Tausend Worte der Liebe
wollte. »Ich denke, es ist wohl besser, wenn du gehst.«
Mitch lehnte sich im Stuhl zurück, wirkte völlig entspannt, und nichts deutete darauf hin, dass er ihrer Bitte nachkommen würde. »Ich hätte lügen können, Shay, das weißt du. Später wäre es ein leichtes gewesen, dich mit der vollendeten Tatsache zu überrumpeln.«
»Ich nehme an, dass Sie in solchen Dingen große Übung haben, Mr Prescott. Ich meine, sich in das Vertrauen anderer Menschen einzuschleichen, um sie dann vor vollendete Tatsachen zu stellen.« Shay stand auf und machte sich wieder mit der Kaffeemaschine zu schaffen. Als sie den Deckel schloss, zitterten ihr die Hände. »Sicherlich schreiben Sie nicht für diese billigen Skandalblätter, die im Supermarkt ausliegen. Das dürfte wohl kaum so gut bezahlt werden, um sich ein Haus wie ihres kaufen zu können.«
»Ich schreibe Bücher«, sagte Mitch ungerührt. »Unter einem Pseudonym.«
Shay lehnte sich gegen den Küchenschrank, neben ihr summte die Kaffeemaschine, und sie verschränkte die Arme über der glitzernden Bluse. »So hoch steht meine Mutter also im Kurs. Nun, Mr Prescott, aus dem Buch wird nichts.«
»Ich fürchte doch.«
Shay ging zum Tisch zurück und setzte sich wieder. »Das erlaube ich nicht. Ich werde klagen.«
»Niemand fragt nach deiner Erlaubnis, Shay. Unautorisierte Biografien sind völlig legal. Darüber hinaus würde nichts den Herausgeber mehr beglücken, als von Rosamond Dallas Tochter in einen Rechtsstreit verwickelt zu werden. Die Publizität wäre jedes Geld wert!«
Shay fühlte, wie sie blass wurde. Was Mitch sagte, leuchtete ihr ein, so schrecklich es sich auch anhörte.
»Ich hätte das ganze Projekt ohne Weiteres abgelehnt, Shay«, fuhr er fort. »Nur eine Sache hielt mich davon ab.«
Sie setzte sich gerade. »Was sollte das sein? Geld?«
»Davon habe ich genug. Ist dir der Name ‚Lucetta White‘ ein Begriff?«
Lucetta White. Rosamond hatte oft von dieser Frau gesprochen, hatte sie gefürchtet und gemieden. Miss Whites Bücher konnten das Todesurteil für eine Karriere bedeuten, jedes Wort war geschliffen und scharf wie eine Rasierklinge. »Sie hat mehr als ein halbes Dutzend von Mutters Freunden ruiniert.«
Mitch nickte. »Lucetta und ich sind bei dem gleichen Agenten unter Vertrag. Wenn ich das Buch nicht schreibe, Shay, dann wird sie es tun.«
Bei dieser Aussicht fühlte Shay sich ganz elend. »Welche Garantie gibt es für mich, dass du freundlicher sein wirst?«
»Diese Garantie: Ich möchte, dass du der Co-Autor für das Buch wirst. Die Verfasserangabe gehört dir, wenn du es willst.«
Shay erinnerte sich der anderen Bücher, die über Filmstars von deren Kindern verfasst worden waren, und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Du kannst mir nicht helfen oder nicht als Co-Autor zeichnen?«
»Ich kann nicht meine eigene Mutter vermarkten«, erwiderte Shay entschieden. »Außerdem bin ich kein Schriftsteller.«
»Das lass nur meine Sorge sein. Von dir erwarte ich nur Mithilfe: Erinnerungen, Briefe, Familienbilder. Dafür sollst du die Hälfte der Vorauszählung bekommen und auch die Hälfte der Tantiemen.«
Shay schluckte. »Du sprichst von einer beträchtlichen Summe Geldes.«
Mitch nickte wieder.
Gedanken schwirrten durch Shays Kopf wie ein Kaleidoskop. Ungeahnte Möglichkeiten taten sich auf: Hanks Ausbildung wäre gesichert, der Partyservice rückte in greifbare Nähe.
»Würde ich uneingeschränkte Kontrolle haben?«
Mitch drehte langsam einen Löffel zwischen den Fingern. »Uneingeschränkte Kontrolle ist ein sehr weiter Begriff. Du kannst das gesamte Material einsehen, jede Zeile lesen. Ich werde so rücksichtsvoll vorgehen wie irgend möglich, aber nichts beschönigen. Und wenn ich auf ein verborgenes Skelett stoße, dann zerre ich es aus dem Schrank.«
Blut schoss Shay in den Kopf. »Das klingt verdammt nach Lucetta White.«
»Lies erst einmal ihre Bücher«, wehrte Mitch kurz angebunden ab. »Lucette erfindet die Skelette, sie sucht sie nicht.«
Shay stützte den Kopf in die Hände. »Ich muss darüber nachdenken.«
Sie hörte, wie Mitch seinen Stuhl zurückschob und aufstand, um zu gehen. »Das sollst du auch. Ich rufe dich in ein paar Tagen an.«
Shay blieb unbeweglich sitzen, bis sie hörte, dass er die Haustür hinter sich zuzog. Dann erhob sie sich, ging die Haustür abschließen und beobachtete aus dem Fenster, wie Mitchs Jaguar davonfuhr.
Mitch wartete drei Tage.
Während dieser endlosen
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