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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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er, und sie fuhr erschrocken zusammen.
    » Sieh mal.« Sie hielt ihm eines der Fotos entgegen. » Die Bilder sind datiert.«
    Fasziniert beobachtete Alex, wie sie mit ihren schlanken Fingern schweigend einen Rahmen nach dem anderen öffnete.
    Als sie fertig waren, konnte man unmöglich erkennen, dass jemand soeben sämtliche Bilder von der Wand genommen, aufgemacht und dann wieder zurückgehängt hatte.
    » 1992 war der Wendepunkt«, sagte sie und klatschte in die Hände, um den Staub loszuwerden. Sie zeigte auf eines der Bilder. » Hier, das Mittsommerfest der Familie 1992. Das war das letzte Mal, dass sie hier gefeiert haben.« Sie wies mit der Hand auf die oberste Bilderreihe. » Seit Karolinas Geburt waren sie jedes Jahr hier, und es scheint auch, als wäre nie jemand anderes dabei gewesen. Immer nur Marja, Jakob und die beiden Mädchen.«
    Alex nahm das Bild von 1992 ab und betrachtete es nachdenklich. » Nach dem, was Elsie und Sven Ljung gesagt haben, hat Jakob ungefähr zu dem Zeitpunkt aufgehört, Flüchtlinge hier zu verstecken.«
    » Stimmt genau. Aber wir haben nie gefragt, warum.«
    » Nein.« Er hängte das Foto zurück.
    » Hier hast du den anderen Zeitpunkt, von dem Elsie Ljung erzählt hat«, sagte sie und wies auf ein weiteres Bild. » Es ist 2004 aufgenommen worden, Familie Ahlbin beim Grillen im Garten. Es ist das letzte, auf dem Johanna dabei ist.«
    » Was ist 2004 passiert?«, fragte Alex.
    » Da sprach Jakob davon, dass er wieder anfangen wollte, Flüchtlinge aufzunehmen, was Johanna offenbar sehr empört hat. Und dann brach Jakob Ahlbin mit Sven Ljung, nachdem der ihm vorgeschlagen hatte, dass er doch versuchen sollte, mit der Sache Geld zu verdienen.«
    » Mein Gott«, murmelte Alex, » aus dem Unglück anderer Kapital schlagen, was fand er daran denn gut?«
    Der Holzfußboden knarrte unter ihren Füßen, als sie vor der Wand hin und her gingen.
    » Hier hat alles angefangen, mit den Flüchtlingen im Keller«, sagte Alex mit belegter Stimme. » Ich habe nur nicht die geringste Ahnung, was da passiert sein sollte.«
    Fredrika schauderte es.
    » Wir müssen dringend Johanna finden«, sagte sie. » Ich habe das Gefühl, uns läuft die Zeit davon.«
    » Mir geht es genauso«, sagte Alex verbissen. » Als würden wir bei einer verdammten Kernschmelze zuschauen, ohne irgendetwas tun zu können.«
    Fredrika knöpfte ihre Jacke zu. » Aber jetzt wissen wir wenigstens, wann und wo alles angefangen hat«, sagte sie. » Hier auf Ekerö ist die Familie Ahlbin auseinandergebrochen, und von hier hat irgendjemand die Mordwaffe geholt. Hier hat alles angefangen, und zwar im Jahr 1992.«

Als Alex und Fredrika nach Kungsholmen zurückkehrten, hatte die Abenddämmerung schon eingesetzt. Alex hatte sich schon oft gefragt, was für einen Sinn es eigentlich hatte, dass es während eines großen Teils des Jahres schon am Nachmittag dunkel wurde, während es im Sommerhalbjahr ständig hell war. Das ließ es im Leben an echter Ausgeglichenheit fehlen, fand er.
    Ehe alle den Arbeitstag beschlossen, rief er sein Ermittlerteam zu einer kurzen Besprechung in die Löwengrube. Fredrika würde später dazustoßen, sie musste noch ein Telefonat entgegennehmen.
    » Wenn ihr nichts dagegen habt, fange ich an. Sind wir uns einig, dass die sogenannte Rechtsextremistenspur kalt ist und zu den Akten gelegt werden kann?«
    Niemand protestierte.
    » Das Einzige, was an dieser Spur und an den Drohmails von Tony Svensson und den Söhnen des Volkes wichtig ist«, fuhr er fort, » ist, dass jemand anderes davon erfahren hat und dass dieser Jemand versucht hat, den Streit zwischen der SV und Jakob Ahlbin zu nutzen, um sein eigenes Anliegen zu kaschieren.«
    Er wollte eben weitersprechen, als die Tür aufging und Fredrika mit zufriedener Miene hereingerauscht kam.
    » Erzähl«, forderte Alex sie auf.
    Peder zog einen Stuhl für Fredrika heraus, damit sie sich auf seine Seite des Tisches setzte und nicht auf Joars.
    Joar verzog den Mund, und Alex unterdrückte ein Seufzen.
    » Die Drogentote ist unter keinen Umständen mit Marja und Jakob Ahlbin verwandt.«
    » Das ist doch …«, begann Peder.
    » Was zumindest theoretisch nicht ausschließt, dass sie trotzdem Karolina Ahlbin sein kann. Ich meine, sie könnte ja adoptiert sein. Das klingt zwar nicht sonderlich wahrscheinlich, aber im Krankenhaus wollte man der Sache diesmal ganz genau auf den Grund gehen. Also haben sie gleich auch Kopien ihrer Zahnkarte bestellt. Und nein, die Frau

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