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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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anderen zu gehen, bis sie ihm sagten: »Nun ist die Reihe an dir, uns zu bewirten.« Ali antwortete: »Ihr seid mir willkommen«, und ließ am folgenden Tag allerlei Speisen und Getränke herrichten, so wie es die übrigen getan, nahm Köche, Diener und Kaffeeschenker mit in einen Garten und brachte darin einen ganzen Monat mit seinen Freunden zu.
    Als der Monat zu Ende war, bemerkte Ali, daß er all sein bares Geld ausgegeben hatte. Aber der verdammte Satan reizte ihn und stellte ihm vor, daß ihm noch viel anderes Vermögen übrig bleibe; er fuhr daher noch drei Jahr lang fort, so mit seinen Freunden zu leben, trotz der Warnungen seiner Frau und der Ermahnungen seines Vaters, und verkaufte nach und nach alle seine Juwelen, Häuser und Güter; zuletzt verkaufte er sogar das Haus, das er selbst bewohnte, und er mußte eine erbärmliche Wohnung in einem Hof mieten und da mit seiner Frau und seinem Sohn, den sie ihm inzwischen geboren, wohnen. Als ihm gar nichts mehr übrig blieb, sagte ihm seine Frau: »Ich habe dich immer gewarnt und an die Ermahnung deines Vaters erinnert, du hast mir aber kein Gehör geschenkt; wovon sollen wir nun leben? Geh einmal zu deinen Freunden und sieh, ob sie dir etwas schenken.« Ali machte sich auf, ging zu seinen Freunden, von einem zu dem anderen, aber alle kehrten ihm den Rücken und sagten ihm noch manches Unangenehme. Er kehrte bestürzt zu seiner Frau zurück und sagte ihr, es wolle ihm niemand etwas schenken. Die Frau ging hierauf zu einer ihrer Nachbarinnen, mit der sie befreundet war, und schilderte ihr weinend ihre Lage. Die Nachbarin nahm sie freundlich auf und schenkte ihr so viel, daß sie einen Monat davon leben konnte. Als sie damit zu Ali zurückkehrte, sagte er: »Da uns nun gar nichts mehr übrig bleibt, so will ich gehen, wohin mich Gott führt, vielleicht wird er uns helfen.« Er tröstete seine Frau und küßte sein Kind und verließ das Haus, ohne zu wissen, wohin er gehen wolle, und nahm den Weg nach Bulak. Hier fand er ein Schiff, das eben nach Damiet absegeln wollte, er bestieg es und fuhr nach Damiet. Als er ausstieg, begegnete er einem alten Freund seines Vaters, der ihn begrüßte und fragte, wo er hin wolle. Ali sagte: »Nach Bagdad.« Der Mann nahm ihn mit in sein Haus, bewirtete ihn, gab ihm Lebensmittel und einiges Geld, und brachte ihn auf ein Schiff, das nach Syrien fuhr.
    Als er in Syrien anlangte und nicht wußte, wohin er sich wenden sollte, begegnete er einem Kaufmann, der ihn bemitleidete und ihn mit in sein Haus nahm. Ali blieb bei ihm, bis er eine Karawane fand, die nach Bagdad reiste; er schloß sich ihr an und Gott flößte einem der Kaufleute dieser Karawane Erbarmen für ihn ein, so daß er ihn während der Reise ernährte. Als die Karawane nur noch einen Tag von Bagdad entfernt war, wurde sie von Straßenräubern überfallen und ausgeplündert; nur wenige von der Karawane konnten durch die Flucht sich retten.
    Ali setzte seine Reise nach Bagdad fort und kam bei Sonnenuntergang an, als gerade die Tore der Stadt geschlossen wurden. Er sagte zu den Torwächtern: »Laßt mich noch in die Stadt!« Sie ließen ihn hinein und fragten ihn, wer er sei, und wo er herkomme. Er antwortete: »Ich bin aus Kahirah und hatte viele Maulesel und Waren bei mir, die mir nachkommen sollten; ich bin vorausgereist, um einstweilen eine Wohnung zu mieten, wo ich mich mit meinen Waren niederlassen könnte; da kamen aber Straßenräuber und nahmen meine Maulesel mit den Waren, und ich konnte nur meine Person retten.«
    Die Torwächter luden Ali ein, die Nacht bei ihnen zuzubringen, bis er am folgenden Morgen eine Wohnung mieten würde. Ali suchte in seiner Tasche und fand noch einen Dinar von dem Geld, das ihm der Kaufmann in Damiet geschenkt; er gab ihn einem der Torwächter und sagte ihm: »Nimm diesen Dinar und kauf' dafür etwas zum Nachtessen.« Der Torwächter nahm das Geld, ging in die Stadt und kaufte Brot und gekochtes Fleisch, das sie miteinander verzehrten, dann legten sie sich schlafen, Am folgenden Morgen ging einer der Torwächter mit Ali zu einem Kaufmann und erzählte ihm, was Ali widerfahren. Der Kaufmann, der in seinem Laden war, ging mit Ali in sein Haus, gab ihm eines seiner Kleider, führte ihn ins Bad und ließ ihm in seiner Wohnung ein Frühstück reichen. Dann sagte er einem seiner Diener: »Gehe mit diesem Herrn und zeige ihm unsere Häuser und gib ihm die Schlüssel des Hauses, das ihm am besten gefällt.« Ali ging mit dem Diener und sah in

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