Tausendstern
Leben bleibe. Das kann ich am besten, indem ich meinen Treibstoff einspare, bis zum Planeten Exzenter fliege, dort in der Wildnis lande - was nicht schwer ist, da es sich um einen von Wildnis überwucherten Planeten handelt - und mich darauf vorbereite, dort zu überwintern. Wenn ich genügend Treibstoff übrigbehalte, kann ich vielleicht sogar das Schiff dazu benutzen, mir eine Behausung zu bauen.«
Ihre Reaktion war seltsam gespannt. »Du bist dir doch klar darüber, daß dies meinen Tod bedeutet? Ich kann nicht unbegrenzt lange in einem fremden Wirt überleben.«
»Das ist mir bewußt. Aber da ich dich nur retten kann, wenn ich diesen Wettstreit gewinne, es aber klar ist, daß ich überhaupt nicht gewinnen kann, muß ich wenigstens für mich selbst sorgen.«
Eine kurze Pause trat ein. »Wenn du sowieso nach Exzenter fliegst, warum kannst du dich nicht etwas beeilen? Vielleicht bist du schnell genug, um dir den nächsten Vorteil zu verschaffen und dir einen Traktorstrahl zu angeln. Wenn nicht, dann wärest du ja immer noch auf dem Planeten.«
»Und unter der Kontrolle der Wettkampfleitung, die mich auf meinen Heimatplaneten zurückschicken würde. Hieße das Ziel Ggoff, was viel weiter wäre, hätte ich vielleicht die Chance gehabt, schnell genug dorthin zu gelangen; ich war schon mal dort. Doch die Route nach Exzenter ist so eng, daß sie durch Bojen markiert werden muß und ich nicht genug aufholen kann. Ich werde zu spät kommen, also ist es mir lieber, ich hänge noch weiter zurück, um möglicherweise der Wettkampfleitung aus dem Weg zu gehen.«
»Oh.« Sie dachte wieder nach. »Du hast von einem harten Winter auf Exzenter gesprochen. Gibt es dort Kolonisten, die dir unter Umständen helfen können? Ich meine, du müßtest doch nicht nach Hause zurück? Du könntest dich freiwillig als Siedler melden...«
»Nein. Keine Kolonisten. Der Winter ist zu schlimm.«
»Warum willst du dann den Winter alleine durchstehen?«
»Das ist zumindest dem vorzuziehen, was mich auf Sackgass erwartet, und außerdem dauert es bis zum Winter noch einige Zeit. Wenigstens habe ich den langen Sommer für mich.«
»Und darauf folgt der lange Winter.«
»Ein kurzer Winter. Kurz, aber heftig.«
»Das verstehe ich nicht. Der Winter spielt sich doch nicht auf einem gesamten Planeten ab; ist auf der einen Hälfte Winter, dann herrscht auf der anderen Hälfte Sommer. Du könntest doch einfach in eine andere Zone...«
»Der Winter bricht gleichzeitig auf dem gesamten Planeten aus.«
»Das heißt doch... Bewegt Exzenter sich denn nicht auf einer Umlaufbahn, die - ach ja, natürlich. Exzenter! Ähnlich einem Kometen oder einem Planetoiden. Mit einem kurzen, heißen Sommer in der Zeit größter Sonnennähe, und - aber du hast von einem kurzen Winter geredet.«
»Dies ist ein Doppelsystem«, erklärte Heem düster. »Lochstern. Ein Stern und ein Loch. Exzentrische Orbits...« »Ein Loch?« erkundigte sie sich verblüfft. »So wird es genannt. Ein kollabierter Stern, dessen Masse so dicht ist, daß sie noch nicht einmal Licht reflektiert.«
»Ach ja - wir nennen so etwas ein Schwarzes Loch. Dem in die Quere zu kommen, habe ich wenig Lust.«
»Exzenter befindet sich in der Nähe eines solchen Lochs. Er umkreist sowohl Stern wie auch Loch, und regelmäßig verdunkelt das Loch den Stern. Dann...«
»Dann wird alles Licht von dem Loch verschluckt! Das muß aber ein verdammt düsterer Schatten sein!« »Ein unangenehmer Winter«, gab Heem ihr recht. »Und was ist mit dem Planeten Sackgass? Der Winter sollte doch...«
»Nein. Sackgass umkreist das Dualsystem in einem bestimmten Winkel. Der Planet wird von dem Loch überhaupt nicht berührt, so daß seine Winter ziemlich normal verlaufen.« »Zwei verschiedene Orbitalebenen«, murmelte Jessica. »Ein Stern und ein Schwarzes Loch. Ist das ein wildes System.«
»Richtig. Exzenter befindet sich zur Zeit am fernen Ende des Doppels. Die Schiffe müssen das Loch umgehen, um ihr Ziel zu erreichen. Da die Bojen den direktesten Weg bezeichnen, ist daran nichts Gefährliches. Der kluge Pilot wird sich nicht allzuweit vom markierten Kurs entfernen; er würde entweder seine Position im Wettkampf verlieren oder in das Kraftfeld des Schwarzen Loches geraten.«
»Ja. Jetzt begreife ich auch deine Vorsicht«, gab sie zu.
»Ich nehme an, daß eine Umlaufbahn um ein Schwarzes Loch technisch betrachtet nicht gefährlicher ist als die Umkreisung eines normalen Sterns. Aber die Vorstellung ist weitaus
Weitere Kostenlose Bücher