Tausendschön
gesprochen?«, fragte Fredrika mit sanfter Stimme.
Die Frau schüttelte den Kopf. » Nein, niemals. Yusef hatte schließlich darauf bestanden, dass alles streng geheim sei. Als er dann verschwand, haben wir uns natürlich große Sorgen gemacht.«
» Sind Sie oder Ihr Mann je bedroht worden?«, fragte Alex.
» Nein«, antwortete die Frau leise, » jedenfalls nicht, soweit ich weiß.«
Alex dachte nach. Jakob Ahlbin war bedroht worden, ehe er ermordet worden war. Unter Umständen hatte sogar jemand versucht, mit ihm zu verhandeln. Aber Muhammed Abdullah war ohne erkenntliche Vorwarnung auf offener Straße erschossen worden.
» Ich habe die E-Mails und die Post meines Mannes durchgesehen«, sagte die Frau, » da war nichts.«
» Und sein Handy?«
» Das hatte er bei sich, als er das Haus verließ. Das habe ich also nicht gesehen.«
Fredrika und Alex tauschten einen Blick. Sie beide wussten, dass die Polizei unter den Dingen, die Muhammed bei sich gehabt hatte, als er starb, kein Handy gefunden hatte.
» Weshalb ist er gestern Abend ausgegangen?«, fragte Fredrika.
» Er bekam einen Anruf, da saßen wir gerade vor dem Fernseher«, erzählte die Frau. » Das Gespräch dauerte nicht länger als eine halbe Minute, und dann sagte Muhammed, dass er noch etwas erledigen müsse.«
» Hat er denn gesagt, wer ihn angerufen hat?«
» Nein, aber das war nicht ungewöhnlich. Ich habe nie danach gefragt. Um der Kinder willen war es besser, wenn nur einer von uns eingeweiht war.«
Den Gedanken konnte Fredrika nachvollziehen. Aber es war doch zu ärgerlich, dass das Telefon weg war. Natürlich konnten sie auch im Nachhinein die Telefonverbindungen kontrollieren, aber wenn der Mann eine Drohung oder eine Mitteilung über SMS erhalten hatte, dann würden sie den Wortlaut nur erfahren, wenn sie das Handy sicherstellten.
» Ab wann haben Sie sich Sorgen um Ihren Mann gemacht?«, fragte Alex.
» Nach ein, zwei Stunden. Normalerweise war er bei solchen Treffen nie besonders lange weg.«
» Haben Sie gleich die Polizei angerufen?«
» Ja, aber die haben gesagt, nach so kurzer Zeit könnten sie noch nichts für mich tun. Um zehn Uhr abends bin ich dann rausgegangen und habe nachgesehen, ob er das Auto mitgenommen hatte oder ob er zu Fuß gegangen war.«
Sie verstummte und schluckte ein paarmal.
» Aber Sie haben ihn nicht gefunden«, sagte Fredrika vorsichtig.
Die Frau schüttelte den Kopf. » Und doch muss ich gerade, als er gestorben ist, draußen gewesen sein.« Als sie weitersprach, taten ihre Worte weh. » Ich war dabei, als sie ihn heute früh gefunden haben. Er lag auf dem Bauch im Schnee. Mein erster Gedanke war, dass er sich eine Erkältung holen würde, wenn er weiter dort läge.«
In den dunklen Augen der Frau schimmerten die Tränen.
Trauer hatte so viele Gesichter und nahm so viele verschiedene Ausdrücke an. Manchmal machte sie die Menschen sogar schön.
Peder Rydh drehte und wendete seine Notizen aus dem letzten Verhör mit Tony Svensson. Die Gedanken kamen und gingen wie verirrte Wanderer. Zerstreut kaute er auf dem Stift, den er in der Hand hielt.
Tatsache war, dass Tony Svensson und die Söhne des Volkes mit Jakob Ahlbin Streit gehabt hatten. Ebenso klar war, dass sich dieser Streit aufgelöst hatte. Und dass Ronny Berg, der überdies im Konflikt mit Ahlbin stand, im Gefängnis Kronoberg saß, als dieser starb. Ronny hatte also ein Alibi. Wenn er dennoch der Täter sein sollte, musste er jemand anderen für den Doppelmord angeheuert haben, und das klang nicht sehr wahrscheinlich.
Eine weitere Unwägbarkeit war der Tod von Karolina Ahlbin, der als Grund und Auslöser der Verzweiflungstat von Jakob Ahlbin angenommen wurde. In welche Richtung sollten sie nur denken, wenn die Tote am Ende gar nicht Karolina Ahlbin war?
Peder dachte nach. Das Team war von bestimmten Grundannahmen ausgegangen. Zum Beispiel, dass die Droh-E-Mails, die Jakob Ahlbin von Tony Svensson, aber auch von anderen Computern erhalten hatte, in direkter Verbindung zu seinem späteren Tod standen.
Aber musste das wirklich so sein? Es konnte genauso gut eine falsche Fährte sein. Die dritte in Folge, dachte Peder bei sich. Erst der Selbstmord, der keiner war. Tony Svensson und die Söhne des Volkes, die nicht die Täter waren. Und womöglich war die Person, die die anderen Drohungen verschickt hatte, ebenso wenig der Täter.
Das konnte alles nicht stimmen, die Dinge mussten doch irgendwie zusammenhängen, auch wenn sie noch nicht
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