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Tausend Worte der Liebe

Tausend Worte der Liebe

Titel: Tausend Worte der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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half, Shays Haar wie Borsten an einem Igel zurechtzuzupfen.
    Shay verdrehte nur die Augen.
    »Wenn man mich so sähe, würde ich sterben«, begann das Mädchen von Neuem.
    »Sie leben auch so gefährlich, Sie wissen es nur nicht.« In Shays Stimme schwang ein drohender Unterton mit. »Wieso?«
    »Ach, nichts.« Shay seufzte. Das Gel war inzwischen ganz getrocknet, und ihre Kopfhaut juckte. An allen möglichen und unmöglichen Stellen kniff das Trikot. Wahrscheinlich wurde sie deshalb zunehmend reizbarer.
    Die Schiebetür des Wagens öffnete sich quietschend. Richard stand da und betrachtete Shay äußerst selbstzufrieden. »Ich«, sagte er mit Betonung, »ich bin eben doch ein Genie.«
    »Treiben Sie es nicht zu weit«, zischte Shay. Ihr Körper vibrierte schon lange nicht mehr, und hinter ihrer rechten Schläfe entwickelte sich ein bohrender Kopfschmerz.
    »Ich hab’ gesagt, dass ich sterben würde, wenn man mich so sähe, in dem Zeug und allem. Da sagte sie, dass ich auch so gefährlich lebe, ich wüsste es nur nicht.« Die Assistentin plapperte wie ein aufgezogenes Grammofon. »Was meinte sie damit, Richard? Ich habe sie gefragt, aber sie gibt keine Erklärung.«
    »Warte draußen, Chrissie«, gebot Richard in väterlichem Ton. Beinahe hätte er ihre Wange getätschelt. Widerwillig kam sie der Aufforderung nach.
    »Weiß Ihre Frau über sie Bescheid?«, fragte Shay, nur um boshaft zu sein.
    Richard räusperte sich und rückte verlegen seine altmodische Brille zurecht. Trotz seiner offensichtlichen Nervosität ließ er sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen. »Man erwartet Sie draußen«, sagte er scheinheilig. »Kaum zu glauben, meine Beste, aber Ihr Ruhm breitet sich aus wie ein Lauffeuer.«
    Shay erhob sich seufzend. »Das war die schlechteste J.R.-Ewing-Imitation, die ich je gehört habe.«
    Richard zuckte nur die Schultern, und als Shay mit ihm zusammen die Ausstellungshalle betrat, bemerkte sie mit Entsetzen, dass sich tatsächlich eine Menge Zuschauer eingefunden hatten. Alle Verkäufer standen am Rand mit ihren Frauen und sogar mit ihren Kindern. Nur wegen der Kinder hielt Shay sich zurück, sonst wäre eine Szene, die Rosamond Dallas alle Ehre gemacht hätte, unausbleiblich gewesen.
    »Nehmen Sie Ihren Platz ein, Teuerste, direkt auf dem Kreuz!«, rief Richard Barrett ihr gespielt höflich zu und zeigte völlig unnötigerweise auf die Markierung. »Wir sind im Handumdrehen fertig, wenn Sie Ihre Sache gut machen und …«
    »Ach, hören Sie endlich auf.« Shay trat vor. Das starke Scheinwerferlicht blendete sie, das Kostüm war mehr als unbequem, und unter dem dicken Make-up brannte ihr Gesicht. Shay atmete tief und gab sich größte Mühe, professionell zu wirken.
    Als sie im Stillen ihren Text wiederholte, hoffte sie inständig, die Aufnahme möge sofort gelingen, dann hätte sie das ganze Theater wenigstens schnell hinter sich.
    Die Klappe wurde vor ihrer Nase geschlagen. Shay lächelte strahlend und versuchte krampfhaft nicht daran zu denken, wie albern ihr schönes Haar zu Berge stand. Sie wusste, dass sie total verrückt aussah, aber das war ja schließlich der Sinn der Sache.
    »Reeses Niedrigpreise sind ein Schock!«, rief sie lockend, wie ein Anreißer auf dem Jahrmarkt. »Kommt, Leute, und seht selbst bei Reese Motors, 6832 Discount Way!«
    Shay hätte am liebsten – wie Mickey Rooney – zum Luftsprung angesetzt. Sie war sicher, dass diese Aufnahme tatsächlich beim ersten Versuch hundertprozentig gelungen war.
    »Erste Wiederholung!«, erklang Richards Stimme, betont geduldig.
    »Was soll das heißen!« Shay traute ihren Ohren nicht. »Die Szene ist doch absolut perfekt gewesen!«
    »Nichts dergleichen. Ich möchte mehr Betonung auf ‚Schock‘ haben.«
    Ganz klar, er wollte sich für die Bemerkung rächen von vorhin im Umkleidewagen. Shay biss die Zähne zusammen. »Finden Sie nicht, dass das Zeug auf meinem Kopf schockierend genug ist?«
    »Nein.«
    Sechsmal ließ er Shay die Szene wiederholen, bis er sich endlich – und auch nur widerwillig – zufriedengab.
    Shay fluchte leise, als sie grollend zur Umkleidekabine zurückging, und schlug laut die Tür hinter sich zu. Sie verzichtete auf jede Hilfe, wollte nur allein sein. Mit der Reinigungscreme befreite sie sich zuerst von dem Make-up, zog das Trikot aus, zwängte sich dann in die Minidusche und wusch ihr Haar so lange, bis das Shampoo in der Flasche aufgebraucht war. In Marvin Reeses Bademantel gehüllt, kam sie nach einiger Zeit mit

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