Tausend weisse Flocken
weil er damit auch nichts geändert hätte. Mit einer unbedachten Äußerung, die sowohl komplexer als auch schmeichelhafter war, als sie ahnte, hatte er jede Aussicht auf eine dauerhafte Beziehung zerstört.
Wahrscheinlich ist es besser so, überlegte Zachary trübsinnig.
Denn wie sollten zwei so gegensätzliche Charaktere wie Claire und er eine gemeinsame Basis für etwas finden, das über eine flüchtige Begegnung hinausging? Eine europäische Frau von Welt und ein kanadischer Arbeiter passten nun einmal nicht zusammen.
"Es war das erste Mal für dich", erklärte er, da er sich dazu verpflichtet fühlte, das Thema anzuschneiden, das er am liebsten gemieden hätte.
"Sei nicht albern", erwiderte Claire. "Natürlich war es das nicht."
"Doch, das war es, Claire. Du warst noch Jungfrau."
Sie gähnte leicht. "Das war ich vielleicht mal, vor langer Zeit."
Überrascht betrachtete er sie und spielte mit dem Gedanken, sie daran zu erinnern, wie prüde sie sich im Bad gegeben hatte.
Doch was hätte es für einen Sinn gehabt, wenn sie die Wahrheit leugnete?
Zachary ging zum Fenster und wieder zurück. "Okay, belassen wir es vorerst dabei. Aber was passiert als Nächstes?"
"Ich habe vor, ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Du kannst von mir aus in Öl sieden."
"Willst du deinen Aufenthalt hier abkürzen?"
Verächtlich hob sie das Kinn. "Ganz bestimmt nicht. Warum sollte ich?"
"Weil es schlichtweg unmöglich ist, sich an einem Ort wie diesem aus dem Weg zu gehen, und dir wäre es bestimmt lieber, mich nicht wieder zu sehen."
"Du hast mich heute Abend sehr erfolgreich gemieden, Zachary, warum solltest du es nicht auch weiterhin tun? Schade nur, dass du deine Abneigung gegen mich vergessen hast und dich von deinem Verlangen hast mitreißen lassen. Aber ich bin sicher, dass du den Fehler nicht wieder machen wirst. Und du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dir auf die Nerven gehe.
Ich würde mit dir kein zweites Mal schlafen."
Ihre Worte waren deutlich und klangen verdammt gestelzt.
Wenn sie nicht gelegentlich gezögert hätte, um ihre Gedanken in fehlerfreies Englisch zu fassen, hätte er angenommen, sie hätte diese kleine Rede mindestens ein Dutzend Mal geübt.
"Und was ist, wenn du schwanger bist?" fragte Zachary.
Daran wollte er lieber nicht denken.
"Das bin ich bestimmt nicht. Aber selbst wenn, na und?"
Verblüfft blickte er sie an. "Na und? Wir reden hier von einem neuen Leben, Claire, für das ich genauso verantwortlich wäre wie du."
"Nein", entgegnete Claire. "Deine Verantwortung bestand darin, nicht mit mir zu schlafen und so zu tun, als wäre ich jemand anders. Da du es trotzdem getan hast, hast du keinerlei Rechte mehr."
Zachary war so frustriert, dass er glaubte, ersticken zu müssen. "Dies hier ist zufällig Kanada, meine Liebe, und hier haben Väter dieselben Rechte wie Mütter."
Unvermittelt stand sie auf, ohne die Decke loszulassen. Hoch erhobenen Hauptes sah sie ihn an. "Ach ja?" Sie schnippte mit den Fingern. "Kanada und seine Gesetze und du, Zachary, sollen von mir aus zur Hölle fahren!"
Da bin ich schon, hätte er ihr am liebsten gesagt. Und du auch, ob du es zugibst oder nicht!
Allerdings hatte er bereits genug angerichtet. Deswegen meinte er nur: "Das werden wir ja sehen."
"Gehweg."
"Das werde ich. Aber ich komme zurück."
"Spar dir die Mühe. Du hast nichts zu sagen, was ich hören möchte."
"Vergiss es, Claire. Wir werden morgen darüber reden.
Vielleicht hörst du dann eher auf die Stimme der Vernunft."
Er hatte zumindest gehofft, sich einen guten Abgang zu verschaffen, doch Claire marschierte ins Schlafzimmer und kam kurz darauf mit seinen Sachen über dem Arm zurück. "Da du offenbar Probleme hast, mein Englisch zu verstehen, ist das hier vielleicht deutlicher."
Dann öffnete sie die Haustür und warf seine Sachen auf die Veranda, ohne dabei die Decke loszulassen, die sie vor ihren Brüsten zusammenhielt. Kurz darauf folgten seine Stiefel.
"Verdammt, Claire!" Er blinzelte verwirrt und drehte sich zu ihr um. "Hast du den Verstand verloren?"
Sie ließ eine Schimpfkanonade auf Französisch los und griff nach dem nächsten Wurfgeschoss, einem schweren Kerzenhalter aus Messing.
Zachary hielt es für klüger, die Flucht zu ergreifen. Kaum hatten seine nackten Füße die überfrorenen Verandabretter berührt, knallte sie die Tür zu und schloss ab.
Er hob seine Sachen auf und wollte ins Haus gehen, als er den Dampf sah, der aus dem Whirlpool aufstieg. In seiner Eile,
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