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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seufzte. Ihr Grips reichte nicht aus, um darauf etwas Passendes zu erwidern. Ihre Fähigkeiten reichten kaum weiter, als sich auszuziehen und ihre Beine zu spreizen. Sie schloß wieder die Augen. »Streichle mich nochmal, Jess, so wie gerade.«
    Jessica biß die Zähne zusammen. Wie weit mußte sie dieses widerwärtige Spiel noch mitmachen? Sie wußte, wo ihre Hälfte diese Kuh gestreichelt hätte. Er hätte sie am liebsten gemolken.
    Jessica ballte die Hand zur Faust und holte aus - nein. Dieser Versuchung durfte sie nicht erliegen, wenn sie. sich nicht verraten wollte. Denn Jessica war tatsächlich ein anderes Säugetier.
    Sie streckte die Hand aus. In ihrer Phantasie hielt sie damit ein Metzgermesser. Ich werd' dich jetzt zerlegen, du fette Rindssau! Hier ein saftiges Steak, dort ein strammer Braten...
    »O Jess, du weißt wirklich, wie man es richtig macht«, stöhnte Bess.
    Jessica riß die Augen auf, um dem Alptraum zu entrinnen - und stellte fest, daß sie überhaupt keine Augen hatte. Sie schrie - und hatte keine Stimme. Sie verfügte nur noch über den Tast- und den Geschmackssinn
    - vorwiegend über letzteres.
    »Hörst du endlich auf?« schimpfte Heem. »Du zerrst an meinen Nerven!«
    Der Horror ließ allmählich nach. »Ich hab' geträumt, Erinnerungen durchlebt...« »Ich hab's mitbekommen und dein Grauen sehr wohl gespürt. Einen Vertreter des anderen Geschlechts zu mimen - ich begreife sehr gut, wie unangenehm das ist, wenngleich du damit erst zum transsexuellen Sprung in meinen Körper fähig warst. Aber sich vorzustellen, Eßbrocken aus dem Fleisch eines vernunftbegabten Wesens herauszuschneiden...«
    »Bessy war nicht sonderlich vernunftbegabt.«
    »Aber was das Bemerkenswerteste an der Sache war - fast glaubte ich, daß ich richtig sehen konnte.«
    »Natürlich kannst du sehen - wenn du dich in meinen Traum hineinschleichst! Denn mein Geist ist auf Sehen und Hören ausgerichtet, und diese Impulse werden übertragen.«
    »Schrecklich«, düste Heem.
    »Du, blind und taub, sprichst von schrecklich? Du, der dieses Schiff...« Aber sie brachte es nicht heraus.
    »Du kennst meine Einstellung«, erinnerte er sie. »Lieber sterbe ich sauber und ehrenvoll im Weltraum als in Gefangenschaft.«
    »Was ist schon angenehmer als ein Schwarzes Loch?« Wieder entstand dieser Schrei und ließ ihn innerlich verkrampfen. Sie hatte damit eine recht wirkungsvolle Waffe!
    »Ein glatter und ehrenvoller Tod ist nichts Einengendes«, erklärte er ihr. »Er ist eine einzigartige Form der Befreiung aus einer unerträglichen Situation.«
    Sie richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Loch vor ihnen. Das Loch selbst war für die Instrumente des Schiffes nicht darzustellen, denn es war genau das, was es war. Jedoch gab es einige Erscheinungen in seiner Umgebung, die erfaßbar waren.
    »Ich gebe mich nicht geschlagen, weißt du?« sagte Jessica entschlossen, und tatsächlich war in ihrer Persönlichkeit eine Willensströmung, die in ihrer Stärke erschreckend war. »Es muß eine Möglichkeit des Entrinnens geben. Wenn ich doch nur sehen könnte!« Sie überlegte kurz auf ihre solarische, weibliche Art. »Heem, du mußt den Gesichtssinn entwickeln. Mehr brauchst du nicht zu tun. Ich wehre mich ganz einfach dagegen, blind zu sterben. Ich will sehen, in was ich hineingerate.«
    »Es fällt mir schwer, dir begreiflich zu machen, daß ich nicht fähig bin zu sehen. In diesem Wettrennen können nur die Erbs sehen. Die Squams hören und die HydrOs schmecken.«
    »Na schön, Solarier sehen, hören und schmecken. Und sie fühlen. Wir haben überall irgendwelche Sinne! Und gerade jetzt will ich sehen.« »Das ist unmöglich!«
    »Ich schreie!«
    Das schlagendste Argument! »Es gibt einige Dinge wie sexuelle Identität und Grundsinne, die einfach nicht verändert werden können. Du kannst mir meine Nerven aus dem Körper schreien, aber du kannst mich nicht sehen lassen. Warum läßt du nicht wenigstens zu, daß wir mit Würde sterben?«
    Sie tat so, als würde sie darauf eingehen, doch jene kalte Willensströmung versiegte nicht. »Es ist durchaus möglich, die sexuelle Identität zu ändern, denn ich bin ein lebendes Beispiel. Es müßte doch möglich sein, die Informationskanäle und Impulse neu zu ordnen. Das besorgt das Gehirn. Man braucht dazu nur eine gewisse Disziplin. Wenn du mithilfst, dann müßte ich irgendwann sehen können - und du auch. In unseren Träumen tun wir es bereits. Wenn wir uns anstrengen...«
    »Nein!«
    »Aber Heem,

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