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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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gezweifelt, doch dann bat er um Entschuldigung. Und wurde belohnt.
    Plötzlich hielt Fredrika mitten im Gehen inne.
    Erst in der allerletzten E-Mail war die Tür zur Einigung geöffnet worden. Und Jakob Ahlbin hatte abgelehnt. Er hatte sich geweigert, der Aufforderung zu folgen und von seiner Suche abzulassen.
    Doch wonach hatte er gesucht? Und wie hatten sie erfahren, dass er nicht verhandeln wollte? Die Ermittlungen hatten gezeigt, dass Jakob Ahlbin die E-Mails nie beantwortet hatte.
    Sie mussten noch auf andere Weise Kontakt zu ihm aufgenommen haben.
    Fredrika dachte nach. Und erinnerte sich daran, dass man an der Haustür die Fingerabdrücke von Tony Svensson gefunden hatte.
    Alex beschloss, dass sie erst Erik Sundelius besuchen und danach weiterfahren und Ragnar Vinterman aufsuchen würden.
    Erik Sundelius, Oberarzt und Psychiater am Krankenhaus von Danderyd, begrüßte sie in seinem Arbeitszimmer. Der Raum war klein, aber alles war wohlgeordnet. An der einen Wand befanden sich schmale Bücherregale, in denen die Bücher dicht an dicht standen, und die Wand hinter dem Schreibtisch beherrschte eine vergrößerte Fotografie in Brauntönen, die eine offenbar stark befahrene Kreuzung darstellte, an der sich vor einer roten Ampel die Autos stauten.
    » Mexico City«, erklärte der Psychiater, der Alex’ Blick gefolgt war. » Habe ich selbst vor ein paar Jahren aufgenommen.«
    » Sieht toll aus«, sagte Alex und nickte anerkennend. Er fragte sich, ob Erik Sundelius wohl in diesem Raum seine Patienten empfing.
    Wie als Antwort auf seine stumme Frage sagte der Psychiater: » Dies hier ist mein Büro. Mein Sprechzimmer befindet sich auf der anderen Seite des Flures.« Er sank etwas tiefer in den Stuhl. » Aber ich muss zugeben, dass meine Patientenkontakte in den letzten Jahren leider abgenommen haben.«
    Alex betrachtete ihn. Er hatte selbst nur sporadisch mit Psychologen und Psychiatern zu tun gehabt, weshalb seine Vorstellungen davon, wie diese Art Menschen auszusehen hatten, größtenteils auf Vorurteilen beruhten.
    Erik Sundelius sah in vieler Hinsicht überhaupt nicht so aus, wie Alex es erwartet hatte. Mit seiner ordentlich gekämmten Frisur und den Koteletten sah er mehr aus wie ein langweiliger Hausarzt.
    » Jakob Ahlbin«, begann Alex ernst, » was können Sie uns über ihn erzählen?«
    Der Mann auf der anderen Seite des Tisches wirkte plötzlich traurig, und er sah erst Alex und dann Peder an. » Dass er der gesündeste Kranke war, den ich je kennengelernt habe.«
    Erik Sundelius beugte sich mit gefalteten Händen über den Schreibtisch und schien darüber nachzudenken, wie er jetzt am besten weiter vorging.
    » Es ging ihm zeitweilig schlecht«, sagte er dann, » manchmal auch sehr schlecht. Eine Zeit lang war er krank genug, um eingewiesen und einer ECT unterzogen zu werden.«
    Peder wand sich, als die Elektroschockbehandlung erwähnt wurde, doch zu Alex’ Erleichterung sagte er nichts dazu.
    » In den vergangenen drei Jahren meinte ich jedoch eine Veränderung zu bemerken«, fuhr der Psychiater fort. » Er schien auf gewisse Weise erleichtert. Die Flüchtlingsarbeit hatte ihn schon immer sehr beschäftigt, aber ich glaube, dass er durch die wachsende Zahl von Vorträgen einen neuen Weg gefunden hatte, sich seinem Lieblingsthema zu widmen. Ich war sogar einmal selbst bei einem seiner Vorträge. Er war herausragend. Er suchte sich seine Streitfragen aus, und er siegte, wo er siegen wollte.«
    Auf Alex’ Gesicht schlich sich ein nachdenkliches Lächeln. » Könnten Sie uns vielleicht ein Beispiel für eine solche Streitfrage geben? Ich fürchte, dass wir an der Stelle Wissenslücken haben.«
    Erik Sundelius seufzte. » Ja, wo soll ich da anfangen? Es war natürlich klar, dass er mit seiner radikalen Einstellung in der Einwandererfrage mit gewissen Teilen unserer Gesellschaft in Konflikt geriet. Doch sein Engagement hatte auch Auswirkungen sowohl auf seine familiären als auch auf seine professionellen Beziehungen.«
    Peder sah auf.
    Sven Ljung, dachte Alex automatisch. Der Mann, der Jakob mit einer Kugel im Kopf aufgefunden hatte.
    » Doch am besorgniserregendsten war natürlich, wie seine Arbeit das Verhältnis zu seiner jüngsten Tochter beeinträchtigte«, fuhr Erik Sundelius fort.
    » Johanna?«, fragte Alex erstaunt und erhielt ein müdes Nicken des Psychiaters zur Antwort.
    » Es hat Jakob sehr belastet, dass er ihre Beziehung nicht wieder in Ordnung bringen konnte.«
    Die Fotos im Haus auf Ekerö.

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