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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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solche Operation im Vorhinein zu planen und in Gang zu setzen, und eine ganz andere, sie auszuführen. Dem Druck musste man erst einmal standhalten können, und man musste Ruhe bewahren.
    Der Ältere ergriff das Wort. » Es gibt trotzdem eine Reihe unglücklicher Umstände, die wir berücksichtigen müssen«, sagte er bestimmt. » Zunächst einmal die Berichterstattung. Ich hatte damit gerechnet, dass wir frühestens morgen Artikel mit Namen und Bild von den Toten in der Zeitung sehen würden.«
    » Dass das so früh kommt, hat ja wohl keiner von uns gedacht.«
    » Die verdammten Bullen! Es sickert doch in jeder Ermittlung was durch.«
    Sie schwiegen.
    » Das schiebt den Zeitplan etwas zusammen«, seufzte der Ältere, » vor allem für unsere Freundin im Ausland. Wann wird sie eigentlich zurückerwartet?«
    » Am Montag, so war es der Plan.«
    » Und ist das wahrscheinlich? Ich meine, jetzt da die Nachricht öffentlich ist?«
    » Man kann das meiste wegerklären«, meinte der Jüngere knapp.
    Er sah furchtbar aus, wenn er lächelte. Die Operation war nur halb so erfolgreich gewesen, wie man gehofft hatte. Trotzdem hatte er sich dafür entschieden, so auszusehen, wie er es nun einmal tat – und das schiefe, verdrehte Lächeln war zu seinem Markenzeichen geworden.
    Der Ältere stand auf und trat ans Fenster. » Ich fühle mich nicht wohl mit dem jüngsten Ausstieg. Es stört mich, dass da draußen jemand ist, der zu viel weiß. Ich hoffe, du hast recht, wenn du sagst, dass wir ihn nach wie vor als unseren Freund betrachten können. Sonst haben wir ein Problem.«
    » Er hat seinen Anteil ja noch nicht bekommen«, sagte der Jüngere. » Wenn ihn sonst nichts hält, dann doch das. Außerdem hängt er zu tief mit drin. Das heißt, wenn er uns reinreitet, dann ist er selbst mit dran.«
    Diese Überlegung wirkte beruhigend auf den Älteren. » Ich habe gehört, dass es mit unserem letzten Tausendschönchen ein Problem gab«, sagte er und setzte sich in den Ohrensessel bei dem großen Bücherregal mit den Lexika.
    Die Gesichtszüge des Jüngeren verkrampften sich. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Treffens sah er deutlich besorgt aus, was er auch zugab. » Da haben wir ein echtes Problem«, sagte er nachdenklich. » Und zudem haben wir es nicht geschafft, unser Blümchen zu pflücken, ehe es die frohe Botschaft an seine Freunde verbreiten konnte. Oder zumindest an einen, der dann auch Kontakt zu dem Pfarrer aufgenommen hat.«
    Eine scharfe Falte legte sich auf die Stirn des Älteren. » Haben wir irgendeine Möglichkeit, den Schaden zu minimieren?«
    » Ja, zumindest glauben wir das. Leider kennen wir den Namen des Freundes noch nicht, aber ich arbeite daran.«
    Teppiche bedeckten den Fußboden des Raumes, und lange Bücherregale säumten die Wände. Schweigen breitete sich zwischen den beiden Männern aus.
    Der Ältere ergriff zuerst wieder das Wort. » Und unser nächstes Tausendschönchen?«
    Wieder lächelte der Jüngere sein deformiertes Lächeln. » Er bezahlt am Sonntag.«
    » Gut, das ist gut.« Und dann fügte er hinzu: » Wird er es überleben?«
    Wieder wurde es still.
    » Wahrscheinlich nicht. Denn auch er scheint sich verplappert zu haben, und das verstößt gegen unsere Regeln.«
    Der Ältere wurde bleich.
    » So habe ich mir die Entwicklung nicht vorgestellt. Es darf nicht noch mehr Misserfolge geben. Vielleicht sollten wir die Sache eine Weile auf Eis legen.«
    » Lass uns erst mal abwarten, welche Karten unser Freund von der Gegenseite heute im Laufe des Tages ausspielt.«
    Der Ältere verzog das Gesicht. » Das dürfte kein Problem werden. Er weiß doch, was passiert, wenn er den Fehler macht, uns zu umgehen.«
    Als hätte er plötzlich vor sich selbst Angst, zog es ihn im Magen, als er diese Worte aussprach.

Stockholm
    Tony Svensson war ein Gewohnheitsmensch. Seine Welt kreiste im Grunde um eine überschaubare Dreieinigkeit: die Vereinskneipe, die Werkstatt und sein Zuhause. Sie beschlossen, sich ihn in der Werkstatt zu schnappen.
    Es ging relativ ruhig zu. Er spie und fluchte, als die Polizeiautos plötzlich an seinem Arbeitsplatz vorfuhren, doch als er den Ernst der Lage erst einmal begriffen hatte, hörte er auf, Widerstand zu leisten. Die Polizisten, die ihn abholten, berichteten, dass er, als sich das harte Metall der Handschellen um seine Handgelenke schloss, sogar gelächelt habe, so als beschwöre das Gefühl Erinnerungen aus fast vergessenen Zeiten herauf.
    Der Staatsanwalt war ebenfalls der

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