Tausendschön
sich ja auch.«
» Aber er hätte doch die Einwanderungsbehörden aufsuchen müssen, oder?«, fragte Alex nachdenklich.
» Kann sein, dass er das getan hat«, meinte Muhammed, » aber jedenfalls hat er sich bei uns nicht gemeldet.«
» Hat er zu Hause im Irak denn Familie?«, fragte Alex.
» Eine Verlobte«, erklärte Abdullah. » Sie wollten heiraten, aber er muss es sehr eilig gehabt haben. Nicht einmal ihr hat er etwas erzählt, bevor er gegangen ist.«
» Sind Sie sich sicher, dass er das Land überhaupt verlassen hat?«, fragte Fredrika nachdenklich. » Es könnte ihm doch im Irak etwas zugestoßen sein.«
» Vielleicht«, sagte Muhammed ausweichend, » doch ich glaube es eigentlich nicht. Es ist nicht mehr wie früher. Wenn jemandem etwas passiert, dann erfährt man davon. Wenn er verschleppt worden oder wenn ihm irgendetwas anderes zugestoßen wäre, dann wüssten wir das.«
Alex dachte nach. » Wie kam es, dass Jakob Ahlbin ausgerechnet Sie angerufen hat? Wusste er, dass Sie diese Information besaßen?«
Muhammed Abdullahs Gesicht verschloss sich. » Ich habe gewisse Kontakte«, sagte er zögernd, und Alex wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte. » Wegen dieser Kontakte hat Jakob Ahlbin angerufen, und dann kamen wir auch auf das andere Netzwerk zu sprechen. Ich habe es selbst erwähnt.«
» Aber Jakob war dieses Netzwerk neu?«
» Ja, ich habe ihm als Erster davon erzählt.« Muhammed sah fast stolz aus.
» Was sind das für Kontakte, die Sie haben?«, fragte Alex und versuchte, ganz locker zu klingen.
» Leute, die Flüchtlingen helfen, hierher nach Schweden zu kommen«, sagte Muhammed leise und sah auf seine Hände. » Ich bin an der Arbeit selbst nicht beteiligt, ich weiß nur, wen man anrufen kann.«
Alex hatte Kollegen bei der Kripo, die für einen solchen Namen ihre Eltern verkauft hätten. Aber er beschloss, Muhammed Abdullah nicht ans Messer zu liefern. Den sollten sie schön selbst finden.
» Glauben Sie, dass das alles etwas mit dem Tod des Pfarrers zu tun hat?«, fragte Muhammed.
Alex antwortete wortkarg. » Vielleicht. Wir wissen es nicht. Es wäre gut, wenn Sie niemandem erzählen würden, dass wir hier waren.«
Abdullah versprach, nichts zu sagen – und schenkte noch einmal Kaffee nach.
» Ich hoffe, Ihr Freund kommt bald«, sagte Fredrika, als sie ein Weilchen später an der Tür standen, um zurück zur Dienststelle zu fahren.
Muhammed Abdullah sah besorgt aus. » Ja, das hoffe ich auch«, sagte er. » Und sei es nur wegen Farah.«
Fredrika sah ihn überrascht an. » Wegen wem?«
» Wegen Farah, seiner Verlobten. Die vergeht vor Sorge zu Hause in Bagdad.« Er seufzte resigniert. » Man fragt sich, wie das möglich ist. Man fragt sich, wie ein Mann einfach vom Erdboden verschluckt werden kann.«
Ehe es ins Wochenende ging, hielten sie noch eine abschließende Besprechung in der Löwengrube ab. Peder und Joar waren dabei gewesen, das Verhörprotokoll zu schreiben, als Alex sie gerufen hatte. Ihm war sofort klar gewesen, dass, wenn Blicke töten könnten, Joar sein Leben ausgehaucht hätte. Peders Blick war so hasserfüllt, wie Alex es noch bei niemandem gesehen hatte. Was um Himmels willen war denn jetzt schon wieder geschehen?
» Der ganze Mist ist also in den Medien«, begann Alex, » und die haben ihre Entscheidung schon getroffen. Der Pfarrer hat nicht Selbstmord begangen, sondern ist wegen seiner Standpunkte in der Einwandererfrage, die ja gerade glühend heiß debattiert wird, von Rechtsradikalen umgebracht worden.« Er verstummte. » Und, ist es so? Ist Tony Svensson unser Mann?«
» Die Spur an sich ist es auf jeden Fall wert, verfolgt zu werden«, sagte Joar nachdenklich, » ich bin mir allerdings nicht sicher, ob wirklich Tony Svensson der Täter ist. Aber er ist von einer ganzen Reihe anderer interessanter Charaktere umgeben.«
» Von wem denn?«, fragte Alex.
» Ich habe nach dem Verhör ein bisschen was zusammengestellt«, sagte Joar schlicht. » Ein Kripo-Kontakt hat mir dabei geholfen. Die haben diese Jungs schon lange unter Beobachtung, weil sie Teil eines recht gut organisierten kriminellen Netzwerks sein sollen. Tony Svensson ist der Kopf dieser Gruppe, aber unter ihm, oder eigentlich mehr auf seiner Ebene, gibt es noch andere, die auch schwer kriminell sind. Einer von ihnen ist zum Beispiel Profi in Sachen Einbruch. Der könnte sich sehr wohl mitten am Tag Zugang zur Wohnung der Ahlbins verschafft haben, ohne dass sie es gemerkt hätten. Ein
Weitere Kostenlose Bücher