Tausendstern
Erfahrungen mit reißzahnbewehrten Raubreptilien verarbeitete, doch es erfüllte seinen Zweck. Der Squam schlängelte sich auf den Erb zu, seine drei Arme ausgestreckt, die drei Scheren offen.
Der Erb im Bild drehte sich und zielte mit seinen scharfkantigen Blättern auf den Squam. Der spitze Kegel drehte sich auf seinem Achsenschaft wie vorher die Windmühle, doch nun wurde die Rotation von innen erzeugt. Als der Squam herankam, neigte sich der Kegel, bis die Spitze auf die Brust des Squam wies, dann stieß er vor.
Die schraubenartig gegliederte Struktur fraß sich in den Körper und zerriß das Gewebe unter den Schuppen. Unmittelbar danach platzte der Körper des Squam auf, da die harten Schuppen der brutalen Kraft des Spiralkegels nicht standhalten konnten. Der Squam wurde schwer verletzt und würde wohl bald sterben.
»Nun, wenigstens verstehe ich jetzt auch dies«, meinte Jessica und ließ das Bild verschwinden. »Damit bleibt also das Drehmoment Sieger! Und ich erkenne, daß der Bohrer gegen den amöbenartigen Körper eines HydrO nichts ausrichten kann. Es ist tatsächlich wie Schere-Stein-Papier.«
»Wie ist das?« fragte Heem verwirrt.
Sie erklärte, was sie meinte, und lieferte die dazugehörigen Bilder. »Scheren sind gegeneinander bewegliche scharfe Kanten, die durch Papier schneiden und es gewissermaßen besiegen. Doch Papier umwickelt Stein und hüllt ihn ein. Und Stein hält der Schere stand. Auf diese Weise schlägt eines das andere. Ähnlich ist es mit den Squams, den Erbs und den HydrOs. Squams haben Scheren, die durch das weiche PapierFleisch der HydrOs schneiden, während der steinharte Bohrer eines Erbs die Schere schlägt. Und die HydrOs - wie werden die HydrOs mit den Erbs fertig? Du hast es mir schon einmal erklärt, aber...«
»Wir umhüllen sie«, gestand Heem. »Wir wickeln sie ein und benadeln sie mit heißem Wasser. Die Scheren der Squams können sie unschädlich machen, doch nicht unsere Flüssigkeit.«
Der Traktor kämpfte sich weiter durch die zahlreichen Kurven und Anstiege der Piste. »Weißt du, je mehr ich von deiner Lebensweise kennenlerne, desto besser gefällt sie mir«, verriet Jessica. Dann verbesserte sie sich. »Nein, im Grunde mag ich sie gar nicht so gerne; ich ziehe meine menschliche Lebensweise vor. Aber deine Eigenarten und Gewohnheiten haben ihren Reiz - mal überlegen - irgend etwas spricht mich an...«
»Deine solarische Existenz bleibt mir in den meisten Bereichen völlig fremd«, düste Heem. »Aber wenn ich eure Art betrachte, wie ihr eure Nachkommen aufzieht, und dann sehe ich dich - also ich wünschte, du wärest eine HydrO.«
»Schön, ich bin eine HydrO, zur Zeit jedenfalls. Ich besetze schließlich deinen Körper, oder etwa nicht?«
»Ich dachte eher an eine eigenständige HydrO. Eine Weibliche. Eine, mit der ich kopulieren könnte.«
»Eine, mit der du - schrecklich, so etwas zu sagen!« rief sie, wobei eine Mischung aus Geschmeicheltsein und Ärger durch sein Bewußtsein spülte. »Immer wenn ich glaube, daß wir gewisse Fortschritte gemacht haben, kommst du mit...«
»Ich bedaure es«, düste Heem schnell. »Ich vergaß, daß deine Rasse die Kopulation für unanständig hält. Ich ziehe den Gedanken zurück.«
»Hee, du kannst keinen Gedanken zurückziehen! Und meine Rasse betrachtet - nun, ich sowieso nicht! Ich - du hast mich ganz einfach überrumpelt. Wir Solarier gehen nicht - ich meine, derartige Dinge werden nicht herausgeblökt, aber ich glaube, man fühlt sie recht deutlich. Zum Beispiel mein Klon-Bruder, der mein Ebenbild ist, nur in männlicher Hülle, ein Y-Chromosom anstelle eines X-Chromosoms - ich - ich glaube, was du wirklich ausdrücken wolltest, entspricht einem natürlichen Drang... «
»Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe. Ich empfinde für dich etwa das gleiche wie für Moon von Morgendunst, und ich stehe dir jetzt viel näher als ihr... «
»Du hast sie doch nur ein paar Tage gekannt, ehe sie starb«, unterbrach Jessica ihn. »Ich bin etwa die gleiche Zeitspanne bei dir, und wir haben ein Begriffsquiz überstanden, haben an einem Weltraum-Rennen teilgenommen und sind an einem Schwarzen Loch vorbeigeflogen. Wie könntest du etwas sagen, das mich verletzen könnte? Ich - ich bin gerade dabei, mir über meine Gefühle zu dir klarzuwerden. Ich bin überrascht - und zugleich sehr erfreut, Heem. Ich - ich möchte deine Aufmerksamkeit. Denn ich achte dich sehr hoch. Du bist wirklich ein ganz besonderer Mann.«
»Ich
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