Tausendschön
erkennen konnten, wie.
Fredrika hatte ihre Kollegen darauf aufmerksam gemacht, dass derjenige, der die späteren Mails an Jakob Ahlbin geschickt hatte, eine gewisse religiöse Bildung haben musste, und zwar eine so weitreichende, dass er genau die richtigen Bezüge zu biblischen Figuren herzustellen vermochte, die eine einschüchternde Wirkung auf den Empfänger hatten.
Was war mit der Kirchengemeinde?
Peder spürte ein Ziehen im Magen.
Und was war mit dem Mann, der vor der Universität überfahren worden war? Der über den inzwischen ebenfalls ermordeten Muhammed Abdullah eine schwache, aber doch eindeutige Verbindung zu den Ahlbins gehabt hatte? Wie passte er ins Bild?
Alex hatte Joar und Peder eine Kurzfassung von Fredrikas Überlegungen wiedergegeben. Eine Theorie lautete, dass die Ermordeten zum Schweigen gebracht werden mussten, damit sie irgendein Geheimnis nicht weitertragen konnten. Ein klassisches Motiv, aber Peder konnte sich nicht recht vorstellen, was für ein Geheimnis so heikel sein mochte, dass man dafür gleich mehrere Menschen ermordete.
Er beschloss, ein paar Schritte zurückzugehen. Draußen auf dem Flur hörte er Joar in singendem Tonfall mit jemandem sprechen, der ihm nahezustehen schien. Peder presste die Finger an die Schläfen und versuchte, seine Gedanken zu kontrollieren. Wenn er jetzt an Pia Nordh dachte, war er verloren, also starrte er konzentriert auf die Abschrift des Verhörs mit Tony Svensson.
An einer Formulierung blieb sein Blick hängen.
» Ihr sucht nicht nach so einem wie mir, ihr verdammten Schafsköpfe.«
Das war die Reaktion auf Peders und Joars Vorschlag gewesen, Tony Svensson Fotos zu zeigen, damit er nur noch auf seinen Erpresser deuten musste. Was genau meinte er aber damit? Peders Puls schlug schneller. Hatte er damit andeuten wollen, dass die Polizei den Mann nicht in ihrer Kartei haben würde, weil er nicht, wie Tony Svensson selbst, ein Krimineller war? Und wenn man der Fantasie freien Lauf ließ, bekam der Ausdruck » nicht so einer wie ich« noch eine ganz andere Bedeutung. Nicht so einer wie ich, sondern so einer wie ihr. Wollte er das damit sagen? Immerhin geisterte ja auch ein Polizeimann durch die Ermittlungsakten.
Und mehrere Pfarrer.
Polizisten und Pfarrer. Man konnte sich kaum irgendeine Profession vorstellen, die weniger mit Tony Svensson gemeinsam hatte.
Peder holte sich die Einzelverbindungsnachweise auf den Bildschirm. Drei Mal hatte Tony Svensson Viggo Tuvesson angerufen, war aber selbst nie von ihm angerufen worden, zumindest nicht von dem überprüften Telefon aus. Überdies waren alle drei Telefonate erst erfolgt, nachdem Svensson aufgehört hatte, E-Mails an Jakob Ahlbin zu schicken.
Peder rief eine neue Liste auf, diesmal die eingehenden Telefonate. War Svensson in der entsprechenden Zeit vielleicht von einer Nummer angerufen worden, die sie auf andere Art und Weise mit Kriminalinspektor Tuvesson in Verbindung bringen konnten?
Der Techniker hatte gute Arbeit geleistet und die meisten der häufiger vorkommenden Nummern identifiziert. Doch gab es auch eine ganze Reihe Nummern, die unregistrierten Prepaid-Handys zugeordnet werden mussten. Da war es unmöglich zu sagen, wem das Telefon gehörte und wer es benutzte. Insgesamt hatte Tony Svensson in den letzten Monaten mit fünfzehn solcher Nummern in Kontakt gestanden. Vielleicht gehörte eine von ihnen zu der Person, die ihn zu dem Doppelspiel gezwungen hatte? Vielleicht war es ein Pfarrer, vielleicht ein Polizist?
Peder schloss die Tabellen mit den Telefonnummern. Er musste noch mal von vorne anfangen und neu denken.
In dem Augenblick klopfte Joar an. Peder sagte kein Wort, sondern starrte ihn nur verärgert an.
» Die Überwachung hat angerufen«, sagte Joar knapp. » Wir hatten recht mit der Annahme, dass Tony Svenssons Tochter frei ist wie ein Vogel. Er ist auf direktem Weg zu ihrer Schule gefahren.«
» Gut«, antwortete Peder ebenso kurz angebunden.
» Außerdem hat er zwei Telefonate geführt.«
Peder wartete gespannt.
» Das eine mit seiner Ex, also mit der Mutter des Mädchens. Das andere ging an eine Prepaid-Nummer.«
Peder seufzte. Es wäre ja auch zu schön gewesen.
» Aber wir haben zumindest ungefähr herauskriegen können, wo sich der Besitzer dieses Telefons befand.«
» Und zwar?«, fragte Peder, der seine Neugier kaum bezwingen konnte.
» Hier auf Kungsholmen, in Kronoberg. Oder zumindest in unmittelbarer Nähe.«
» Vielleicht unmittelbar im Polizeirevier
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