Tausendstern
leisten. Theoretisch waren alle unverheirateten Klons sehr daran interessiert zusammenzukommen, um nach den besten Eheverbindungen Ausschau zu halten. Es war wie bei einem Partyspiel, wo es darum ging, einen Partner zu finden, um aus dem Spiel ausscheiden zu können. Diejenigen, die zu lange suchten, standen am Ende ohne Partner da und gehörten zu den Verlierern. Deshalb mußten die Jess-Klons die Party in Zyklon aufsuchen, ob ihnen das recht war oder nicht. Dabei war Jesse durchaus zu allem bereit, Jessica hingegen nicht.
Jules beugte sich vor und senkte die Stimme. »Du hast ein paar ganz heiße Nummern versäumt, Jess! Aber dafür kannst du ja heute richtig loslegen, was?« Und er versetzte ihr einen zweiten schmerzhaften Schlag auf den Rücken. Sie duckte sich, um ihm auszuweichen, und stieß ihm drei steife Finger in die Magengrube. Er meinte, seine Bemerkungen wären besonders witzig gewesen, sie hielt ihn für einen Langweiler.
»Klar doch«, meinte sie und ahmte ihren Bruder Jess nach.
Tief in ihrem Innern widerte sie das alles an. Sex war nicht nur erlaubt, es wurde sogar erwartet, daß man aktiv wurde. Wie sonst, so lautete die Theorie, könnten Klons passende Ehepartner finden? Jesse schien an dem Thema sehr interessiert zu sein; er brauchte kaum ein Aphrodisiakum als Stimulans, um in die richtige Stimmung zu kommen. Jessica, selbst wenn sie ihre Weiblichkeit hätte offen zeigen dürfen, hätte es vorgezogen, sich zurückzuhalten. Das war typisch für die Rasse der Solarier, dachte sie: es war eine Art natürliche Eigenschaft der Männer, seinen Samen an jede Frau weiterzugeben, die er gewinnen konnte, und um das zu tun, brauchte er nur rundherum aufgeschlossen zu sein und ein allzeit bereites Organ zu haben. Es war die Pflicht der Frauen, die Nachkommen auszutragen und großzuziehen; um dies zu tun, mußte sie zu Hause bleiben und dort ihrer Arbeit nachgehen. Demnach verliehen die Männer ständig ihrem sexuellen Drang Ausdruck, es sei denn, sein Organ versagte ihm wegen Überbeanspruchung den Dienst, während die Frau einwilligen oder ablehnen konnte, ganz wie es die Situation gestattete. Sie hoffte, daß ihre Situation niemals eine Ehe mit Jules notwendig machte; sie konnte ihn nicht ausstehen.
Ein gutentwickeltes Paar rauschte heran. »Jess! Wir haben dich schon gesucht!«
»Und wir euch, Bessy!« erwiderte Jesse, wobei er die linke Bess mit mehr als nur gespielter Bewunderung anglotzte. Jessica verfluchte erneut in Gedanken das Getränk. Die Bess-Klons waren sehr stolz auf ihre angebliche Ähnlichkeit mit ihrem Namensvorfahr, der Gütigen Königin Bess; wahrscheinlich war sogar etwas daran, vorausgesetzt die Königin war üppig entwickelt und dumm gewesen.
Jessica, deren Übellaunigkeit schon an Zorn grenzte, zwang einen ähnlich dümmlichen Ausdruck in ihr Gesicht, wie ihr Bruder ihn zeigte. Die Bessies waren nur ein paar Monate älter als die Jesses, doch ihre weiblichen Attribute hatten sich geradezu explosionsartig entwickelt. Sie würden niemals als Männer durchgehen können!
Die Bessies holten synchron tief Luft und schienen mit ihren Brüsten ihre Kleider sprengen zu wollen. »Sollen wir es mal miteinander versuchen?« Und sie zwinkerten gleichzeitig, obwohl das nicht notwendig gewesen wäre.
Jessica erinnerte sich an das, was sie kurz vorher noch über die Rolle der Frau gedacht hatte. Die Bessies legten eine unangenehme Direktheit an den Tag. Und Jesse, verflucht sei dieser Narr, zeigte sofort gesteigertes Interesse! Sie knuffte ihn warnend mit dem Ellbogen, doch er war derart in das vierfache Gewoge vertieft, daß er sie völlig ignorierte. Er war ein Mann, deshalb suchte er sich die Frauen nur nach ihrer Figur und nicht nach ihrem Geist und ihrer Persönlichkeit aus. Nach der Figur! Konnte man noch dämlicher sein?
Die Bessies belegten die Jesses mit Beschlag und drängten sie in Richtung der privateren Gemächer. Jessica konnte sich nicht wirkungsvoll dagegen sträuben, da Jesse durchaus zum Mitgehen bereit war. Aber das Ganze war völlig unmöglich!
»Was ist unmöglich? Sex ist eine natürliche Sache!«
»Aber nicht zwischen Frauen!« widersprach Jessica.
»Wie bitte?« fragte Bessie, die sich bereits halb ausgezogen hatte. Jesse und die andere Bessie waren im Zimmer nebenan verschwunden.
Selbst wenn es nicht unmöglich gewesen wäre, so hätte trotzdem der Reiz gefehlt. Bessie war eine Kuh, mit riesigem Hintern und ebensolchen Eutern (genauso wie Jesse immer von seiner
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