Tausend Worte der Liebe
Spülstein stehen und fuhren zum Einkaufszentrum.
Es dauerte kaum zehn Minuten, um für Hank etwas zu finden. Mit dem Kleid für Shay war es ungleich schwieriger. Sie entschied sich endlich für schwarze, fließende Kreppseide, um daraus eine weite Abendhose zu nähen. In der bekanntesten Boutique fand sie das passende Oberteil. Es war eine Bluse, sehr gewagt im Schnitt, aus silbrigem, schwarzem und taubenblauem Material, bestickt mit glänzenden Pailletten, Ton in Ton. Ein zauberhaftes Modell, sehr unpraktisch und viel zu teuer.
Auf dem Weg zum Parkdeck hielt Shay zweimal an. Sie musste plötzlich verrückt geworden sein, so viel Geld auszugeben. Die Bluse konnte sie einfach nicht behalten.
Aber Hank löste das Problem. »Du wirst ganz toll aussehen, Mom«, sagte er bewundernd, »in deinem neuen Glitzerhemd.«
Shay holte tief Luft und setzte sich wieder in Bewegung. Jede Frau sollte sich wenigstens einmal im Leben etwas Verführerisches, Ausgefallenes gönnen dürfen. Rosamond besaß früher ganze Schränke voll solcher Sachen.
Als sie zu Hause ankamen, klingelte wieder das Telefon. Hank war wie immer schneller. Ja«, sagte er zu dem Anrufer, »sie ist hier. Für dich, Mom!«
Shay ließ die Pakete auf die Couch fallen und ging zum Apparat. Sie war vollkommen unvorbereitet für die Stimme am anderen Ende der Leitung, sosehr sie es vorher gehofft und gefürchtet hatte, sie zu hören.
»Sie haben von der Party gehört, nehme ich an?« Der Ton von Mitchs Stimme weckte auf Anhieb jedes weibliche Empfinden in Shay.
Ja«, antwortete sie mit Mühe.
»Ich fürchte, das wird mir allein zu viel. Wie wäre es, wenn Sie mich moralisch unterstützten?«
Shay konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Mitch ihre Unterstützung nötig hätte oder vor einer Sache kneifen würde, aber der Gedanke, mit ihm dorthin zu gehen, erfüllte sie mit einer Art von verängstigter Freude. »Als überzeugter Menschenfreund«, erwiderte sie neckend, »kann ich einen solchen Hilfeschrei nicht überhören.«
Er seufzte übertrieben: »Ich danke Ihnen!«
Sie lachte. »Mögen Sie keine Partys?«
»Doch, aber ich war mir nicht sicher, ob Sie mich begleiten wollen. Und ein ‚Nein‘ hätte mein männliches Ego schwer getroffen.«
»Das können wir nicht zulassen.« Shay war froh, dass Mitch nicht sehen konnte, wie sie wie ein Schulmädchen errötete. »Das Sommerhaus der Reeses liegt eine ganze Strecke außerhalb der Stadt. Wir sollten mindestens eine halbe Stunde vor Beginn wegfahren.«
»Sieben Uhr?«
»Sieben Uhr.« Für Shay war die Party plötzlich zum Brennpunkt ihres Lebens geworden. Sie fühlte sich schwindlig vor Aufregung und verstand sich selbst nicht mehr. Anstatt traurig zu sein, wegen der baldigen Trennung von Hank, drehte sich plötzlich alles um die Fahrt am mondscheinbeschienenen Pazifik entlang.
Hank musste trotz seines Protestes in die Badewanne. Shay wusch das Geschirr ab und setzte sich dann an ihre Nähmaschine. Bis lange nach Mitternacht arbeitete sie mit dem weichen, seidigen Material. Doch schließlich, als ihr beinahe die Augen zufielen, war sie fertig und äußerst zufrieden mit ihrem Werk.
Der nächste Tag war »haarig«, wie Hank es ausdrücken würde. Drei Verkäufer kündigten, Ivy fühlte sich nicht wohl und ging heim, und dann rief eine Schwester an vom Sanatorium Seaview, dass Shay nach Möglichkeit kommen solle, weil Rosamond einen ihrer Anfälle bekam.
»Was soll das heißen?« Shay war erschrocken und zugleich auch ärgerlich über die unklare Auskunft.
»Sie weint sehr und will das Bett nicht verlassen.«
»Haben Sie den Arzt verständigt?«
»Der hat heute frei und spielt Golf.«
»Bei diesen Unterhaltskosten! Das darf nicht wahr sein. Holen Sie ihn her, meine Liebe, und wenn Sie ihn vom Platz schleifen müssten. Hat meine Mutter ihr kleines Kissen?«
»Welches Kissen?«
»Das, was sie immer mit sich herumträgt.«
»Ich habe nichts gesehen.«
»Suchen Sie es!«
»Ich rufe Sie in wenigen Minuten wieder an, Mrs Kendall.«
»Gut. Ich warte auf den Rückruf.«
Shay fuhr sich durch das Haar und ließ sich auf ihren Bürostuhl fallen. Das Personal in Seaview wechselte gelegentlich, und dann passierte immer das gleiche. Die Kranke reagierte sofort darauf, wenn nicht alles seinen gewohnten Gang ging.
Die Tür zu ihrem Büro öffnete sich, und unangemeldet schlenderte Richard Barrett herein. Shay schob ihr zerzaustes Haar aus der Stirn und schalt: »Können Sie nicht anklopfen?«
Er streckte
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