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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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Norrmalm?«
    Joar lächelte. » Schwer zu sagen, aber klar, möglich wär’s.«
    Auf dem Weg zurück von Skärholmen hatte Fredrika Bergman eine Idee.
    » Lass uns doch noch mal nach Ekerö zum Haus der Töchter rausfahren.«
    » Warum?«, fragte Alex.
    » Weil ich es noch nicht gesehen habe«, antwortete Fredrika schlicht. » Und weil ich das Gefühl habe, Karolina und Johanna Ahlbin dann besser verstehen zu können.«
    » Du glaubst, dass die beiden in den Mord an den Eltern verwickelt sind, nicht wahr?« Alex sah sie neugierig an.
    Fredrika legte beide Hände auf den Bauch. » Vielleicht«, sagte sie nur.
    Alex rief den Staatsanwalt an und erwirkte die mündliche Erlaubnis, einen weiteren Besuch in dem Haus machen zu dürfen, und dann fuhren sie im Büro vorbei, um die Kopie des Schlüssels zu holen, die der Techniker gebastelt hatte. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt waren sie am Ziel.
    Alex runzelte die Stirn, als sie aus dem Auto ausstiegen.
    » Es war jemand hier«, sagte er und zeigte auf die parallelen Reifenspuren im Schnee, die jetzt zu schmelzen begannen.
    » Sicher, dass ihr die nicht hinterlassen habt, als ihr das letzte Mal hier wart?«, fragte Fredrika.
    » Nein, die sind von einem anderen Auto«, erklärte Alex entschieden und fing an, die Spuren mit seiner Handykamera zu fotografieren.
    Fredrika sah sich um, atmete die feuchte Luft ein und genoss die Stille der Umgebung.
    » Schöner Ort.«
    » Früher muss es noch schöner gewesen sein«, sagte Alex, steckte das Telefon weg und zeigte auf das Nachbargrundstück. » Damals war dort eine große Wiese, aber die hat die Gemeinde irgendwann verkauft. Inzwischen ist sie bebaut, wie du siehst.«
    » Eine Wiese.« Fredrika klang sehnsüchtig. » Muss das idyllisch gewesen sein, hier aufzuwachsen!«
    Alex ging vor ihr her auf das Haus zu. Der Schnee fühlte sich hart unter seinen Füßen an. Das Schloss quietschte ein klein wenig, als er den Schlüssel drehte. Die Tür ging unter schwachen Protestlauten auf.
    » Willkommen und hereinspaziert«, sagte er zu Fredrika und ließ sie vorgehen.
    Es war immer faszinierend, in ein fremdes Haus einzutreten. Fredrika war schon bei mehreren Hausdurchsuchungen dabei gewesen und ertappte sich oft dabei, dass sie sich die Bewohner vorstellte: Waren sie glücklich oder unglücklich, arm oder reich? Leider gab es in vielen Fällen einen unerfreulichen Grund, warum die Polizei ausgerechnet in dieses Haus kam, und dann zeugten die Räume nicht selten von Elend oder sozialem Außenseitertum, und Dreck lag auf Möbeln und Gegenständen.
    Das Haus der Schwestern Ahlbin gehörte allerdings nicht zu dieser Sorte. Es wirkte gemütlich, auch wenn hier offenkundig niemand ständig wohnte. Alex betrat die Küche, während Fredrika durch die Zimmer ging, erst im Erdgeschoss, dann im oberen Stockwerk. Die Betten waren allesamt bezogen, doch das Bettzeug unter den schweren Überdecken roch stockig und klamm. Die Schränke waren, abgesehen von ein paar Garnituren Freizeitkleidung in Jakob Ahlbins Größe, leer. Die Räume waren sparsam, aber geschmackvoll eingerichtet. Fredrika fiel eine getrocknete Blume auf, die hinter Glas und eingerahmt an der Wand hing. Ein gepresstes Tausendschönchen, so brüchig und alt, dass es jederzeit zu Staub zerfallen könnte. Es hing ganz allein an der ansonsten kahlen Wand.
    Sie ging weiter, sah sich die Familienbilder an, die an den anderen Wänden hingen und auf Schränkchen standen. Kinderschuhe und Spielsachen, die den Mädchen gehört haben mussten, als sie klein waren. Wie ihre Kollegen stellte auch sie fest, dass Johanna Ahlbin aus den Bildern zu verschwinden schien. Anfangs war sie überall dabei, und dann war sie es plötzlich nicht mehr.
    Was bedeutet das?, fragte sie sich. Hatte Johanna sich von der Familie distanziert? Und warum war das so? Oder hatte sie sich sogar vollends von der Familie getrennt?
    Fredrika begann, die Bilder systematisch durchzugehen, erst im oberen Stockwerk, dann wieder im Erdgeschoss. Sie nahm die Bilderrahmen von den Wänden, machte die Rückseiten los und suchte nach Daten oder anderen Hinweisen. Erfreulicherweise hatte derjenige, der die Fotos gerahmt hatte, fast jedes Bild sorgfältig gekennzeichnet.
    Jakob, Marja, Karolina und Johanna, Herbst 85.
    Jakob und Johanna beim Auskranen 89.
    Marja und Karolina, als der Brunnen eingefroren war. 86.
    Fredrika war so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie Alex nicht kommen hörte.
    » Was machst du denn da?«, fragte

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