Tausendschön
sie doch da liegen, verdammt«, zischte Svensson. » Könnt ihr nicht lesen?«
Joar räusperte sich und las laut vor: »› Es steht ganz schön übel um dich, Ahlbin. Zieh dich aus der Scheiße, solange du es noch kannst.‹« Er hob den Blick. » Haben Sie das geschrieben?«
» Ja«, antwortete Tony Svensson. » Und ich wüsste nicht, was daran eine Bedrohung sein sollte.«
» Einen Moment«, sagte Peder sanft, » wir haben noch mehr.« Er las vor: »› Zu schade, dass du Pfaffenschwein nicht aufhörst, uns zu provozieren. Und schade, dass du nicht kapierst, dass am Ende du derjenige bist, um den es einem leidtun kann.‹«
Svensson lachte. » Immer noch keine Drohung.«
» Na, ich weiß ja nicht«, sagte Joar. » Wenn man andeutet, dass es einem um jemanden leidtut, dann ist das doch wohl kaum positiv gemeint.«
» Aber es ist ziemlich schwer rauszukriegen, was?«, antwortete Tony und blinzelte ihm aufreizend zu.
Das Blinzeln ließ Joar zusammenzucken, und Peder merkte, wie sich binnen einer Sekunde die Stimmung im Raum veränderte.
» So«, ging er dazwischen und hoffte, für eine Weile das Zepter übernehmen zu können. » Dann lesen wir mal etwas Deutlicheres: ›Du solltest besser auf uns hören, Pfaffe. Wenn du deine Aktivitäten nicht sofort einstellst, wird es dir wie Hiob ergehen.‹«
Tony Svensson verstummte, und sein Gesicht erstarrte. Er beugte sich über den Tisch und hob einen Finger. » Das da«, fauchte er und betonte jede Silbe, » habe ich nicht geschrieben.«
Peder zog die Augenbrauen hoch. » Nicht?«, fragte er mit gespieltem Erstaunen. » Sie wollen sagen, dass plötzlich jemand anderes angefangen hat, von Ihrem Computer aus mit derselben Signatur versehene E-Mails an Jakob Ahlbin zu verschicken?«
» Soll das heißen, dass diese Mail von meinem Computer stammt?«, fragte Tony Svensson erbost.
» Ja«, sagte Peder und sah auf seine Unterlagen.
Um festzustellen, dass es nicht stimmte. Die E-Mail, die er soeben zitiert hatte, war eine von denen, die gerade nicht von Svenssons Computer verschickt worden waren.
Tony Svensson sah, wie sich Peders Miene veränderte, und lehnte sich entspannt zurück. » Dacht ich’s mir doch.«
» Sie wollen also behaupten, dass jemand anderes E-Mails mit dem gleichen Inhalt an Jakob Ahlbin geschickt hat? Jemand, der nicht Sie waren?«
» Genau das tue ich«, sagte Tony Svensson entschieden. » Ich habe dem Pfarrer von keinem anderen Computer aus gemailt als von dem, den ich zu Hause habe.«
» Sie meinen den, den wir sichergestellt haben?«, berichtigte Joar ihn. » Die Kollegen führen soeben eine Hausdurchsuchung bei Ihnen durch und beschlagnahmen ein paar Dinge.«
Die dunklen Augen wurden noch finsterer, und Peder konnte sehen, wie Tony Svensson ein paarmal schluckte. Aber er sagte nichts.
Er ist gerissen, dachte Peder. Und er weiß, wann er lockerlassen muss.
» Okay, sonst noch was?«, fragte er sauer. » Ich hab’s langsam eilig.«
» Wir aber nicht«, sagte Joar bestimmt. » Was haben Sie Jakob Ahlbin am Telefon erzählt?«
Tony seufzte wieder laut und übertrieben. » Ich habe insgesamt drei Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von dem Alten hinterlassen«, sagte er. » Und die waren fast identisch mit dem, was in den Mails steht. Also, mit denen, die ich selbst von meinem eigenen Computer verschickt habe, sonst mit keinem.«
» Haben Sie sonst noch in irgendeiner Weise Kontakt zu Jakob Ahlbin aufgenommen?«, fragte Joar.
» Nein.«
» Sie waren also niemals bei ihm zu Hause?«
» Nein.«
» Wie kommt es dann, dass wir Ihre Fingerabdrücke auf seiner Haustür gefunden haben?«
Peder erstarrte. Was zum Teufel … Davon wusste er ja gar nichts!
Tony Svensson sah ebenso überrumpelt aus.
» Okay, ich war da und habe geklingelt. Habe an die Tür gedonnert und gerufen. Aber als keiner aufgemacht hat, bin ich wieder abgehauen.«
» Wann war das?«
» Mal sehen«, sagte Svensson und sah aus, als würde er nachdenken. » Muss so eine Woche her sein, Samstag oder so.«
» Warum waren Sie dort?«, fragte Joar. » Wenn nun eigentlich keine Mails mehr geschickt werden mussten …«
» Ich fürchtete, dass ich mich getäuscht hätte«, gab Tony Svensson wütend zurück. » Ich habe die Mails geschickt, um den Typen auf den Teppich zu bringen, damit er aufhörte, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Und dann hat sich der Streit, den wir in der Gruppe hatten, von selbst gelöst. Zumindest sah es für mich und für die anderen
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