßen, die den angenehmsten Schmuck bilden; du sollst dich von der Güte des Getränkes überzeugen, ich habe befohlen, etwas davon mitzunehmen!‹ ›Und hast also davon getrunken?‹ unterbrach ihn die Prinzessin. ›Gewiß,‹ erwiderte der Fürst, ›meine Hauptleute haben mir vergebens Vorstellungen gemacht, ich dürfte etwas, dessen Herstellung man nicht gesehen habe, nicht trinken; aber es war warm, der Scherbett schien so kühl zu sein, auch wurde er mir in so angenehmer Form dargeboten, daß ich alle Vorstellungen in den Wind geschlagen habe. Und ich habe mich wohl dabei befunden; niemals hat man mir etwas Köstlicheres gereicht, noch etwas, was mir mehr Genuß gewährt hätte!‹ ›Das Geständnis genügt mir, o Fürst, du hast dich des Wortes begeben, das du mir gabst!‹ ›Was willst du damit sagen?‹ erwiderte lebhaft der Fürst und war ein wenig betreten; ›es war heiß, ich habe getrunken; ist es Sünde, zu trinken, wenn man durstig ist?‹ ›Da hast du die dir gestellte Aufgabe,‹ entgegnete Zahide und schlug züchtig die Augen nieder, ›urteile selbst. Du kannst doch nicht sagen, daß du nicht genugsam vor der unschuldigen Falle, die ich dir gestellt habe und in die du gerietest, obwohl du allen Grund hattest, sie zu meiden, gewarnt worden wärest. Übrigens habe ich den Scherbett bereitet, den du gefunden hast, und bin entzückt, daß er dir Freude machte!‹ Als sich die Verwirrung des Königs ein wenig gegeben hatte, sah er nur noch die Vorzüge von Zahides Geist und die Reize ihres Äußeren und sprach, auf die Knie sinkend, zu ihr: ›Ich erkläre mich für besiegt; welche Lust ich aber auch habe, dich zufriedenzustellen, so kann ich deine Wünsche ohne den Geisterkönig nicht erfüllen und muß durchaus seine Einwilligung haben; du weißt wohl,‹ fügte er hinzu, ›daß der Diwan nicht aufzuheben wagt, was er nur auf seinen Antrag beschlossen hat. Indessen will ich mir den Vorwurf ersparen, nichts für die Wünsche der schönen Zahide getan zu haben. Ich kann den König der Geister bestimmen, hierherzukommen; in wenigen Augenblicken könnt ihr beide mit ihm sprechen.‹
    Die Prinzessinnen willigten mit Freuden ein, und auf der Stelle schrieb Badanazar seinen und des Geisterkönigs Namen auf einige Blätter des besten, goldbemalten Papiers, das es im Palaste gab. Er verbrannte sie in einem Feuer von Sandel- und Aloeholz, und der Geist erschien.
    Die Prinzessinnen legten ihm die Stimmungen ihrer Herzen dar und die Verwirrung, in die sie sein grausamer Befehl gebracht hatte. Zahide ließ ihm sogar auf eine feine Art fühlen, daß er bei dieser Angelegenheit der üblen Laune freien Spielraum gegeben habe. Und er gestand ein, er habe mehr als einmal die Härte seines Betragens bereut; ›aber, o schöne Zuluch,‹ fügte er hinzu, ›wenn ich dem Zauber des Korbes ein Ende mache, bedenkst du nicht, daß dann die Zeit und die Jahre all ihre Rechte an deine Jugend und Schönheit geltend machen?‹ ›Ja, o Herr, ich denke daran und unterwerfe mich solchem. Solange ich gefalle, werde ich das allgemeine Los nicht merken; wenn ich jedoch aufhöre zu gefallen, ist es mir dann nicht gleichgültig?‹ Der Geisterkönig war sehr gerührt über solchen

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