Tausendschön
identifiziert worden«, warf Peder mit gerunzelter Stirn ein. » Und sie hatte einen Führerschein bei sich.«
» Einen gefälschten Führerschein herbeizuzaubern, ist nun wirklich nicht schwer«, sagte Fredrika. » Und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Arzt bemerkt, dass er nicht echt ist, ist nicht sonderlich groß. Karolina Ahlbin wurde angeblich von ihrer Schwester identifiziert, die sich aber danach in Luft aufgelöst hat. Das heißt, außer dieser verschwundenen Schwester hat niemand ihren Tod bezeugt. Und das ist doch wohl der Knackpunkt, denke ich mir. Warum lässt Johanna nichts von sich hören, obwohl die Nachricht doch groß in den Medien ist?«
Es wurde still im Raum. Sie alle hatten die Morgenzeitungen gesehen, in denen ganze Seiten mit der Geschichte der Familie Ahlbin gefüllt waren. Diesmal war es den Journalisten überdies gelungen, Fotos der beiden Töchter aufzutreiben. Eine der Zeitungen hatte sogar damit aufgemacht zu fragen: » Wo ist Johanna Ahlbin?« Und es wurde angedeutet, dass auch ihr etwas zugestoßen sein könnte.
» Vielleicht hast du recht«, sagte Alex. » Trotzdem könnten auch weniger dramatische Ursachen dahinterstehen. Vielleicht weiß Johanna Ahlbin noch gar nicht, was alles geschehen ist, und lässt deshalb nichts von sich hören. Aber ich bin ganz deiner Meinung: Wenn sie sich bis Mitte der Woche nicht gemeldet hat, müssen wir andere Maßnahmen ergreifen.«
» Glaubst du, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte?«, fragte Joar.
» Entweder das, oder es ist, wie Fredrika sagt, und sie hat ihre Gründe, sich von der Polizei fernzuhalten.« Und an Fredrika gewandt, fuhr Alex fort: » Du hattest übrigens gute Argumente, was den Inhalt dieser Mails angeht. Tony Svensson ist womöglich wirklich von den Leuten unter Druck gesetzt worden, die die anderen Mails geschrieben haben. Also diejenigen, die nicht von Svenssons eigenem Computer aus verschickt wurden. Ich habe mit dem Staatsanwalt gesprochen, und wir dürfen ihn uns noch einmal vorknöpfen. Und ich möchte, dass Joar und Peder das Verhör gemeinsam führen.« Er hob den Blick und sah grimmig aus. » Gemeinsam, habe ich gesagt. Ist das klar?«
Die beiden Männer nickten.
» Fredrika, nimm bitte Kontakt zur Bibliothek in Farsta auf«, fuhr er fort. » Und ich will, dass wir die Umstände von Karolina Ahlbins Tod noch einmal unter die Lupe nehmen. Fragt, ob sich jemand für die Leiche interessiert hat. Sie muss ja schließlich beigesetzt werden. Vielleicht hatte sie einen Freund, von dem wir bislang nichts wissen. Geht noch einmal ins Krankenhaus und grabt nach.«
Fredrika nickte zufrieden.
Alex sah sich um. » Das war alles.«
» Und was ist mit dem Polizisten?«, fragte Peder. » Der Kollege von der Polizei Norrmalm, mit dem Tony Svensson Kontakt hatte?«
» Den knöpfe ich mir selbst vor«, sagte Alex. » Wir treffen uns heute Nachmittag um vier Uhr wieder hier.«
In dem Moment wurde er von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen, und ein Mann von der Kripo steckte den Kopf zur Tür herein. » Ich wollte euch nur kurz wegen Muhammed Abdullah Bescheid geben, mit dem ihr vorige Woche auf Skärholmen gesprochen habt«, sagte er und sah Alex dabei ernst an.
» Ach ja?«
» Er ist tot. Gestern hat er aus irgendeinem Grund das Haus verlassen und ist nicht mehr zurückgekehrt. Die Ehefrau hat noch am Abend die Polizei gerufen. Heute früh haben sie ihn auf einem Parkplatz in der Nähe der Wohnung mit einer Kugel im Kopf gefunden.«
Fredrika war bestürzt. Der Mann war freundlich und entgegenkommend gewesen, obwohl er sich bedroht gefühlt hatte. Und jetzt war er tot.
Alex schluckte. » Verdammter Mist«, sagte er leise.
» Aber das ist noch nicht alles«, sagte der Ermittler. » Gestern Abend hat ein Jogger einen Toten am Ufer des Brunnsviken gefunden. Der Mann ist noch nicht identifiziert, aber es sieht so aus, als sei er mit derselben Waffe erschossen worden wie Muhammed Abdullah.«
Die Nacht war für Alex lang und schwer gewesen. Stunde um Stunde hatte er wach neben Lena gelegen. Der Gedanke an seine Frau brannte wie Feuer. Er hatte sich geschworen, am Wochenende mit ihr zu reden, hatte es aber nicht geschafft. Oder nicht gewagt.
Wenn sie nun krank ist? Wenn es Alzheimer ist?, überlegte er erschöpft. Was soll ich dann nur tun?
Die Angst paralysierte ihn. Er wünschte sich, sie würde von sich aus erzählen, was los war. Er selbst war einfach zu schwach, um zu fragen.
Fredrika kam durch die Tür
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