Tausend weisse Flocken
Handgelenk.
Sie warf den Kopf zurück. "Ich glaube, du hast schon genug gesagt."
"Ich bin nicht gerade stolz auf mein Verhalten, Claire, aber das, was ich gesagt habe, hat nichts mit dir zu tun."
"Ich weiß", erwiderte sie spöttisch. "Es hat mit deiner Frau zu tun. Mit Jenny."
"Nur in gewisser Hinsicht. Als ich zum Whirlpool gekommen bin, wollte ich nicht zu Jenny, sondern zu dir. Und als wir in deiner Suite waren, habe ich nicht Jenny begehrt, sondern dich.
Dich habe ich in den Armen gehalten und ..."
"Nein", rief sie, weil die Erinnerungen daran sie schmerzten.
"Du bist immer noch mit der Vergangenheit verheiratet, Zachary, und ich lasse mich nicht mit verheirateten Männern ein."
"Jenny ist seit fast sechs Jahren tot!"
"Nicht in deinem Herzen. Du redest von dem, was du willst, aber was ist mit mir?" Claire überlegte, ob es klug war weiterzusprechen. Doch aus der anfänglichen erotischen Anziehungskraft zwischen ihnen hatte sich mehr entwickelt, und nun ging es um moralische Prinzipien.
"In deinen Augen bin ich egoistisch und verwöhnt..."
"Das habe ich nie behauptet."
"Aber du hast es gedacht. Schon bei unserer ersten Begegnung war dir klar, dass ich ... Wie heißt es auf Englisch?
Ein verzogenes Gör bin."
Sie hatte den Eindruck, dass er sich auf die Lippe biss, um nicht lächeln zu müssen. "Okay, ich gebe zu, dass ich es gedacht habe."
"Na ja, du hast nicht ganz daneben gelegen. Ich habe vor langer Zeit beschlossen, mich nicht mit halben Sachen zufrieden zu geben. Ich will kein Zimmer, wenn ich eine Suite reserviert habe. Und ich will nicht den Körper eines Mannes ohne sein Herz."
Er wirkte verblüfft. "Du hast doch wohl nicht erwartet, dass ich dir einen Heiratsantrag mache, nur weil wir uns ...?"
"Geliebt haben", ergänzte sie den Satz für ihn. "Aber das haben wir nicht. Wenn wir uns geliebt hätten, hättest du nicht den Namen deiner toten Frau gerufen, und ich hätte mich nicht
... preiswert gefühlt."
"Billig. Du hättest dich nicht billig gefühlt." Als wäre er gerade aufgewacht, schüttelte er den Kopf. "Wie kommt es, dass ein Gespräch über unser ... Verhältnis sich als Sprachunterricht entpuppt?"
"Das weiß ich nicht. Und ich habe auch keine Zeit, darüber nachzudenken, weil ich mit Melanie verabredet bin."
"Warum?"
"Um ihr dabei zu helfen, sich für heute Abend zurechtzumachen."
"Diesmal braucht sie sich jedenfalls keine Sachen von dir zu leihen", erwiderte Zachary, scheinbar erleichtert, das Thema wechseln zu können. "Als ich heute Vormittag in Broome war, habe ich ein Kleid gekauft, das ihrem Alter eher angemessen ist."
"Was soll das heißen, Zachary? Dass du ihr ein Rüschenkleid für kleine Mädchen gekauft hast?"
"Also wirklich! Ich habe gemerkt, wie sie lan Dawson angesehen hat. Aus dem Kleinmädchenalter ist sie raus - leider."
"Wie tröstlich zu wissen, dass du doch etwas Beobachtungsgabe hast!" konterte sie und lief los.
Diesmal versuchte er nicht, sie zurückzuhalten.
Das Abendessen war ein voller Erfolg. Beluga mit Artischocken, gefüllte Wachteln und gegrillter Lachs mit Spargel - all das verdiente begeistertes Lob, vor allem als Roberte und seine Sous-Chefs bei Kerzenlicht zum großen Finale erschienen und mit dem Dessert, auf dem Wunderkerzen brannten, zwischen den Tischen hindurchgingen.
Nach dem Essen gingen alle Gäste in den Gesellschaftsraum, wo ein Trio aus der Stadt an diesem und den folgenden beiden Abenden Livemusik spielte. Von seinem Platz an der Tür ließ Zach einen prüfenden Blick durch den Raum schweifen und stellte fest, dass der Standard hier genauso hervorragend war wie im Speisesaal.
Große Blumenarrangements standen in den chinesischen Vasen auf den Blumenständern zwischen den hohen Fenstern.
Der exotische Duft der importierten Rosen und Nelken mischte sich mit dem der Mandarinen und dem Geruch von Holzfeuer.
Sektflöten funkelten im Licht der Kerzen, die auf dem Kaminsims, auf den zahlreichen Tischen und auf dem Klavier standen.
Die kleine Tanzfläche war bereits überfüllt. Zach entdeckte Melanie und lan Dawson, die wild herumhüpften. Mels Wangen waren gerötet, und ihre Augen funkelten. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah sie glücklich aus. Noch vor einem Monat hätte das gereicht, um ihn glücklich zu machen.
Einen Maßkrug in der Hand, gesellte McBride sich zu ihm und stieß ihn an. "Bildhübsch, nich'?"
Ja, das war sie. Allerdings war er, Zach, sich nicht ganz sicher gewesen, ob er die richtige Wahl getroffen
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