Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson

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gefunden – jedenfalls meinte sie selbst, zu keinem Ergebnis gekommen zu sein. Doch vielleicht war dies jetzt die Antwort der Straße? Vielleicht war sie der Sache zu nahe gekommen, ohne es zu merken?
    Die Erschöpfung schwächte sie, die Trauer lähmte sie. Sie nahm Papier und Stift und ließ sich in dem kleinen Schlafzimmer nieder. Die Luft stand still, draußen war es unerträglich heiß. Doch es war ihr, als hätte sich ihr Körper abgeschaltet. Also rollte sie sich zu einer Kugel zusammen und schloss die Augen. Als sie klein gewesen war, war das immer der beste Trick, um alles Böse auszuschließen.
    Der Schlepper war erstaunt gewesen, sie so bald wiederzusehen.
    » Ich brauche Ihre Hilfe«, hatte sie gesagt, und dann hatte er zugehört.
    Sie würde bezahlen, wenn sie wieder in Schweden war. Als sie versucht hatte, an ihre Bankkonten zu kommen, um Geld nach Bangkok zu überweisen, war sie darüber informiert worden, dass ihre Konten gesperrt waren und sie unmöglich die Person sein konnte, für die sie sich ausgab. Also musste die Bezahlung warten, was ihr Beschützer akzeptierte. Vielleicht betrachtete er sie als Teil eines spannenden Projekts. Er schien fast schon begeistert darüber, ihr helfen zu können.
    Sie selbst hatte nur einen Gedanken im Kopf: Sie wollte nach Hause, egal zu welchem Preis. Denn selbst wenn die Katastrophe, die über sie hereingebrochen war, im Zusammenhang mit ihren Nachforschungen stand, ahnte sie doch allmählich, dass die ganze Wahrheit wohl kaum so einfach war, sondern auf irgendeine Weise, die sie noch nicht zu durchdringen vermochte, bei ihr und ihrer Familie lag. Vielleicht war die Ursache privater Natur.
    Sie schlief ein und wachte erst auf, als es draußen schon dunkel war.
    Doch der Albtraum ging einfach weiter.

Stockholm
    Er wartete am verabredeten Treffpunkt auf sie, ein paar hundert Meter von dem riesigen Ball entfernt, der Globen genannt wurde und der nachts so schön beleuchtet war. Er fühlte sich wie ein einziges großes Lachen. Sein Herz schlug wie verrückt, und das Adrenalin ließ ihn alles an diesem Abend ganz klar sehen. Endlich war er am Ziel. Die Reise war zu Ende, er würde seine letzte Schuld begleichen. Erleichtert sah er zu dem sternklaren Himmel empor und spürte den Druck auf seinem Kopf. Wenn das Glück so groß war, tat es fast weh.
    Ein schwarzes Auto einer ihm unbekannten Marke rollte an die Bordsteinkante. Eine Scheibe senkte sich, und jemand wies ihn an, die Beute in den Kofferraum zu legen und sich rechts hinten auf den Rücksitz zu setzen. Er tat, was von ihm verlangt worden war, und öffnete die hintere Tür. Auf der anderen Seite saß die Frau, die ihn am Bahnhof abgeholt hatte. Sie verzog keine Miene, als er sich neben sie setzte.
    Sie fuhren durch ein winterkaltes Stockholm, das in Mondlicht getaucht war. Er war sich fast sicher, dass sie diesmal in nördliche Richtung fuhren. Die Beute lag in einem schwarzen Plastiksack im Kofferraum. Sie mussten ihm wirklich vertrauen: Sie hatten sich noch nicht einmal die Mühe gemacht nachzusehen, ob er sie vielleicht hinters Licht führte.
    Inzwischen beruhte das Vertrauen auf Gegenseitigkeit, und deshalb war er während der kurzen Reise kein bisschen nervös. Sie bogen von einer großen Straße in eine Auffahrt. Es sah aus, als handele es sich um einen Park. Doch trotz des Mondlichts war die Nacht zu dunkel, als dass er wirklich etwas hätte erkennen können.
    Als sie ihn anwiesen, aus dem Auto auszusteigen, tat er wie geheißen. Der Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, stieg ebenfalls aus. Es war der mit dem entstellten Gesicht. Der Motor des Wagens lief weiter.
    Der Mann gab ihm lautlos Instruktionen, er zeigte zu dem dunklen Park hinunter. Ali folgte ihm mit dem Blick und meinte, dort zwischen den Bäumen jemanden stehen zu sehen. Jemanden, der winkte. Die Person trat aus dem Schatten. Es war der Mann, der Arabisch mit ihm gesprochen hatte.
    Er fragte sich, warum die Übergabe mitten in der Nacht in einem öden Park geschehen musste. Vielleicht war ihre Übereinkunft zu heikel, als dass sie an einer belebteren Stelle geregelt werden konnte.
    Mit festen Schritten ging er dem Mann unter den Bäumen entgegen. Der andere, der mit dem zerstörten Gesicht, ging zwei Schritte hinter ihm.
    » Ich habe gehört, es lief heute gut«, sagte der Mann, als sie voreinander standen.
    Ali strahlte. » Es lief ganz fantastisch«, bekräftigte er mit dem Überzeugungseifer eines Kindes.
    » Du bist ein guter