Tausendschön
waren ihm schwer von den finsteren Gedanken der Nacht, als er sich neben die Frau legte, die für ihn die große Liebe seines Lebens war, und vorsichtig ihre Schulter küsste.
Es gab doch immer noch Licht im Leben von Spencer Lagergren. Und Liebe. Und sie hieß Fredrika Bergman.
Eine Erinnerung aus einer anderen Zeit tauchte auf. Ein Psychologe, der das abschließende Gespräch mit ihm führte, nachdem er sich auf einen Auslandsjob beworben hatte.
Psychologe: Was wäre das Schlimmste, das Ihnen heute passieren könnte?
Alex: Heute?
Psychologe: Ja.
Alex: …
Psychologe: Denken Sie nicht so lange nach, antworten Sie spontan.
Alex: Wenn ich meine Frau Lena verlieren würde, das wäre definitiv das Allerschlimmste.
Psychologe: Aus Ihren Unterlagen geht hervor, dass Sie zwei Kinder haben, vierzehn und zwölf Jahre alt.
Alex: Das stimmt, und die will ich auch nicht verlieren.
Psychologe: Aber an sie haben Sie nicht spontan gedacht, als ich meine Frage stellte.
Alex: Nein, aber das heißt nicht, dass ich meine Kinder nicht liebe. Die Liebe ist einfach nur eine andere.
Psychologe: Versuchen Sie, das zu erklären.
Alex: Kinder sind irgendwie nur zu Gast, und das weiß man von Anfang an. Es ist nicht so, als würden sie ewig zu Hause wohnen, sondern meine ganze Gegenwart in ihrem Leben dient dazu, sie darauf vorzubereiten, dass sie irgendwann allein zurechtkommen. Mit Lena ist das anders. Sie ist auf eine andere Weise » mein«. Und umgekehrt. Wir sind für immer füreinander da.
Psychologe: Für immer? Empfinden Sie das heute so?
Alex: Das habe ich immer schon so empfunden, seit ich sie kenne. Wir werden immer zusammen sein.
Psychologe: Ist das ein Gedanke, der Ihnen Sicherheit gibt, oder verursacht er Ihnen Stress?
Alex: Er gibt mir Sicherheit. Wenn ich morgen aufwachen würde, und sie wäre nicht da, würde ich nicht weitermachen können. Sie ist meine beste Freundin und die einzige Frau, die ich jemals vorbehaltlos geliebt habe.
Alex schluckte. Verdammt noch mal, warum war es nur so schwer herauszufinden, was nicht stimmte? Gestern war es wieder das Gleiche gewesen. Sie hatte sich abgewandt, als er ihren Blick gesucht hatte, war erstarrt, wenn er sie angefasst hatte. Hatte laut und freudlos gelacht und sich ungewöhnlich früh schlafen gelegt.
Ein paar Stunden Arbeit würden ihn hoffentlich auf andere Gedanken bringen.
Der Flur des Ermittlerteams lag still und verlassen da, als er aus dem Fahrstuhl trat. Mit schweren Schritten ging er in sein Büro und ließ sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken. Planlos blätterte er in den Papierstapeln.
Die ersten Artikel über den Fall waren bereits am vorigen Tag im Netz aufgetaucht, und heute früh hatte er feststellen müssen, dass die Nachricht in allen Morgenzeitungen verbreitet worden war. Verdammt seien all diese undichten Stellen bei der Polizei. Es war völlig egal, wie klein der Kreis war, mit dem man arbeitete. Es gab immer jemanden, der zufällig etwas hörte, das nicht für seine Ohren bestimmt war.
Die Sache wurde auch nicht besser dadurch, dass der Staatsanwalt am Abend zuvor entschieden hatte, dass sie, nachdem Peder Ronny Berg getroffen und den Hintergrund des Konfliktes mit Jakob Ahlbin in Erfahrung gebracht hatte, Tony Svensson auf freien Fuß setzen mussten.
» Es gibt keine Beweise, es gibt kein Motiv, und verdammt, es gibt nicht einmal genug, um ihn wegen Nötigung zu belangen«, hatte ein sehr müder Staatsanwalt zusammengefasst. » Nicht jedenfalls, solange Sie nicht beweisen können, dass er auch für die anderen E-Mails verantwortlich ist.«
» Kann es nicht einfach so sein, dass er sie schlichtweg von einem anderen Computer aus geschickt hat, damit er behaupten kann, dass sie nicht von ihm stammen? Dass er in den letzten E-Mails einen anderen Tonfall wählte, weil er wusste, dass er damit davonkommen würde?«
» Gut möglich, aber dann ist es immer noch an Ihnen zu beweisen, dass es so war. Und das haben Sie nicht getan.«
Verärgert las Alex den Beschluss des Staatsanwalts. Nein, sie hatten ihm nichts nachweisen können. Und doch lag hier ganz offensichtlich irgendein Hund begraben, die Frage war nur, wo.
Die Neonazis und die Eheleute Ahlbin hängen irgendwie zusammen, ahnte Alex. Ich kann nur nicht genau sagen, wie.
Frustriert machte er weiter. Stolperte über die Tatwaffe. Sie gehörte zu einer Waffensammlung, die Jakob Ahlbin in dem Sommerhaus verwahrt hatte, das man vor einigen Jahren den Töchtern überschrieben
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