Tausendstern
auf ihr hinaufzusteigen, kam jedoch nicht einen Schritt voran. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Kugel, richtete den Indikator auf die Sonne und stieg eilig auf ihren Wurzelfüßen die Schräge empor. »Ohne lange zu überlegen!« sagte Jessica bewundernd. »Sie versteht die Alten wirklich!«
Doch kurz darauf kam Windblume wieder herab. Sie rutschte nicht, sondern ging auf ihren Wurzelfüßen. Warum hatte ihr Pflanzengehirn es sich anders überlegt?
Der weibliche Erb stellte sich neben sie. Kurz darauf glitt Sickh wieder die Rampe hinauf. Und kam wieder herab, genau wie der Erb.
»Ich glaube, wir sind jetzt dran«, sagte Jessica. »Ich möchte wirklich erfahren, was los ist.«
Heem rollte die Rampe hinauf. Er erreichte die zweite Kugel und überprüfte sie. Der Indikator war ausgerichtet, jedoch nicht auf den Mond oder irgend etwas anderes, das sie erkennen konnten. Heem rollte an der Kugel vorbei - und die Rampe blieb fest.
»Windblume hat das Ding korrekt eingestellt!« rief Jessica.
»Aber warum ist sie dann wieder heruntergekommen, anstatt weiterzumachen?«
»Weil sie nicht als erste oben ankommen wollte. Wir haben ihren Rat erbeten, und sie hat ihn uns gegeben. Sie hat uns gezeigt, wie der zweite Indikator ausgerichtet werden muß. Jetzt hat sie uns für die Chance, die wir ihr gaben, bezahlt.«
»Aber wohin hat sie ihn gerichtet? Ich sehe keinen Sinn darin.«
»Es muß etwas sein, was ihr aus ihrem Wissen um die Alten bekannt ist. Irgend etwas Offensichtliches. Wenn der erste Indikator auf die Sonne weist, muß der zweite...«
»Das Loch!« sprühte Heem.
»Das Loch!« wiederholte sie. »Natürlich!« Sie dachte einen Moment nach. »Wir dürfen nicht weitergehen. Sie wollte es uns nur zeigen. Wir müssen ihr den Vortritt lassen. Das ist nur gerecht.«
Heem widersprach ihr nicht. Er rollte die Rampe hinab.
Jetzt stieg Windblume hinauf. Sie schaffte es fast bis zur Zinne des Turms - und kam dann eilig herab; ihre Wurzelspitzen berührten dabei kaum den Boden. »Sie muß ein drittes Relais ausgelöst haben«, sagte Jessica. »Eins, das schwieriger ist als die beiden anderen.«
»Jetzt wissen wir, wie wir vorgehen müssen: wir drei werden uns abwechseln, so lange, bis einer von uns eine Lösung findet. Das gibt uns eine Chance von eins zu zwei, es zu schaffen - mit der Gewißheit, daß ein Freund gewinnen wird, wenn es uns nicht möglich sein sollte. Das scheint ein guter Weg.«
»Heem, ich liebe dich.«
Diese einfache Feststellung hätte ihn beinahe zusammensacken lassen. Es war ernst gemeint; er spürte keine Koketterie in ihren Gefühlen, keine Scherzhaftigkeit. Sie befanden sich jetzt an einem Krisenpunkt, unmittelbar vor dem Erfolg oder dem endgültigen Scheitern, und beides bedeutete für sie Trennung.
Er antwortete nicht, weil er sich weder mit einem Sieg noch mit der Niederlage abfinden konnte, wenn beide das Ende bedeuteten. Er nahm ihre Feststellung lediglich entgegen. Das war genug.
Windblume stellte den unteren Indikator ein und trat zurück. Sickh und Heem überprüften die Einstellung und erkannten, daß es die war, die der Erb oben versucht hatte. Die falsche. Dies war eine wichtige Information doch sie konnten nicht feststellen, auf was der Indikator jetzt zeigte. Die Richtung kam ihnen willkürlich vor, was sie mit Sicherheit nicht war.
Sickh richtete ihn wieder auf die Sonne und kroch die Rampe hinauf. Sie verhielt für kurze Zeit beim zweiten Indikator, kroch dann weiter, näherte sich der Zinne. Und kam herabgerutscht. Sie stellte den unteren Indikator ein, damit Heem und Windblume ihren Fehler erkennen konnten.
»Einer der anderen Monde«, erklärte Heem, nachdem er die Einstellung des Indikators mit seiner Erinnerung an das Schema des Systems verglichen hatte. Es störte ihn noch immer, daß er das Rationale in Windblumes Schätzung nicht begriff, das mit Sicherheit auf Wissen beruhte. Eine falsche Schätzung mußte nicht unbedingt als Versagen gewertet werden; sie mochte lediglich die Eliminierung einer möglichen aber nicht richtigen Alternative sein.
Jetzt war Heem wieder an der Reihe. »Es muß da eine rationale Einstellung geben«, sagte Jessica, »irgendein Muster, das man erkennen kann. Windblume versteht die Alten besser als jeder andere, ist aber noch nicht daraufgekommen. Das bedeutet, daß sie entweder willkürlich ist, was ich nicht glaube, oder in Bezug zu etwas steht, das wir noch nicht erkannt haben.«
»Wir müssen den Sinn dieses Bauwerks
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