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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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auf seinem Schreibtisch lagen. Ein Pfarrer, der alles hatte richtig machen wollen, aber sich fast mit seiner ganzen Familie überworfen hatte. Zwei weitere Kirchenmänner, die so große wirtschaftliche Probleme hatten, dass ihnen am Ende nichts mehr heilig war. Ein Polizist, der so tief in der Sache mit drinsteckte, dass man sich fragen musste, wie er sich so lange im System hatte halten können. Und schließlich zwei Schwestern, die beide an einem Mittsommerabend vor über fünfzehn Jahren alles verloren zu haben schienen.
    Alex musste an seinen und Fredrikas Besuch in dem Haus auf Ekerö denken. Die datierten Bilder, die junge Johanna, die – möglicherweise ebenso wie die Mutter – den Weg fort von der Familie gewählt hatte. Karolina wiederum, die sich trotz der Gewalttat, die sie erlitten hatte, noch immer im Familienkreis aufhielt.
    Wenn es nicht andersherum war, dachte Alex. Wäre es nicht einleuchtender, wenn Johanna vergewaltigt worden wäre? Und dass sie deshalb beschloss, der Familie den Rücken zu kehren?
    Aber Karolina war die Lieblingstochter des Vaters geworden.
    Sein Puls schlug schneller. Wer hatte dann die Morde wirklich ausgeführt? Die Untersuchung des Tatorts hatte nicht eine einzige Spur ergeben, sämtliche Abdrücke und Spuren, die man gefunden hatte, stammten entweder von dem Paar selbst, von Elsie und Sven Ljung oder von den Polizisten und dem Notarztpersonal, das sich vor Ort befunden hatte. Und zum Zeitpunkt des Mordes hatten sich sowohl Johanna als auch Karolina bewiesenermaßen außer Landes befunden.
    Alex sah die Tatortuntersuchung noch einmal durch. In seinem Kopf arbeitete es jetzt auf Hochtouren. Konnte es trotz allem doch so einfach sein, dass Sven Ljung sich Zutritt zu der Wohnung verschafft und Jakob und Marja Ahlbin ermordet hatte? Doch noch ehe Alex den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste er schon, dass er damit falschlag. Stattdessen blieb sein Blick an dem offensichtlichsten aller Namen hängen. Der Mann, der über jeden Verdacht erhaben geblieben wäre, wenn er nicht so unvorsichtig gewesen wäre, sein Diensttelefon zu benutzen, als er die Marschrichtung für das schreckliche Verbrechen festgelegt hatte, das zu begehen er bereit gewesen war.
    Das Telefon auf Alex’ Schreibtisch klingelte so laut, dass er vor Schreck fast aufgeschrien hätte.
    » Nach Bromma fährt er auch nicht«, berichtete der Kollege.
    » Wohin ist er dann unterwegs?«
    » Richtung Ekerö.«
    Damit hatte Alex die letzte erforderliche Verbindung in der Hand und wusste mit einem Mal auch, wo die Schwestern Ahlbin sein mussten.
    Wie in Trance beendete er das Gespräch, rief die Notrufzentrale an und verlangte, alle freien Streifenwagen zum Sommerhaus der Familie Ahlbin zu schicken.

Im Nachhinein gab es keine deutliche Grenze mehr zwischen dem Moment am Abend, als Fredrika sich in ihrem Dasein noch sicher fühlte, und dem Augenblick, da ihr Leben einzustürzen schien. Ironie des Schicksals war, dass sie den entscheidenden und vernichtenden Augenblick noch eine Stunde hinausschob, indem sie das erste Gespräch, das von Spencers Nummer bei ihr einging, wegdrückte.
    Jetzt habe ich den ganzen Tag gewartet, jetzt kann er ruhig noch warten, bis ich mit Elsie Ljung fertig bin, dachte sie wütend.
    Als sie gerade Wasser für sich und die Besucherin holen wollte, die sie in eines der Verhörzimmer gebracht hatte, erreichte Alex sie auf dem Handy. Mit wenigen kurzen Sätzen informierte er sie über die Lage und warnte sie, dass der Abend ein sehr unangenehmes Ende finden könnte. Es war vollkommen unnötig, das zu sagen. Fredrika konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie gefährlich ein Zusammentreffen der Schwestern Ahlbin werden konnte.
    » Fährst du hin?«, fragte sie.
    » Ich bin mit Joar und ein paar Kollegen von der Kripo schon unten in der Tiefgarage«, antwortete er. » Wir fahren mit dem Einsatzbus raus. Konzentrier du dich darauf, aus Elsie Ljung herauszubekommen, wie Viggo Tuvesson mit all dem hier zu tun hat. Und frag sie, welche der beiden Schwestern wir am meisten fürchten müssen.«
    » Sie scheinen mir beide ziemlich krank zu sein«, murmelte Fredrika und klang verstörter als beabsichtigt.
    » Das glaube ich nicht«, sagte Alex und atmete angestrengt ins Telefon. » Ich glaube, Johanna hat gelogen, als sie erzählt hat, wer an diesem Sommerabend vergewaltigt wurde. Und ich kann mir vorstellen, dass sie seither ihre Familie gehasst hat.«
    Sie wollten eben auflegen, als Alex noch hinzufügte:

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