Tausendstern
Verstehen. »Es tut mir leid.«
»Dir tut es nur leid! Du hättest mich fast aus dem Wettbewerb geworfen!«
»Ich hatte wirklich keine andere Wahl. Mein Klon-Bruder hatte den Vorschuß angenommen, den gesamten Betrag ausgegeben, und als er schließlich den Unfall hatte...«
»Bist du vorgerollt, um für ihn einzuspringen - zumindest so lange, wie es der Gang des Geschehens erlaubte.«
»Ich sehe ja ein, daß das dir gegenüber unfair war. Aber wir waren so verzweifelt. Unser ganzes Leben... Meine Alternative bestand darin, meinen Bruder zu töten oder seine Einwilligung zu widerrufen, ohne Vorbehalte...« »Ich verstehe.«
»Wenn du also mit mir schimpfen willst...« »Solarier, in deiner Situation hätte ich genauso gehandelt. Mein eigenes Geschwister starb und ermöglichte mir das Überleben, doch wenn ich zurückgetreten wäre, dann hätte ihm das sowieso nicht geholfen.« »Du bist nicht verärgert?«
»Auch ich bin im weitesten Sinne widerrechtlich in dieser Sache drin. Ich mußte auf schnellstem Weg vom Planeten runter, daher benutzte ich den einzigen möglichen Weg - diesen Wettstreit -, obwohl ich genau wußte, daß ich dafür überhaupt nicht qualifiziert war.«
Der Transferer war verblüfft. »Du hast ja dieselbe Taktik benutzt wie ich!«
»Stimmt. Demnach kann ich dir wegen deines Verhaltens wohl kaum irgendwelche Vorwürfe machen. Von der Persönlichkeit her scheinst du genauso strukturiert zu sein wie ich, obgleich dein Körper sich von dem meinen wahrscheinlich drastisch unterscheidet.« Er überlegte und rief sich die verschiedenen Hinweise ins Gedächtnis zurück, die der Solarier hinsichtlich dieser Unterschiede von sich gegeben hatte. »Ich weiß wirklich nicht, wie die physische Gestalt eines Solariers beschaffen ist.«
»Mit der Gestalt eines HydrO ist sie überhaupt nicht zu vergleichen, das kann ich dir versichern! Wir haben Muskeln und Knochen und tragen den Kopf hoch, und wir haben Arme und Beine und Augen und Ohren...«
»Schrecklich!« sprühte Heem. »Du schmeckst ja fast wie ein...« Er zögerte, da er keine Streitsituation schaffen wollte.
»Wie was?« wollte der Fremde wissen. »Ich hab' das Aroma des Abscheus sehr wohl schmecken können. Wie fauliger Gullyschlamm - grauenvoll!«
»Woher gewinnen Solarier ihre Lebensenergie?« lenkte Heem ab.
»Wir nehmen Nahrungsmittel zu uns wie jede andere Kreatur.«
»Aber nicht wie die HydrOs oder die Erbs oder hundert andere SegmentRassen.«
»HydrOs essen nicht?« strahlte der Fremde neugierig.
»Wir absorbieren Wasserstoff und Sauerstoff aus der Atmosphäre und schaffen zwischen ihnen gezielt eine Verbindung, bei der Energie freigesetzt wird. Diese treibt unseren Metabolismus an, und das Endprodukt ist OH 2 .«
»Meinst du Wasser? H 2 O? Dein Abfallstoff ist Wasser?« »Wohl kaum Abfall. Wir brauchen es zur Fortbewegung, zum Kampf, zur Kommunikation, Manipulation von Gegenständen, zur Reizaufnahme, als Dämpfungsmedium bei irgendwelchen Stößen - gerade in diesem Moment werden wir davon gegen den Druck...«
»Aromatisiertes Wasser anstelle von Worten!« sprühte der Fremde entzückt. »So etwas hätte ich niemals für möglich gehalten.«
»Es ist nicht nur möglich, sondern auch praktisch. Für die Kommunikation und als Lebensstil. HydrOs können auf jedem Planeten mit einer erträglichen Atmosphäre und Temperatur überleben und funktionieren.«
»Aber ich hatte immer gedacht, es kostet mehr Energie, Sauerstoff und Wasserstoff im Wasser voneinander zu trennen, als man beim Herstellen der Verbindung erhält.«
»Wir holen sie ja gar nicht aus dem Wasser heraus. Wir besorgen uns die Elemente, die wir brauchen, aus der Luft und verwenden Enzyme, um sie entsprechend zu verarbeiten. Dies ist die bei weitem ergiebigste Energiequelle, und die in Spuren vorhandenen Unreinheiten verwenden wir zum Aufbau von Körpermasse.«
»Ich nehme an, das funktioniert. Du bist hier; das ist der Beweis. Möglicherweise ist deine Atmosphäre von der unseren verschieden.«
»Vielleicht. Stickstoff ist im Cluster weitverbreitet, aber für derart seltsame Systeme wie Sol kann ich mich nicht verbürgen. Wir HydrOs sind die Elite der vernunftbegabten Rassen im Segment Tausendstern, im Gegensatz zu... «
»Du verbirgst irgend etwas! Das spüre ich in deinem System.«
»Im Gegensatz zu den essenden Rassen«, fuhr Heem unwillig fort. »Die unsere natürlichen Feinde sind.«
Eine Periode der Geschmackslosigkeit trat ein. »Ist das dein
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