Tausendschön
ich würde nicht durchschauen, was du vorhast?« Plötzlich klang es, als würde sie gleich anfangen zu weinen. » Vergiss es, Peder. Vergiss es einfach.«
Und dann kamen die Worte, die die Zeit anzuhalten schienen.
» Joar ist der erste Mann seit vielen Jahren, mit dem ich eine richtig gute Beziehung habe. Wir wollen zusammenziehen und suchen gerade eine Wohnung. Er ist ein guter Mann, ein guter Mensch. Und dann kommst du mir mit so was.«
Treffer, versenkt. Die Wut explodierte, kochte über und drohte, ihm den Verstand zu rauben. Da war er Woche um Woche mit diesem verdammten Psychopathen rumgelaufen, und die ganze Zeit – und zwar die ganze verdammte Zeit – war er unterlegen gewesen. Joar, der zur Personalchefin gerannt war und von den Röllchen gepetzt hatte. Joar, der sich über seine Ex hergemacht hatte.
» Du musst endlich abschließen mit der Sache und weitermachen«, seufzte sie, als er immer noch nichts sagte. » Um deiner selbst willen.«
Die Scham überflutete ihn. Sie würde ihm ja nicht einmal glauben, wenn er ihr sagte, dass er nicht im Entferntesten geahnt hatte, dass Joar ihre neue Liebe war.
» Vergiss einfach, dass ich angerufen habe«, keuchte er schließlich und drückte das Gespräch weg.
Dann saß er am Schreibtisch und wartete darauf, dass der Zorn ihn wieder verließ.
Muhammed Abdullah war vor über zwanzig Jahren nach Schweden gekommen. Das Regime von Saddam Hussein, so erklärte er Fredrika und Alex, nachdem sie sich selbst zu ihm in seine Wohnung eingeladen hatten, hatte es ihm unmöglich gemacht, im Irak zu bleiben.
Die Wohnung war geräumig für Muhammed und seine Frau. Die Kinder waren bereits ausgezogen. » Aber sie wohnen beide in der Nähe«, fügte er mit zufriedenem Tonfall hinzu.
Seine Frau servierte Kaffee und Kekse. Alex sah sich um. Jemand hatte große Mühe darauf verwandt, Gardinen, Tischdecken und Bilder aufeinander abzustimmen. Es roch süßlich, doch er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was es war.
Alex nutzte die Gelegenheit, als der Mann sich etwas zu entspannen begann. » Wir würden gern erfahren, was Jakob Ahlbin wollte, als er mit Ihnen Kontakt aufnahm«, sagte er freundlich.
Muhammed Abdullah erblasste. » Ich weiß nichts«, sagte er und schüttelte den Kopf. » Nichts.«
» Das glaube ich gern«, sagte Alex mit sanfter Stimme. » Und es gibt auch niemanden bei der Polizei, der glaubt, dass Sie in irgendeiner Weise in das tragische Geschehen verwickelt sein könnten.«
Er nahm einen Schluck Kaffee.
» Hatten Jakob Ahlbin und Sie denn schon länger Kontakt?«, fragte Fredrika freundlich.
» Nein«, sagte der Mann. » Nur ein Mal. Er rief mich an. Und dann haben wir uns getroffen. Das war das einzige Mal.«
Alex witterte wertvolle Informationen. Und noch mehr als das: Er erkannte, dass der Mann diese Informationen selbst auch für wichtig hielt. Aber er hatte Angst, große Angst.
Dann gab er sich einen Ruck. Er lehnte sich ein wenig im Sofa zurück, sein Blick flackerte. » Es war nur ein Gerücht«, sagte er leise.
» Was denn?«, hakte Fredrika nach.
» Dass es einen neuen Trick gibt, nach Schweden einzureisen.«
Während die Frau zurückkam, um noch mehr Kekse zu bringen, war es still.
» Sie wissen ja, wie es heute ist«, fuhr er zögernd fort. » Es kostet bis zu fünfzehntausend Dollar, um nach Schweden zu kommen. Viele, die fliehen müssen, haben so viel Geld nicht. Als ich hierherkam, war es noch anders. Ganz Europa war anders, und die Reisewege waren andere. Aber jetzt habe ich vom Sohn eines guten Freundes im Irak gehört, dass er unter anderen Bedingungen nach Schweden reisen würde.«
Alex runzelte die Stirn. » Und welche Bedingungen wären das?«
» Andere Bedingungen«, wiederholte Muhammed Abdullah. » Es kostet weniger, und es soll viel leichter sein, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.« Er holte Luft und nahm seine Kaffeetasse. » Aber sie sind sehr streng.«
» Wer ist streng?«
» Die Menschenschmuggler. Die Regeln sind strikt, und es kann einem furchtbar schlecht ergehen, wenn man sich nicht daran hält. Wenn man jemandem davon erzählt. Deshalb wollte ich eigentlich nichts sagen, jedenfalls nicht, bevor der Sohn meines Freundes hier ist.«
» Ist er noch nicht gekommen?«, fragte Fredrika vorsichtig.
Muhammed Abdullah schüttelte den Kopf. » Sein Vater erzählte mir, dass er eines Morgens plötzlich weg war. Das ist jetzt zwei Wochen her, doch hier ist er noch nicht angekommen. Vielleicht versteckt er
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