Tausendschön
so aus. Der Typ, mit dem wir Streit hatten … Also, wir haben alles in den Griff gekriegt. Aber dann gab es doch wieder einen Streit, und da war ich ganz sicher, dass der Pfarrer seine Finger mit im Spiel hatte. Und da bin ich zu ihm nach Hause gefahren. Aber das war das einzige Mal.«
Joar nickte langsam. » Das einzige Mal?«
» Ich schwöre«, sagte Tony Svensson. » Wenn ihr sagt, dass ihr meine Fingerabdrücke in der Wohnung gefunden habt, dann lügt ihr. Drinnen war ich nie.«
Joar saß schweigend da, und Peder kochte vor Wut. Wie konnte Joar es wagen, zu einem Verhör zu gehen, ohne seinem Kollegen im Vorhinein alle Fakten mitzuteilen?
Joar sah zufrieden aus. » Gibt es jemanden, der Ihre Version bestätigen könnte?«
» Ja, ja, natürlich«, sagte Tony und klang übertrieben positiv. » Sie können bei Ronny Berg anfangen.«
Berg. Der Name, den auch Agne Nilsson ihnen genannt hatte.
Tony fuhr fort: » Aber nur wenn er mit euch reden will. Dann hört ihr nämlich mal, was der Pfarrer als Gegenleistung verlangt hat.«
Das Wort echote zwischen den Wänden des Verhörraums. Gegenleistung?
Joar und Peder waren eben zum Verhör mit Tony Svensson nach unten gegangen, als Alex bei Fredrika Bergman klopfte und fragte, ob sie ihn zu einem Treffen begleiten würde.
» Wohin fahren wir?«, fragte sie, während sie flugs ihre Sachen zusammensuchte.
Alex erklärte, dass sie auf einem Notizblock in einer verschlossenen Schublade in Jakob Ahlbins Schreibtisch einen Namen und eine Telefonnummer gefunden hatten. » Ich habe es einfach mal drauf ankommen lassen, könnte man sagen«, meinte er, » und habe den Typen angerufen. Ich habe ihm erzählt, was passiert ist, und ihn gefragt, in welcher Beziehung er zu Jakob Ahlbin stand. Erst weigerte er sich zu antworten. Und dann hat er doch erzählt, dass Ahlbin ihn wegen einer Sache angerufen habe und sie so in Kontakt gekommen seien. Aber er wollte nicht sagen, worum es ging.«
» Wollte er überhaupt nicht reden oder nur am Telefon nicht?«
» Er wollte überhaupt nicht reden, aber ich bin sicher, wenn wir mal rausfahren und ihn überraschen, dann wird er vielleicht doch etwas sagen.«
Sie fuhren in die Tiefgarage hinunter. Fredrika fand, dass Alex müde aussah. Erschöpft und traurig. Zu einer anderen Zeit in einer anderen Situation hätte sie ihn wahrscheinlich gefragt, wie es ihm ging, und sich als Gesprächspartnerin angeboten. Doch gerade hatte sie keine Kraft dazu.
Sie fuhren schweigend über Kungsholmen und nahmen dann die E4 nach Süden in Richtung Skärholmen. Alex schaltete das Radio ein.
» Waren die Journalisten sehr aufdringlich?«, fragte Fredrika, obwohl sie die Antwort eigentlich kannte.
» Das kannst du wohl sagen«, sagte Alex verärgert. » Sie können mal wieder überhaupt nicht verstehen, warum wir keinen einzigen Kommentar rauslassen. Ich muss da den Druck rausnehmen, wir müssen ein paar Zeilen bringen, sonst hat die Sache bis heute Abend Orkanstärke angenommen.«
Fredrika saß schweigend da und dachte nach.
» Genau das kriege ich nicht zusammen«, sagte sie irgendwann zögerlich.
» Was denn?«
» Dass jemand wie Tony Svensson und seine Freunde am helllichten Tag in eine Wohnung in Vasastan einbrechen, zwei Leute erschießen und die Wohnung wieder verlassen, ohne dass jemand sie sieht und ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Und dass sie es dann noch schaffen, das Ganze wie Selbstmord aussehen zu lassen.«
Alex sah sie an. » Genau dasselbe habe ich auch schon gedacht«, sagte er gedehnt. » Aber ich muss auch gestehen, dass es mir immer schwerer fällt, mich selbst davon zu überzeugen, dass es wirklich Selbstmord war.«
» So geht’s mir auch«, erwiderte Fredrika.
» Wie zum Teufel konntest du nur so verantwortungslos sein!«, schnauzte Peder, sowie sie wieder oben in ihrer Abteilung waren.
Joar wirkte beherrscht. » Die Informationen über die Fingerabdrücke kamen so spät, dass ich es nicht mehr geschafft habe, dich darüber zu informieren«, sagte er nur und zuckte mit den Schultern. » Das tut mir natürlich leid, aber so etwas passiert nun mal.«
Peder glaubte ihm weder das eine noch das andere.
» Ich hätte wie ein verdammter Idiot dastehen können«, fuhr er wütend fort. » Es war reines Glück, dass ich nicht irgendetwas gesagt habe, was die ganze Sache ruiniert hätte.«
Er stand still und wartete auf die Replik des anderen, doch als diese kam, war sie ebenso schockierend wie die Standpauke von
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